Emily, allein
wo sie wie ein Sträfling über ihre Sünden nachdenken sollte, doch stattdessen die Zeit dazu nutzte, ihre Argumente zu schärfen - sinnlos, da ihr Vater, wenn er nach Hause kam, nur an einer echten Entschuldigung interessiert war. Sie hatte lernen müssen, eine gehorsame Tochter zu sein, und dachte, dass sich nicht viel geändert hatte. Wenn sie ihren Willen nicht bekam, schmollte sie immer noch wie ein Kind.
Es sah aus, als hätte sie eine kluge Entscheidung getroffen. Als sie Arlene am Donnerstag abholte, wirkte der Himmel unentschlossen. Kaum hatten sie einen Parkplatz gefunden, knatterten die Transparente in der Stanwix Street schon wie Segel. Der Wind kam direkt den Ohio herauf, blies den Sprühnebel vom Springbrunnen über den Platz und färbte den Beton dunkel.
«Das gefällt mir nicht», sagte Arlene und deutete auf die Wolkenwand, die hinter dem Mount Washington aufzog.
«Sie haben vereinzelte Gewitter gemeldet», erwiderte Emily. «Bis heute Mittag könnte sich das wieder gelegt haben.»
Sie hatten unglaublich viel Geld fürs Parken bezahlt, deshalb kam es nicht in Frage zurückzufahren. Trotz des Windes war es draußen warm, und auf dem Hauptweg wimmelte es von Menschen. Sie schlenderten an den Ständen entlang und stöberten auf den überladenen Tischen. Verwaschene Aquarelle und Skulpturen aus Kleiderbügeln, Weidenkörbe und Kränze und jede Menge Auslagekästchen mit klobigem Schmuck. Es war wie ein Flohmarkt ohne Schnäppchen. Umgeben von so vielen eklatanten Beispielen, entspann sich zwischen ihnen eine lebhafte Diskussion darüber, was Kunst, was Kunsthandwerk und was einfach nur schlecht war. Doch die Kuchen aus Bioäpfeln und Vollkornmehl sahen gut aus und waren im Vergleich zu den Kuchen der Amish in Chautauqua wirklich preiswert. Vor dem Hilton spielte ein stilvolles Jazztrio, eine willkommene Abwechslung zu der üblichen unmelodischen Folkmusic, und sie blieben stehen, um Crepes zu essen und ein Glas Wein zu trinken, beobachteten, wie sich ein Schleppkahn mit seiner Kohlenladung flussaufwärts schob, ein Anblick, der Emily stets Pittsburghs und damit auch ihren Platz in der Welt bestätigte. Nach dem Mittagessen kam, wie sie so unbekümmert vorhergesagt hatte, die Sonne heraus, und auch wenn sie halb wünschte, zu Hause zu sein, fanden sie und Arlene ein paar hübsche Sandsteinuntersetzer und ein paar wirklich gelungene Lampen aus Iron-City-Bierdosen, denen sie nur schwer widerstehen konnten. Alles in allem, das musste sie zugeben, hatte sie sich gut amüsiert, und um ihrer unsterblichen Seele willen war sie froh, dass es nicht geregnet hatte.
Am nächsten Tag goss es natürlich in Strömen.
Tubby Taters
So wie Emily jahrelang, auf die Gefahr hin zu sterben, stetig abgenommen hatte, hatte Rufus stetig zugenommen. Er war schon immer gefräßig gewesen, bettelte und schnorrte ständig und fraß für sein Leben gern Abfälle. Emily fand es nur natürlich, dass er durch seinen trägeren Stoffwechsel dicker geworden war, da er den ganzen Tag nichts anderes tat, als zu schlafen. Morgens postierte er sich auf der anderen Seite des Esszimmers, um die Sonne an der Verandatür zu genießen. In aller Seelenruhe lag er seitlich ausgestreckt in einem Lichtrhombus. Emily war damit beschäftigt, einjährige Pflanzen zu setzen, eilte mit schmutzigen Saatkisten rein und raus und fand seine schwabbelige Zufriedenheit provozierend. «Hey, Tubby», rief sie im Vorbeigehen. «Lebst du noch?»
Sie hatte ein Dutzend Namen, mit denen sie ihn hänselte. Big Boy. Le Grand Elephant. Mr. Toofus McBoofus. Er war schon immer ein Clown gewesen, und jetzt, wo er alt und mürrisch war, gab er ein leichtes Opfer ab.
Aber in letzter Zeit machte sie sich Sorgen um ihn. Betty war es auch aufgefallen. Sie meinte es völlig ernst: In den letzten paar Wochen schien er dicker geworden zu sein. Seine steifen Hüften waren mit Fett gepolstert, sein Hinterteil so breit wie ein Betkissen. Auf ihren Spaziergängen hechelte er schon, bevor sie die Ecke Sheridan Avenue erreichten, und wenn er nachts auf der Seite lag, gluckerte er, als sei seine Lunge voll Flüssigkeit. Seine Brust war schwer und kam Emily knubbeliger vor, doch Dr. Magnuson sagte, die harten Knoten unter seinem Fell seien bloß Fettzysten, das sei bei einem Springer Spaniel in seinem Alter nichts Ungewöhnliches. Wenn sie ihn von draußen hereinrief, kam er nicht mehr angerannt und tänzelte in Erwartung eines Hundekuchens herum, sondern tappte mit
Weitere Kostenlose Bücher