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Emilia - Herzbeben

Emilia - Herzbeben

Titel: Emilia - Herzbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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dieses Phänomen bewerkstelligte. Ihr ging einfach zu viel durch den Kopf.
    Als Mike mit seinen Gedanken einen Papierflieger faltete und ihn durch die Luft fliegen ließ, wurde ihr plötzlich schwindelig. Alles drehte sich vor ihr. Sie kniff die Augen zu und holte tief Luft. Doch es wurde nicht besser. Ihr wurde heiß. Kochend heiß. Atmen , sagte sie zu sich selbst. Atmen . Als sie wieder die Augen öffnete, sah sie kleine Lichtblitze hin und her zucken. Sie wich erschrocken mit dem Kopf zurück, in dem es immer heftiger zu hämmern begann. In ihrem Bauch, direkt unter ihren Rippenbögen, fühlte es sich an, als sei dort ein Feuer ausgebrochen. Es brannte, so heiß war es. Und ihr Herz begann wieder so seltsam zu beben. Dannbegannen ihre Finger zu kribbeln. Mia stand erschrocken auf und taumelte rückwärts zum Fenster. Dann öffnete sie es und hielt ihren heißen Kopf hinaus.
    »Mia? Alles okay?« Nadja kam zu ihr und legte eine Hand auf ihren Rücken. Doch das machte es nur noch schlimmer. Dort, wo ihre Hand ihren Körper berührte, begann es ebenfalls vor Hitze zu brennen.
    »Lass … mich«, hauchte sie und holte immer wieder tief Luft. Sie spürte, wie sich Schweißperlen auf ihrer Stirn sammelten und an ihren Schläfen hinunter liefen.
    Nadja ließ sie los und rief den Lehrer. Er kam sofort angelaufen und berührte Mia ebenfalls. Mia schlug seine Hand wütend weg und schnaufte. Ihr Körper bebte und zitterte. Und nun begannen auch ihre Knochen zu schmerzen. Es war ein brennender, stechender Schmerz, der sie aufstöhnen ließ. Sie biss die Zähne zusammen und kniff vor Schmerzen die Augen zu.
    »Mia, was ist mit dir?«, rief Nadja ängstlich.
    Irgendetwas geschah mit ihr. Irgendetwas Seltsames. Sie spürte etwas in sich aufsteigen. Etwas kochend Heißes stieg von ihrem Unterbauch bis zu ihrem Kopf hinauf. Immer wieder. Wie Wellen aus Feuer. Sie hielt sich an dem Fensterrahmen fest und griff so fest in das Holz, dass es unter ihren Fingern zersplitterte. Nadja sah erschrocken zu, wie der Rahmen unter Mias Griff in seine Einzelteile zerfiel und sich die Splitter in ihre Hände bohrten. Sie versuchte ihren Griff zu lösen, doch ihre Hände waren wie aus Stein.
    »Mia, las los!!«, schrie sie sie an.
    Auf einmal hörte sie Schritte. Und die Tür schlug auf. Es wurde unruhig. Ein Raunen ging durch den Klassenraum. Und sie hörte laute Geräusche. Poltern, das Brechen von Holz. Manche Schüler sprangen auf und wichen in die hintersten Ecken zurück. Angst lag in der Luft. Sie konnte sie riechen. Warum konnte sie genau wahrnehmen, was sich hinter ihrem Rücken abspielte? Sie konnte spüren, wie jemand den Raum betrat. Jemand Großes. Selbst Nadja wich aus. Und auch Mike. Und auf einmal wurde es still in Mias Kopf. Ihr Körper entspannte sich und wurde ganz weich. Es fühlte sich an, als sei sie über die Schmerzgrenze hinaus, als sei sie unterSchmerzen einen Berg hinauf geklettert und hatte nun die Spitze erreicht. Hier war alles friedlich. Sie fühlte sich plötzlich, als würde sie schweben. Die Anspannung ebbte ab, die Schmerzen ließen nach und das Feuer erlosch. Sie ließ den Fensterrahmen los, spürte, wie ihr die Splitter aus den Händen rieselten und stolperte zurück. In diesem Moment spürte sie, dass sie schon die ganze Zeit von jemandem gehalten wurde. Und deshalb fiel sie auch nicht, als sie das Bewusstsein verlor. Sie schwebte. Wie eine Feder auf gewaltigen Schwingen. Sicher. Geborgen. Und weit weit weg.

17
    Dieser Moment ließ sie alle erstarren. Er fuhr ihnen in die Glieder wie ein Feuersturm. Heiß, gefährlich und unaufhaltsam. Egal, wo sie waren, was sie taten oder wem sie angehörten, die Kraft, die sie abermals zu spüren bekamen, erschütterte sie alle. Überall auf der Welt. Sie standen still, so wie die Zeit still stand und ihre Blicke reisten in die Ferne. Denn sie fühlten, dass etwas auf sie zu kam. Etwas, das größer war, als sie selbst.
    Kell und Malina richteten sich mit blutbespritzten Gesichtern auf und ließen den leblosen Körper fallen, den sie zerrissen hatten. Ihre Blicke richteten sich auf die Tür, die wieder hinaus auf die Straße führte. Etwas bebte in ihnen. Wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Doch es war nicht nur die altbekannte Gefahr, die sie spürten und die Angor und seinesgleichen solche Angst machte. Es war etwas Größeres. Viel, viel größer. Kell wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und sah seine Schwester an. Ihre Blicke sagten beide

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