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Emil

Emil

Titel: Emil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dror Burstein
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prüfend zu betrachten. Das Licht des Helms strahlte ihm entgegen. Er richtete sich ein wenig das Haar. Und als er sich umblickte, war da bereits das Kind.
    Das Kind saß auf einem hohen Stuhl, in einen sehr großen Mantel eingehüllt wie in eine Decke, in den Händen eine Handkasse, wie man sie für Eintrittskarten und Geld benutzt, es war an ein ziemlich dichtes Gitter gelehnt, durch das man tatsächlich im Halbdunkel einige Gräber und ein großes Wandgemälde ausmachen konnte. Erst jetzt merkte Joel, dass das Kind mit dem Kopf ans Gitter gestützt schlief. Von seinem Bruder war nichts zu sehen. Joel stand still. Hatte Angst, ein Wort zu sagen, um das Kind nicht aufzuwecken und mit seinem Anblick zu erschrecken. Obgleich es sicher an gelegentliche Besucher gewöhnt war. Es war vielleicht zehn, dunkelhäutig, jedoch nicht so sehr wie der Vater. Sein ziemlich helles, glattes Haar verriet, dass seine Mutter eine Weiße war. Ein kalter Wassertropfen klatschte von der Decke auf Joels Helm. Unter dem Hocker des Jungen lag ein Paar kleine Krücken.
    Joel stand stumm da. Lieber wollte er auf die Rückkehr des Vaters warten. Es nicht aufwecken. Ohnehin war das Eingangsgitter noch verschlossen. Auf die Erläuterungen konnte er verzichten. Wie hätte das Kind überhaupt etwas erklären können? Sprach es Englisch? Unsinn.
    Plötzlich vernahm er hinter sich eine Stimme. Er verspürte Erleichterung, der Vater ist wirklich zurückgekommen, dachte er, gerade erst fünf Minuten waren vergangen. Das Klappern von Holzsandalen näherte sich über den Gang, und Joel wollte den Vater warnen, das Kind nicht aufzuwecken. Zu seiner Überraschung war es jedoch nicht Frederic, sondern eine hellhäutige, deutsch aussehende Frau, und Joel war sogleich klar, dass sie die Mutter des Kindes war. Die Frau bat um Entschuldigung, Frederic sei oben aufgehalten worden, habe ihn nicht warten lassen wollen, hier sei auf jeden Fall der Schlüssel.
    Die Frau merkte, dass das Kind schlief. Trat näher und legte ihre Hand auf seinen Kopf. Das Kind öffnete die Augen und sah Joel einen Augenblick lang blinzelnd an, als ob es noch träume. Joel verdeckte die Helmlampe mit der Hand und lächelte. Das Kind öffnete die Handkasse und reichte ihm eine Eintrittskarte. Ein sehr alt aussehendes, ganz offensichtlich nicht zu diesem Ort gehörendes Ticket, auf dem ein Preis in Lire aufgedruckt war. Aber das störte ihn nicht. Er reichte dem Kind eine Hunderternote. Das Kind gab ihm einen Fünfziger heraus und klappte die Kasse wieder zu.
    Auf der Wandzeichnung war eine Frau in einem Zelt, dessen Innenseite einer Steinmauer glich, zu ihren beiden Seiten symmetrisch Engel, die die Zeltwand öffneten oder schlossen. Ihre Lider waren leicht gesenkt, eine Hand wies auf einen Schlitz in ihrem Kleid, die zweite Hand ruhte abgewinkelt an der Hüfte. Joel trat ein, machte zunächst ein paar Schritte zwischen den Gräbern und bemühte sich, nicht auf die Uhr zu sehen. Die Gräber waren mit Blumen- und Tierzeichnungen geschmückt, und nachdem er sie anstandshalber ein wenig betrachtet hatte, trat er näher an die Wand heran. Seine Nase berührte fast das große Gemälde. Die Farben waren lebendig und schienen frisch, als würden sie verschmieren, wenn man sie berührte. Er blickte verstohlen nach hinten. Die Mutter und das Kind wirkten gelangweilt und beachteten ihn nicht. Der Strahl der Lampe bohrte sich in den Mund der Frau. Joel hob langsam die Hand, bedacht, sie mit seinem Körper zu verdecken. Er streckte einen Finger nach der Frau im Gemälde aus, deren halbgeschlossene Augen, die etwas höher waren als die seinen, ihn unmittelbar anzublicken schienen. Er führte seinen Zeigefinger an den weißen Schlitz in ihrem Kleid. Strich mit dem Finger auf und ab über das Weiß. Ein raues Weiß, murmelte er. Raues Weiß. Mit seinem ganzen Körper stand er ganz nahe. Am liebsten hätte er die Arme ausgebreitet und mit seinen Handflächen die Gesichter der beiden Engel bedeckt. Seine Lippen auf den Kleiderschlitz gedrückt. Nah, wie er stand, konnte er nichts sehen, wollte auch nichts sehen. Da betätigte jemand eine Alarmanlage, oder sie war durch ein elektronisches Auge von selbst verspätet angegangen, und Joel wich zurück, hin zu den missbilligenden Blicken der Deutschen und des Kindes. Die Deutsche kam näher und zog ihn von dort weg, um das enervierende Schrillen zum Aufhören zu bringen.
    Aus der Hemdtasche des Kindes sah Joel Emils Zeichnung auf dem herausgerissenen

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