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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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es wird dir nicht folgen, bis dein Herz geheilt ist. Ich hoffe, ich habe dir das gegeben, was dazu nötig ist.«
    Ehe Kate noch fragen konnte, was das zu bedeuten habe, schleppten die Wachen ihn weg.
    »Bringt mir die Gören«, knurrte Hamish. »Und irgendjemand soll Fergus wecken.«

KAPITEL 14
Granny Peet
    »Komm schon, wach auf, wach auf! Tu nicht so, als ob du noch schlafen würdest …«
    Emma stöhnte und vergrub sich in den steifen, schweren Decken. Sie lag in einer Art Halbdämmer, während eine Frauenstimme sie vorwurfsvoll aufforderte, endlich aufzustehen. Ihr erster Gedanke war, dass die Stimme Miss Sallow gehörte, der zänkischen Haushälterin in Dr. Pyms Waisenhaus. Allerdings hatte die Stimme sie nicht mit »Eure Majestät« angesprochen. Abgesehen davon würde das bedeuten, dass alles nur ein Traum gewesen war: dass sie das Buch gefunden hatten und in die Vergangenheit gereist waren, dass sie der Gräfin und Gabriel begegnet waren – alles nur ein Traum. Aber es war so wirklich gewesen ! Es war … Was war denn das für ein Geruch?
    Sie öffnete die Augen und sah, dass sie im Dämmerlicht einer Holzhütte lag. Die Luft war rauchgeschwängert und stickig, der Boden bestand aus festgetretener Erde, und was sie für Decken
gehalten hatte, waren in Wirklichkeit Tierfelle. Sie drehte den Kopf. In der Mitte des Raums hockte ein dürrer Junge mit dem Rücken zu ihr am Feuer und rührte in einem Eisentopf. Aus dem Topf stieg ein Duft nach gekochtem Fleisch und Gemüse.
    Okay, dachte Emma, also war es kein Traum.
    »Na, sieh mal einer an. Setz dich auf. Du bist nicht tot. Noch nicht, jedenfalls.«
    Die Person, die gesprochen hatte, trat hinter dem Bett hervor, auf dem Emma lag. Es war eine sehr dicke, sehr alte Frau mit einer Flut zerzauster grauer Haare und einem Gesicht, in das sich mehr Falten und Furchen eingegraben hatten, als Emma je gesehen hatte. Die Hände der Frau waren vor Arthritis krumm und verkrampft und unter ihren gelben, klauenartigen Fingernägeln klebte Dreck. Sie trug ein altes schwarzes Kleid, einen schwarzen Schal und mindestens ein Dutzend langer Halsketten mit Talismanen – Federn, Perlen, winzige Tiegel und Fläschchen und einige kleine, wunderschöne Holzkästchen. Als sich Emma erhob, fiel ihr Blick auf die ausgelatschten Hirschledermokassins, in denen die Füße der Alten steckten. Die Halsketten klingelten leise. Wenn Emma die Frau auf der Straße gesehen hätte, hätte sie sie für eine verrückte Landstreicherin gehalten. Und wenn sie ehrlich war, hielt sie die Frau auch jetzt für so etwas Ähnliches.
    Sie zuckte zurück, als die Greisin die Hand nach ihr ausstreckte. »Wer sind Sie? Wo bin ich? Wo ist Gabriel? Rühren Sie mich nicht an!«
    »Du bist aber eine Zimperliese.«
    »Passen Sie bloß auf, oder Gabriel macht Sie platt, wenn er zurückkommt!«
    »Gabriel, Gabriel! Er hat mir gesagt, dass du eine Kämpferin
bist, oh ja, das hat er.« Die alte Frau sprach in einer Art murmelndem Singsang.
    »Gabriel hat mich hergebracht?«, fragte Emma und entspannte sich ein bisschen.
    »Glaubst du, du wärst sonst noch am Leben und könntest mit mir streiten? Ach, du erinnerst dich nicht mehr? Dann denk nach.«
    Und wie ein Blitz war Emmas Gedächtnis wieder da.
    Sie stand am Rand des Abgrunds … fühlte den plötzlichen heißen Schmerz … schaute nach unten und sah das gefiederte Ende des Pfeils in ihrem Körper … spürte das Fieber durch ihre Adern rasen, während Gabriel sie durch das Labyrinth trug. Instinktiv griff sie sich an den Bauch.
    »Aber, aber«, sagte die alte Frau. »Lass Granny das machen.«
    Sie zog Emmas Hemd nach oben. Emma bemerkte erst jetzt, dass man ihr frische Sachen angezogen hatte, die sich fremdartig anfühlten. Ein paar Zentimeter seitlich von ihrem Bauchnabel klebte ein hart gewordener Schlammklumpen. Mit ihren gelben Nägeln kratzte die alte Frau am Rand und der Schlamm löste sich in kleinen Bröckchen. Emma starrte auf ihren Bauch, entsetzt und fasziniert zugleich. Sie erwartete halb, ein riesiges Loch in ihrem Leib zu sehen. Aber als die letzte Schicht Schlamm abgekratzt war, sah sie lediglich eine kleine rosafarbene Narbe.
    »Hm«, sagte die alte Frau. »Gute Arbeit, wirklich gute Arbeit. «
    Emma war sprachlos. »Aber wie … ?«
    »Ich weiß so dies und das, oh ja; die alte Granny Peet weiß so dies und das«, murmelte die Frau. Sie schlurfte davon und kicherte dabei leise vor sich hin.

    »Ich will … oh!« Ein Schwindelgefühl packte Emma und

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