Emily, allein
gebraucht werden würde -, verlieh ihr eines strahlenden, trockenen Morgens nach dem Frühstück den Mut, ihre Handschuhe anzuziehen, Rufus zur Hintertür hinaus zu folgen und auf dem verzweigten Plattenweg, den Henry vor vierzig Jahren verlegt hatte, zur Seitentür der Garage zu gehen.
Rufus hörte die Schlüssel und lief voran.
«Sei nicht so aufgeregt. Wir wollen nur mal nachsehen.»
Als sie die Tür aufbekommen hatte, drängte er sich an ihr vorbei, und seine Nägel scharrten über den Betonboden.
«Verzeihung, dass ich im Weg gestanden habe.»
Drinnen war es kälter und feucht, der dunkle, geschlossene Kasten ein natürlicher Kühlschrank. Der Olds stand im Dämmerlicht, füllte die gesamte Fläche aus, und das Fenster auf der anderen Seite warf regelmäßige, längliche Lichtstreifen aufs Wagendach, das mit den Spuren von Buster, dem Kater der Coles, gesprenkelt war. Wie er hereingekommen war, blieb ein Rätsel, doch wie bei seinen gelegentlichen Morden an ihren gern gesehenen Besuchern, den Vögeln (oder ihren verhassten Feinden, den Wühlmäusen), versuchte sie schon seit langem nicht mehr, diese augenscheinliche Naturgewalt im Zaum zu halten. Aber musste er unbedingt überall hinpinkeln?
Sie drückte auf den Knopf, und das Garagentor öffnete sich rumpelnd auf quietschenden Stahlrollen und ließ das Tageslicht herein. Rufus flüchtete auf den Hof zwischen ihrer Garage und der der Coles und schnupperte an dem Abflussrost in der Mitte, den Kenneth und seine Freunde bei Basketballspielen jahrelang als Kreis für den Sprungball benutzt hatten.
Abgesehen von der dicken Staubschicht und den Spinnweben, die die Antenne zierten, sah der Wagen noch tadellos aus. Nach ihrem letzten Unfall hatte die Versicherung einen neuen Kühlergrill und eine neue Stoßstange bezahlt. Von der Werkstatt aus war sie vorsichtig nach Hause gefahren, hatte den Olds mit eingeschaltetem Warnblinklicht vorm Haus stehen lassen und Jim Cole gebeten, ihn für sie in die Garage zu fahren. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr vom Fleck bewegt.
Sie hatte die notwendigen Vorkehrungen zu seiner Einmottung getroffen - hatte das Handschuhfach, die Sitze und die Fußmatten buchstäblich mit Mottenkugeln bestückt wie einen alten Anzug, bevor man ihn in den Wandschrank hängt. Sie hatte die Batterie abgeklemmt, genau wie Henry jeden Winter beim Motorboot, doch sie befürchtete, dass sie mangels Gebrauch leer war. Einmal Starthilfe, und sie würde so gut wie neu sein.
Wie das Haus war auch die Garage in den zwanziger Jahren gebaut worden, und eigentlich passte kein größerer Wagen als ein Model T hinein. Der Abstand zwischen dem Olds und der Wand war so gering, dass sich Emily an dem Wagen vorbeidrücken musste wie auf einem schmalen Sims. Die Tür war abgeschlossen, damit er nicht gestohlen wurde. Als sie den Schlüssel drehte und der Türknopf ploppend hochsprang, kam Rufus angelaufen, als könnte sie ihn zurücklassen.
«Gut», sagte Emily, und er zwängte sich vorbei, sprang auf den Vordersitz und nahm seinen Platz als Beifahrer ein. Sie bückte sich, griff unters Armaturenbrett, bis sie den Hebel zur Entriegelung der Motorhaube fand, zog mit dumpfem Geräusch daran und schlug dann die Tür zu.
Ihre Erinnerung hatte sie getäuscht. Die Batterie war gar nicht abgeklemmt. Sie war verschwunden.
«Das wird ja immer seltsamer.»
Sie konnte sich nur im Keller unter Henrys Werkbank befinden. Genau dort fanden Emily und Rufus sie auch, gekennzeichnet mit einem Zettel in Emilys eigener Handschrift. Sie oder vielleicht auch Jim Cole war so vorausschauend gewesen, sie ins Haus zu bringen, damit sie nicht einfror. Vielleicht funktionierte sie sogar noch, doch sie war so schwer, dass Emily sie nicht nach oben, geschweige denn durch den Garten schleppen konnte. Es war Dienstag - Jim war an der Universität. Hoffentlich war Marcia zu Hause, sonst war Emily aufgeschmissen.
Marcias Honda-Hybridwagen stand vor dem Haus, deshalb überquerte Emily die Einfahrt und klingelte. Von ihren neuen Nachbarn waren die Coles am entgegenkommendsten - sie waren die Einzigen, auf die sie zählen konnte, seit es die alte Clique nicht mehr gab -, doch sie bemühte sich, sie nicht zu oft zu belästigen. Als Marcia in Jogginghose und Hausschuhen an die Tür kam, ihr Haar ganz zerzaust, als wäre sie krank, hatte Emily das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen, bevor sie ihr Problem erklärte.
«Tut mir leid, aber ich bin inzwischen ein richtiger Schwächling.»
«Wirklich
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