Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emilia - Herzbeben

Emilia - Herzbeben

Titel: Emilia - Herzbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
Vom Netzwerk:
Keller? Leise öffnete sie eine Schublade desNachtschranks und lugte hinein. Sie war leer. Als sie aber so vorn über gebeugt vor dem Bett stand, sah sie etwas unter dem Kopfkissen hervorblitzen. Es sah aus, wie ein Foto. Sie zog es hervor und ließ sich schließlich vor Verwunderung auf das Bett sinken. Auf dem Foto war sie zu sehen! Gemeinsam mit ihrer Mutter. Sie lagen sich in den Armen. Mia konnte sich an diesen Moment noch erinnern. Er war gar nicht so lange her. Vielleicht ein paar Monate. Das Foto war in ihrem Haus aufgenommen worden, was schlicht unmöglich war. In ihrer Familie machte niemals jemand Fotos! Sie ging nachdenklich wieder zur Treppe. Das Foto steckte sie sich in die Hosentasche. Doch bevor sie hinauf ging, warf sie noch einen Blick in die andere Hälfte des Kellers. Dort stand eine Werkbank, Stühle, Holz lag auf dem Boden gestapelt und ein recht großer Schrank stand hinten an der Wand. Mia ging schnell hinüber, um auch dort einen kurzen Blick hinein zu werfen, doch sie erschrak dabei so sehr, dass sie ihn sofort wieder zu schlug. Ihr Großvater hatte sie nicht nur angelogen, sondern hemmungslos untertrieben! Er hatte nicht eine Waffe in seinem Keller, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein, er hatte ein ganzes Waffen arsenal ! Hier! In diesem Schrank! Da hatten mindestens drei Schrotflinten, mehrere kleinere Revolver, Messer und andere scharfkantige Waffen drinnen gehangen. Mia lief schnell die Treppe hinauf, schloss die Kellertür und rannte in ihr Zimmer. Ihre Mutter telefonierte immer noch vor dem Haus.
    Als sie ihre Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen und atmete hastig ein und aus. Was war hier los? Was tat ihr Großvater mit so vielen Waffen? Und warum hatte er sie, was den Keller anging, belogen? Wollte er nicht, dass sie dieses Bett fand? Oder die Waffen? Natürlich wollte er nicht, dass sie diese Waffen fand! Es war irre so viele Waffen zu besitzen! Und illegal dazu! Mia wurde übel. Sie waren sich so sicher gewesen, dass sie niemals diesen Keller betreten würde. Sie betrat nie den Keller eines Hauses. Dazu hatte sie viel zu viel Angst vor Spinnen. Sie hätten ihn besser abschließen sollen, dachte sie sich. Schließlich war sie nicht blöd. Sie hatte schon von Anfang an gespürt, dass hier etwas Seltsames vor sich ging.
    Erst, als sich Mia ein wenig beruhigt hatte und auf ihr Bettzuging, bemerkte sie, dass dort ein Paket lag. Es war an sie addressiert. Von ihrem Vater. Schnell nahm sie eine Schere vom Schreibtisch und öffnete es. Ihr Geschenk lag darin! Sie sah sofort das rote Geschenkpapier. In der Karte, die darauf geklebt war, stand:
    Das hast du liegenlassen. Mach es ruhig schon auf, Mia. Es ist für deine Geschichten.
    Ich hab dich lieb,
    Papa
    Mia riss sofort das Geschenkpapier ab und hielt schließlich ein weißes Buch in der Hand. Es war ein silbernes Herz aufgedruckt. Ein offenes Herz. Die Enden führten nicht zusammen, sondern gingen in großen Kringeln auseinander. Es sah ungewöhnlich aus. Aber wunderschön. Sie fuhr mit dem Finger über die silbernen Linien und seufzte. »Für meine Geschichten«, flüsterte sie. Doch sie hatte das erste Mal in ihrem Leben nicht das Bedürfnis, in eine Geschichte abzutauchen und die Realität damit auszublenden. Denn die spannendste Geschichte, so verwirrend und erschreckend sie auch war, fand gerade direkt vor ihrer Nase statt. Sie nahm den Stift, der mit einem Geschenkband an das Buch geknotet war, schlug die erste leere Seite auf und schrieb das heutige Datum auf das Blatt. Sie hatte noch nie in ihrem Leben Tagebuch geführt. Doch es erschien ihr angesichts der Situation sinnvoll alles aufzuschreiben, was sie bisher in dieser Stadt erlebt und herausgefunden hatte. Sie fing bei ihren neuen, falschen Freunden an, notierte alles, was sie über diese Schule und den P-Bereich in Erfahrung gebracht hatte, schrieb ihr Erlebnis mit dem Einbrecher nieder, berichtete ausführlich über das Busunglück und den Keller dieses Hauses und schloss mit dem Unwetter ab, das sich momentan wie ein roter Faden durch ihr Leben zog. Sieversuchte zwischen all diesen Erlebnissen und Informationen irgendwelche Zusammenhänge zu sehen, doch das Einzige, das ihr plausibel erschien, war die Angststörung ihrer Mutter, deren Ursprung wohl in dieser Stadt lag. Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht nur einem kleinen Geheimnis auf der Spur war, sondern etwas Großem. Und obwohl ihre Neugier und eine wilde Entschlossenheit in ihr

Weitere Kostenlose Bücher