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Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Titel: Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brontë
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Holzleiter herunter, die in einer Luke im Dach mündete, vermutlich der Aufstieg in seine Bodenkammer. Er warf einen finsteren Blick auf die kleine Flamme, die ich zu einem Flackern auf dem Rost angefacht hatte, stiess die Katze von ihrer erhöhten Lagerstätte, setzte sich auf den frei gewordenen Platz und machte sich daran, eine dreizöllige Pfeife mit Tabak zu stopfen. Meine Anwesenheit in seinem Heiligtum galt ihm augenscheinlich als Zudringlichkeit, viel zu schändlich, auch nur bemerkt zu werden. Schweigend nahm er die Pfeife zwischen die Lippen, verschränkte die Arme und paffte. Ich überließ ihn diesem Genuss ungestört; nachdem er das letzte Rauchwölkchen herausgezogen und einen tiefen Seufzer ausgestoßen hatte, stand er auf und verschwand ebenso ernsthaft, wie er gekommen war.
    Dann näherten sich leichtere Schritte, und ich öffnete schon den Mund, um guten Morgen zu sagen, schloss ihn jedoch wieder, ohne mein Vorhaben auszuführen, denn Hareton Earnshaw verrichtete sein Morgengebet sotto voce mit einer Reihe von Flüchen, die er jedem Gegenstand entgegenschleuderte, den er berührte, während er eine Ecke nach einem Spaten oder einer Schippe durchstöberte, um die Schneewehen wegzuschaufeln. Er blickte über die Lehne der Bank, blähte die Nüstern und tauschte ebensowenig Höflichkeiten mit mir wie mit meiner Gefährtin, der Katze. Ich schloss aus seinen Vorbereitungen, dass ich jetzt hinausgehen könne, verließ mein hartes Lager und machte Anstalten, ihm zu folgen. Das bemerkte er und stiess mit dem Ende des Spatens an eine ins Innere führende Tür, mit einem undeutlichen Grunzen andeutend, dass ich dorthin gehen müsse, wenn ich meinen Platz zu wechseln wünsche.
    Die Tür führte in das ›Haus‹, wo die Frauen bereits tätig waren. Zillah trieb mit einem riesigen Blasebalg funken-sprühende Flammen in den Schornstein hinauf, und Mrs. Heathcliff kniete am Kamin und las beim Feuerschein in einem Buch. Sie schützte ihre Augen mit der Hand vor der Ofenhitze und schien in ihre Beschäftigung versunken, die sie nur unterbrach, um die Magd zu schelten, wenn sie sie mit Funken übersprühte, oder um dann und wann einen Hund wegzustoßen, der gar zu vorwitzig in ihr Gesicht schnüffelte. Es überraschte mich, auch Heathcliff dort zu sehen. Er stand am Feuer, den Rücken mir zugedreht, und machte der armen Zillah gerade einen stürmischen Auftritt; sie unterbrach von Zeit zu Zeit ihre Arbeit, um einen Zipfel ihrer Schürze hochzunehmen und einen entrüsteten Laut auszustoßen.
    »Und du, du nichtswürdiges…«, fuhr er gerade, als ich eintrat, auf seine Schwiegertochter los und benutzte ein Beiwort, so harmlos wie Gans oder Schaf, das gewöhnlich durch einen Gedankenstrich ersetzt wird, »treibst du wieder deine müssigen Possen? Die anderen verdienen ihren Unterhalt — du lebst von meiner Gnade! Lass den Unsinn sein und mach dich nützlich! Du sollst mir für die Plage büssen, dich ewig vor Augen zu haben. Hörst du, du verdammtes Frauenzimmer?«
    »Ich werde meinen Unsinn lassen, weil du mich dazu zwingen kannst, wenn ich nicht will«, antwortete die junge Dame, klappte ihr Buch zu und warf es auf einen Stuhl. »Aber ich werde nur tun, was mir passt, und wenn du dir die Seele aus dem Halse fluchst!«
    Heathcliff hob die Hand, und die Sprecherin, augenscheinlich mit ihrer Wucht vertraut, brachte sich in sichere Entfernung. Ich hatte keine Lust, einen Kampf von Hund und Katze hier mit anzusehen, und trat rasch vor, als wollte ich an der Wärme des Feuers teilhaben und hätte keine Ahnung von dem unterbrochenen Streit. Sie bewiesen beide genug Geschmack, die Feindseligkeiten einzustellen. Heathcliff vergrub seine Fäuste, die Versuchung bekämpfend, in seinen Taschen, während Mrs. Heathcliff mit gekräuselten Lippen einem weit entfernten Sitz zusteuerte und dort, solange ich noch anwesend war, ihren Worten getreu starr wie eine Bildsäule verharrte. Ich blieb nicht mehr lange. Am Frühstück teilzunehmen, lehnte ich ab, und beim ersten Schein der Dämmerung suchte ich eine Gelegenheit, in die frische Luft zu entkommen, die jetzt klar und still und eisig kalt war.
    Bevor ich das Ende des Gartens erreichte, rief mein Gutsherr hinter mir her, ich solle stehenbleiben, und bot mir an, mich übers Moor zu begleiten. Es war gut, dass er das tat, denn der ganze Bergrücken war ein einziges wogendes weisses Meer. Die Höhen und Senken entsprachen nicht mehr den Erhebungen und Senkungen des Bodens, viele

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