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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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daran erinnerte, dass sie ihn über die Kante geschubst hatte, musste sie ihm das ja nicht unbedingt auf die Nase binden.
    »Die Minen…«
    »Ja, eine von ihnen ist explodiert. Das Ungeheuer stand direkt daneben! Wir müssen hier weg! Beeil dich!«
    Sie humpelten über den Laufsteg. Von der Seite strömte der Fluss heran und ergoss sich in den hohlen Zwischenraum im Inneren des Damms. Als sie die Treppe erreichten, leckte ihnen das Wasser bereits an den Fersen. Emma wusste, dass der Druck den Damm zum Bersten bringen würde, wenn sich der gesamte Hohlraum mit Wasser gefüllt hatte. Und dann würde jeder, der sich noch auf dem Schiff der Gräfin befand, über die Klippe in den Tod gerissen werden.
    Aber Dr. Pym hatte Kate und die anderen bestimmt längst gerettet! Was nutzte einem ein Zauberer, wenn er nicht einmal ein paar Kinder von einem Schiff zaubern konnte?
    Ihr Unmut über ein mögliches Versagen von Dr. Pym lenkte sie von dem Schmerz in ihrem Knöchel ab, was beim Treppensteigen sehr hilfreich war. Sie hatten schon die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, als Gabriel plötzlich stehen blieb.
    »Gabriel, was ist denn los? Wir …«
    Und dann sah sie es: Das Untier kletterte durch die Rippen des Damms, sprang von einem gesplitterten Balken zum nächsten. Ihr Herz wurde schwer. Wie konnte man dieses Biest bloß vernichten?
    »Dein Bruder hatte recht. Es hat Angst vor Wasser.«
    Es dauerte einen Moment, bis Emma begriff, was er meinte,
und sich an ihr Gespräch in Gabriels Hütte erinnerte, das erst zwei Tage zurücklag, sich aber anfühlte, als habe es in einem anderen Leben stattgefunden. Michael hatte gesagt, dass die Gräfin das Untier womöglich auf dem Schiff hielt, weil es Angst vor Wasser hatte. Und als sich jetzt ein neuer Spalt in der Vorderseite des Damms auftat und eine weitere Wasserfontäne durch das Loch spritzte, heulte die Kreatur auf und brachte sich schnell vor dem Wasser in Sicherheit.
    Aber trotzdem kletterte sie unbeirrt weiter.
    »Wir müssen uns beeilen! «, schrie Emma. »Ansonsten ist es vor uns an der Tür!«
    Gabriel nickte und hob Emma mit seinem gesunden Arm auf seine Schultern. Er nahm drei Stufen auf einmal.
    Je höher sie kamen, desto stärker zitterte und schwankte der Damm. Höher und höher hasteten sie, begleitet von Knacken und Stöhnen und Knirschen, von dem Donnern des Wassers, dem Geräusch berstenden Holzes. Aber so schnell Gabriel auch hinaufstieg, das Untier hielt mit ihnen Schritt. Wieder und wieder schloss es auf, aber jedes Mal zwang ein neuer Wasserstrahl es zurück.
    In Gedanken trieb Emma Gabriel zu noch größerer Eile an.
    Endlich hatten sie den obersten Treppenabsatz erreicht. Die Tür lag vor ihnen. Gabriel setzte Emma ab. Er keuchte und seine Kleider waren mit frischem Blut durchtränkt.
    »Komm weiter!«, schrie Emma. »Wir müssen uns beeilen!«
    »Ich komme nicht mit.«
    »Was soll das? Der Damm bricht gleich auseinander!«
    »Das Untier darf nicht entkommen. Wenn der Damm bricht, muss es ebenfalls vernichtet werden. Wasser ist die einzige Möglichkeit, es zu töten.«

    »Dann schließen wir die Tür ab! Wir sperren es ein!«
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Ich muss ganz sicher sein.«
    Emma geriet in Panik. Sie zitterte und fühlte die Tränen kommen. Wieder knackte und knirschte es bedrohlich. Der Absatz, auf dem sie standen, sackte ein Stück in die Tiefe.
    »Nein! Du … das ist verrückt! Das lasse ich nicht zu!«
    Gabriel kniete sich hin, sodass ihre Gesichter auf einer Höhe waren. »Ich muss es tun. Oder jedes Lebewesen, das in Zukunft von diesem Untier getötet wird, lastet mir auf der Seele. Das Leben stellt uns vor verschiedene Aufgaben und dies hier ist meine Verantwortung.«
    »Aber du … du …« Sie weinte jetzt hemmungslos, aber es war ihr egal. Sie musste ihn dazu bringen, zu begreifen, dass er Unsinn redete, dass er mit ihr kommen musste, aber aus irgendeinem Grund stammelte sie bloß: »Das kannst du nicht … das darfst du nicht …«
    Gabriel legte ihr die Hand auf die Schulter und schaute ihr fest in die Augen.
    »Ich weiß nicht, was mit deinen Eltern passiert ist oder warum sie taten, was sie taten. Aber was mich betrifft, so hätte ich mir keine bessere Tochter wünschen können als dich.«
    Schluchzend fiel Emma Gabriel um den Hals. Sie sagte, dass sie ihn liebte, dass sie ihn niemals loslassen würde, dass ihr egal war, was er sagte. Sie liebte ihn.
    »Und ich liebe dich. Aber du musst gehen.« Und damit löste er ihre

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