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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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wollten nur herausfinden, wie viel Sie wissen. Glückwunsch, Sie haben die Prüfung bestanden.«
    Kate hielt das für eine völlig absurde Lüge, aber Abraham nickte bloß, als hätte er nichts anderes erwartet.
    Bitte sehr, dachte sie. »Abraham«, sagte Kate, »wir brauchen ein paar alte Fotos. Aus der Zeit, wo … sie hier war.«
    Trotz des fröhlichen kleinen Feuers im Kamin schien die Luft im Zimmer plötzlich kälter geworden zu sein.
    Abraham senkte die Stimme. »Ihr meint die Gräfin, nicht wahr? Was wollt ihr von ihr? Das waren üble Zeiten. Besser, man vergisst sie.«
    »Bitte, wir brauchen die Fotos ganz dringend!«
    »Und wenn Sie sie uns nicht geben, verwandeln wir Sie in eine Kröte.« Emma verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, funkelte Abraham an und wackelte mit dem Zeigefinger. Der alte Mann sprang förmlich aus dem Sessel und hastete zu einer
Truhe an der Wand, riss den Deckel auf und fing an, den Inhalt zu durchwühlen.
    Kate warf Emma einen vorwurfsvollen Blick zu.
    Emma zuckte mit den Schultern. »Hat doch geklappt.«
    Abraham kehrte mit einer dicken Ledermappe voller Fotos zurück.
    »Sie hat mich zu ihrem offiziellen Fotografen ernannt, müsst ihr wissen. Ein eitles Geschöpf war sie. Hat ständig gesagt, ich müsse ihre Schönheit für die Nachwelt erhalten.« Er schnaubte und reichte Kate die Mappe. »Ihr könnt den Kram behalten. Ich bin froh, wenn ich ihn los bin.«
    Kate warf einen Blick hinein. Es waren Hunderte von Fotos. Da musste doch eins dabei sein, das sie in die Zeit zurückbringen würde, in der Michael war.
    »Abraham, wer war die Gräfin? Ist sie der Grund, dass Cambridge Falls so wurde, wie es ist?«
    Abraham sah so aus, als hätte er die Antwort am liebsten verweigert, aber Emma verengte ihre Augen, und er hob abwehrend die Hände. »Gut, gut, ich sage euch, was ich weiß. Aber wer sie war und woher sie kam, weiß ich wirklich nicht. Sie tauchte mit fünfzig von diesen lebenden Leichen in Cambridge Falls auf. Kreischer, so nannten die Kinder sie. Ich weiß noch, dass einer von denen euch damals vor fünfzehn Jahren am See entdeckte, also wisst ihr, was für entsetzliche, grausame Kreaturen das sind.« Ein Holzscheit zischte und knackte, und Abraham wandte sich kurz um, um das Feuer zu schüren. Als er fortfuhr, war seine Stimme leise geworden.
    »Es war Sommer. Ein herrlicher Tag. Keine Wolke am Himmel. Die meisten Männer waren in den Minen. Das ist ein zweistündiger Fußmarsch hinein in die Berge. Nur die Frauen
und Kinder waren im Dorf. Und ich, dank meines schlimmen Beins.« Mit der Hand rieb er geistesabwesend darüber. »Ich war bei meinem Cousin zu Besuch, als ich diesen Schrei hörte. So etwas hatte ich noch nie gehört. Hat mir glatt den Atem geraubt. Ich bin hinausgerannt und sah, wie eins von diesen Ungeheuern einen Jungen die Straße entlanggehetzt hat. Hat ihn geschnappt und weggetragen, noch ehe ich etwas sagen konnte. Ich bin ihnen bis zum Marktplatz gefolgt. Und ich konnte nicht glauben, was ich da sah: Überall Kinder! Und diese Kreischer. Sie hatten die Schwerter gezückt und trieben die Mütter zurück, trennten sie von ihren Kindern. Und da sah ich das goldene Haar zwischen all der Schwärze leuchten. Sie sagte etwas zu den Kreischern, und die trieben die Kinder wie Schafe vor sich her, zur Schlucht und auf die andere Seite der Brücke. Ich folgte ihnen, gemeinsam mit den Frauen, die heulten und jammerten und …«
    Abraham verstummte. Er schaute Kate an.
    »Geht es Ihnen gut, Miss?«
    »Dein Gesicht ist ganz weiß«, bemerkte Emma.
    »Alles… alles in Ordnung«, stammelte Kate. »Bitte erzählen Sie weiter.«
    Aber nichts war in Ordnung. Sie musste an die Kinder denken, wie verängstigt sie gewesen waren und dass sie Michael in der Hand dieser Kreaturen zurückgelassen hatten …
    »Bitte. Es geht mir gut.«
    Abraham nickte und trank einen Schluck aus seinem Glas.
    »Nun, damals wohnte der alte Mr Langford in dem großen Haus. Er war ein winziger Kerl, so wahr ich hier stehe. Und stinkreich noch dazu. Seiner Familie hatten die Minen seit Ewigkeiten gehört. Und er kommt aus dem Haus und stellt
sich oben auf die Treppe, als sie mit diesen Ungeheuern und den ganzen weinenden Kindern ankommt. Er fragt sie, was sie sich einbilden würde, dies sei Privateigentum und so weiter, und ob sie wüsste, wer er sei, als sie plötzlich dieses kleine Kichern ausstößt, und bevor man noch ›Schokoladenpudding‹ sagen konnte, hatte einer von diesen Kreischern Mr

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