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Emily und der Playboy-Prinz

Emily und der Playboy-Prinz

Titel: Emily und der Playboy-Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: INDIA GREY
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von Luis kam keine Reaktion, weder Überraschung noch Mitgefühl noch etwas anderes.
    „So etwas passiert“, sagte er schließlich gedehnt, als sie schon gar nicht mehr damit rechnete. „Und selbstverständlich ist Mia nicht für die unglücklichen Umstände ihrer Geburt verantwortlich. Wie auch immer, was macht das jetzt noch aus? Oscar hat deine Mutter trotzdem geheiratet und – wie viele waren es nochmal – zwanzig glückliche Ehejahre mit ihr verbracht.“
    Fassungslos starrte sie ihn über den Rand ihres Lachs-Sandwiches hinweg an, das sie sich geistesabwesend von der Platte genommen hatte. „Aber diese Ehe war auf einer Lüge aufgebaut!“, widersprach sie schockiert. „Die Basis einer guten Beziehung sind Wahrheit und unbedingtes Vertrauen. Jemanden zu lieben bedeutet, keine Geheimnisse vor ihm zu haben.“
    „Ist das wirklich so?“, fragte Luis überraschend sanft und gleichzeitig mit unterschwelligem Spott, als hätte sie ein banales Klischee von sich gegeben. „Und was ist, wenn es Dinge gibt, die den anderen nur unnötig verletzen würden, und von denen er besser nie etwas erführe?“
    „Besser für ihn oder besser für den Geheimnisträger?“, fragte sie scharf zurück.
    „Auf jeden Fall für beide.“
    „Das sehe ich anders. Ich finde, man muss dem Partner gegenüber absolut aufrichtig sein und darauf vertrauen, dass er einem vergibt und eine zweite Chance einräumt.“
    Luis wandte den Kopf ab und schaute zu Boden. Dabei fiel ihm eine Locke in die Stirn, was ihn seltsam verletzlich erscheinen ließ. Emilys spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog.
    „Und dein Vater hat Lillian nichts gesagt?“, fragte er tonlos. „Nicht einmal, als Mia aufgetaucht ist?“
    Emily schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht an die schreckliche Zeit zurückdenken. Es waren dunkle, schwere Tage gewesen. „Mein Vater verlangte, dass wir uns völlig normal benehmen, damit Lillian nicht misstrauisch würde. Darum wurde Mia als die neue Haushälterin ausgegeben, was für sie natürlich auch nicht der Start war, den sie sich in Balfour Manor erhofft hatte. Doch Mum blieb nur noch so wenig Zeit.“
    „Da siehst du es. So hat Oscar ihr wenigstens den Schmerz erspart, von seiner Untreue und den unerwarteten Folgen zu erfahren.“
    „Wie bitte?“, fragte Emily fassungslos. „Glaubst du wirklich, das rechtfertigt sein Verhalten?“ Ärgerlich stellte sie ihr Glas zur Seite, gerade als Luis es nachfüllen wollte, sodass der Wein auf ihre nackten Beine floss.
    Plötzlich war es ganz still im Raum. Auf Luis’ bronzefarbener Wange zuckte ein Muskel. „Und die Tatsache, dass deine Eltern eine lange, glückliche Ehe geführt haben, zählt gar nicht für dich.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    „Wie sieht denn deine Definition von Ehe aus? Dass man den Partner betrügen kann, so oft man will, Hauptsache, er findet es nicht heraus? Wie glücklich kann sich da die zukünftige Kronprinzessin von Santosa schätzen!“, schnaubte Emily empört.
    „Das ist etwas ganz anderes.“ Wie in Zeitlupe streckte er seine Hand aus und wischte mit dem Daumen einen Tropfen Wein von Emilys Kinn. „Wenn ich heirate, wird es eine rein geschäftliche Angelegenheit sein – eine Ehe aus Vernunftgründen. Liebe hat darin nichts zu suchen, und dafür erwarte ich von meiner zukünftigen Frau natürlich vollstes Verständnis.“
    Unter der leichten, fast achtlosen Berührung erstarrte Emily, doch in der nächsten Sekunde hatte sie das Gefühl, Luis habe mit seinem Daumen eine Lunte entzündet, die jeden Moment zur Explosion führen konnte.
    „Ein Geschäftsarrangement also“, wiederholte sie rau. „Und das erlaubt dir, mit jeder Frau ins Bett zu gehen, die dein Interesse erweckt? Gestehst du deiner armen Frau wenigstens das Gleiche zu?“
    „Solange sie diskret ist“, murmelte Luis und beschäftigte sich angelegentlich mit dem kleinen Weinrinnsal, das über Emilys Beine bis zu den zarten Knöcheln geflossen war. „Eifersucht ist ein hässliches Leiden, gegen das ich als Realist glücklicherweise völlig immun bin. Heirat bedient eine Menge und ganz unterschiedliche Bedürfnisse … in meinem Fall ausschließlich praktische, was deinen Vater betrifft hauptsächlich emotionale. Er liebte Lillian von ganzem Herzen, und daran hat auch der kleine Ausrutscher vor der Hochzeit nichts geändert. Es bedeutete ihm gar nichts.“
    „Und genau das ist der Punkt, den ich am wenigsten verstehe!“, fuhr Emily temperamentvoll auf.

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