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Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Titel: Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brontë
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einem Ruck durch das Loch zurück, türmte hastig die Bücher zu einer Pyramide davor auf und hielt mir die Ohren zu, um das klägliche Flehen nicht mehr zu hören. So hielt ich wohl eine Viertelstunde lang aus; doch kaum lauschte ich wieder, so war das traurige Weinen wieder da, das ohne Pause wimmerte. »Geh weg«, rief ich, »ich werde dich nie hereinlassen, und wenn du zwanzig Jahre bettelst!«
    »Es sind zwanzig Jahre«, klagte die Stimme, »zwanzig Jahre! Ich bin seit zwanzig Jahren heimatlos!« Jetzt war draussen ein schwaches Kratzen zu vernehmen, und der Bücherstapel bewegte sich, als wenn er mir entgegenstürzen wollte. Ich versuchte aufzuspringen, konnte aber kein Glied rühren und schrie in rasendem Entsetzen laut auf. Zu meiner Bestürzung entdeckte ich, dass der Schrei nicht geträumt war.
    Hastige Schritte näherten sich meiner Zimmertür, jemand stiess sie mit kräftiger Hand auf, und ein Licht schimmerte durch die Öffnungen oben an meinem Bett. Ich saß noch schaudernd da und wischte mir den Schweiss von der Stirn, da schien der Eindringling zu zögern und murmelte etwas vor sich hin. Schließlich sagte er flüsternd, offenbar ohne eine Antwort zu erwarten: »Ist jemand hier?«
    Ich hielt es für das beste, meine Anwesenheit zu bekennen, denn ich erkannte Heathcliffs Stimme und fürchtete, er würde weitersuchen, wenn ich mich ruhig verhielte. Deshalb wandte ich mich um und schob die Türen auseinander. Nie werde ich die Wirkung vergessen.
    Heathcliff stand in Hemd und Hose an der Tür, eine Kerze tropfte über seine Finger, und sein Gesicht war so weiss wie die Wand hinter ihm. Das erste Knacken des Holzes durchfuhr ihn wie ein elektrischer Schlag, das Licht flog weit weg aus seiner Hand, und seine Aufregung war so heftig, dass er kaum imstande war, die Kerze wieder aufzuheben.
    »Es ist nur Ihr Gast, Mr. Heathcliff«, rief ich laut, denn ich wollte ihm die Demütigung ersparen, seine Feigheit noch länger zu offenbaren. »Ich hatte das Missgeschick, im Schlaf zu schreien. Ein furchtbarer Alpdruck ängstigte mich. Es tut mir leid, dass ich Sie gestört habe.«
    »Hol Sie der Teufel, Mr. Lockwood! Ich wollte, Sie wären in der Hölle!« rief mein Wirt und stellte die Kerze auf einen Stuhl, weil er merkte, dass er sie nicht ruhig halten konnte. »Und wer hat Sie in dieses Zimmer gewiesen?« fuhr er fort, bohrte seine Nägel in die Handflächen und knirschte mit den Zähnen, um das Zucken seiner Kinnbacken zu unterdrücken. »Wer war das? Ich habe nicht übel Lust, ihn augenblicklich aus dem Hause zu jagen.«
    »Es war Ihre Magd Zillah«, erwiderte ich, sprang aus dem Wandbett und suchte eilig meine Kleider zusammen. »Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie es täten, Mr. Heathcliff; sie hat es reichlich verdient. Ich glaube, sie wollte auf meine Kosten wieder mal feststellen, dass es hier spukt. Das tut es! Es wimmelt hier von Gespenstern und Kobolden! Ich versichere Ihnen, Sie haben alle Ursache, den Raum zu verschließen. Niemand wird Ihnen für einen Schlummer in einer solchen Bude Dank wissen.«
    »Was meinen Sie damit?« fragte Heathcliff, »und was tun Sie da? Legen Sie sich nieder bis zum Morgen, da Sie nun doch einmal hier sind. Aber um Himmels willen, machen Sie nicht noch einmal solch schrecklichen Lärm; der wäre nicht zu entschuldigen, ausser wenn Ihnen die Kehle durchgeschnitten würde!«
    »Wenn die kleine Teufelin durch das Fenster hereingekommen wäre, so hätte sie mich wahrscheinlich erwürgt!« entgegnete ich. »Ich denke nicht daran, die Verfolgungen Ihrer gastlichen Ahnen noch einmal zu erdulden. War nicht der hochwürdige Jabes Branderham mütterlicherseits mit Ihnen verwandt? Und dieser Racker, Catherine Linton, oder Earnshaw, oder wie sie hiess, muss ein Wechselbalg gewesen sein, das schlechte kleine Geschöpf! Sie hat mir erzählt, sie habe seit zwanzig Jahren keine Ruhe auf Erden gefunden; ohne Zweifel die gerechte Strafe für ihre Sünden in dieser Welt!« Kaum hatte ich diese Worte herausgebracht, da erinnerte ich mich der Verbindung von Heathcliffs und Catherines Namen in dem Buch, das meinem Gedächtnis bis zu meinem Erwachen völlig entfallen war. Ich errötete über meine Unüberlegtheit, ließ mir jedoch nicht merken, dass ich mir einer Kränkung bewusst war, und fuhr hastig fort: »Tatsache ist, dass ich den ersten Teil der Nacht damit verbracht habe« — hier brach ich wieder ab, denn ich hatte sagen wollen: ›in den alten Bänden dort zu lesen‹, aber das hätte

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