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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Langford mittendurch geschnitten. Das war ein Anblick. Erst hat der Mann noch dagestanden und gewütet und im nächsten Augenblick war er in zwei Stücke zerlegt. Um die Wahrheit zu sagen, war Mr Langford nicht besonders beliebt. Er war ein hochnäsiger kleiner Kerl, aber trotzdem: Was für eine schreckliche Art zu sterben. Sein Mund bewegte sich noch, als der Oberkörper, vom Unterkörper getrennt, zu Boden fiel.«
    Kate und Emma saßen ganz still und wagten kaum zu atmen. Abraham schürte noch einmal das Feuer; er war mit seinen Gedanken in der Vergangenheit. »Wir haben Boten zu den Minen geschickt. Aber es war Nacht geworden, ehe die Männer zurückkehrten. Wir nahmen Fackeln und so viele Waffen, wie wir in die Finger bekommen konnten, und gingen über die Brücke. « Abraham lachte freudlos. »Was haben wir uns nur dabei gedacht? Wir waren keine Kämpfer. Und sie war eine böse Hexe mit einer Horde Dämonenkriegern. Es war hoffnungslos.« Abraham schüttelte den Kopf. »Sie kam uns auf der Treppe vor dem Haus entgegen. Drei Kreischer waren bei ihr. Aber sie musste nur ihre kleinen Hände heben, so etwa« – Abraham hob die Hand, mit der Handfläche nach außen – »und alles stand still. Dann sagte sie mit dieser hohen, süßen Stimme: ›Ich habe eure Kinder da drinnen. An jeder kleinen Kehle sitzt ein Messer. Sie sind tot, noch bevor ihr das Haus betreten könnt.‹ Oh, ich sage euch, die Stille war entsetzlich. Keine Seele rührte sich. Die
beiden Hälften von Mr Langford lagen immer noch auf der Treppe, und sie schaute uns an, so schön und so schrecklich im Licht der Fackeln. Dann sagte sie uns, dass es in den Bergen etwas gäbe, was sie haben wollte. Sie erklärte, wenn wir es fänden, würde sie uns die Kinder zurückgeben.«
    »Was haben Sie gemacht?«, fragte Emma atemlos.
    »Was glaubst du denn, Kind? Die Männer gingen in die Berge, begleitet von einem Trupp Kreischer, der sie bewachte. Die Frauen gingen wieder ins Dorf und sie blieb mit den Kindern im großen Haus.«
    Eine volle Minute lang sagte niemand etwas. Das einzige Geräusch war das Zischen und Knacken der Holzscheite im Kamin. Kate merkte, dass sie die Mappe so fest umklammert hielt, dass sie ihre Hände kaum lösen konnte. Sie bewegte sie mühsam und streckte die Finger.
    »Und niemand versuchte zu kämpfen?«, fragte Emma schließlich.
    »Ein paar schon. Ein Mann kann vor Sehnsucht nach seiner Frau und seinem Kind verzweifeln und den Verstand verlieren.«
    »Was passierte mit ihnen?«
    »Sie hatte ein Schiff. Das benutzte sie als schwimmendes Gefängnis für alle, die sich ihr widersetzten. In der Nacht konnte man die Schreie über den See schallen hören.« Abraham erschauerte. »Man sagt, dass sie den Menschen dort schreckliche Dinge antat. Ganz schreckliche Dinge.«
    Kate erinnerte sich, bei ihrer Reise in die Vergangenheit ein großes Schiff auf dem See gesehen zu haben. Das musste das besagte schwimmende Gefängnis gewesen sein.
    »Wonach hat sie gesucht?«
    »Das hat sie nie gesagt. Aber man munkelte so einiges.«

    »Was munkelte man?«
    Abrahams Stimme war zu einem Flüstern geworden. »Die Leute behaupteten, es sei eine Art Buch. Ein großes Buch der Magie, das vor langer, langer Zeit in den Bergen vergraben wurde. Stellt euch vor«, sagte er und sprach noch leiser, so leise, dass Kate und Emma sich anstrengen mussten, ihn zu verstehen, »stellt euch vor, dass es etwas so Schreckliches und Furchteinflößendes gibt, dass man es vor den Menschen verstecken muss.«
    Kate warf Emma einen Blick zu. Die dunklen Augen ihrer Schwester waren kugelrund geworden. Beide dachten das Gleiche. War das Buch, das die Gräfin hatte haben wollen, ihr Buch? Aber sie hatten es im Haus gefunden. Es konnte unmöglich dasselbe sein.
    »Wie ist die Sache ausgegangen?«, fragte Emma.
    Abraham schüttelte den Kopf. »Mehr werde ich nicht sagen. Von mir aus könnt ihr mich in einen Molch verwandeln. Manche Dinge bleiben besser ungesagt.«
    »Bitte«, flehte Kate. »Wir müssen wissen, was mit den Kindern geschah.« Und dann sprach sie aus, was ihr Innerstes erzittern ließ. »Sie hat unseren Bruder.«
    »Was?!«
    »Er ist nicht krank. Er ist dortgeblieben. In der Vergangenheit … Ich habe ihn im Stich gelassen.«
    »Oh Gott …« Abraham fuhr sich mit seiner von Altersflecken übersäten Hand über das Gesicht. »Ja, jetzt weiß ich es wieder. Ich habe so viel verdrängt, aber an deinen Bruder erinnere ich mich.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich

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