Emily und der Playboy-Prinz
weit wäre, Sie als Nachfolger zu akzeptieren. Sie wissen, wie sehr das Volk seinen König liebt. Nach einer fünfundzwanzigjährigen Regentschaft seinen Platz auszufüllen, wäre selbst für …“ Tomás brach ab und biss sich auf die Lippe.
„Sprechen Sie es ruhig aus“, ermunterte Luis ihn. „Damit hätte sich selbst Rico schwergetan, wollten Sie sagen.“ Mit einer ungeduldigen Bewegung wischte er den Zeitungsstapel zur Seite und ging zu den hohen Fenstertüren. Finster schaute er in den inzwischen taghellen Landschaftsgarten des Luxus-Country-Hotels hinunter. „Und genau das ist unser größtes Problem, nicht wahr? Wenn selbst mein nobler Bruder es schwer hätte, welche Chance habe ich dann?“
Tomás trat an seine Seite. „Jede Chance, Sir“, erwiderte er ruhig und bestimmt. „Sie haben einen fantastischen Start hingelegt, um den Menschen zu zeigen, wie grundlegend Sie Ihr Leben und sich selbst geändert haben. Man müsste diesen Eindruck nur noch manifestieren, dann würde die Öffentlichkeit Sie als fürsorglichen, kompetenten Monarchen akzeptieren und sogar lieben lernen. Davon bin ich fest überzeugt.“
„Und wie wollen Sie dieses Wunder vollbringen?“
Als Tomás schon zu einer Antwort ansetzte, wurde ihrer beider Aufmerksamkeit von etwas gefesselt, das sich auf der anderen Seite des Fensters abspielte.
Auf der Terrasse im Stockwerk unter ihnen trat Emily Balfour langsam an die steinerne Balustrade heran, stützte die Hände auf und schaute in den morgenfrischen Garten zu ihren Füßen. Sie trug die gleichen Sachen wie gestern Abend, bis auf die schwarze Strumpfhose. Luis starrte wie gebannt auf ihre nackten Füße und spürte, wie sich irgendetwas tief in ihm regte, das er einfach nicht einordnen konnte.
„Miss Balfour scheint ein ausgesprochen nettes Mädchen zu sein, Sir“, bemerkte Tomás.
Luis wandte sich seinem Assistenten zu. „Ist das eine allgemeine Feststellung, oder hat es etwas mit der Konversation zu tun, die wir gerade geführt haben?“
Während er antwortete, achtete Tomás darauf, seine Stimme möglichst neutral klingen zu lassen. „Ich frage mich nur, ob vielleicht irgendetwas zwischen Ihnen geschehen ist, das romantischer Natur … Unsere Sicherheitsleute haben mich nämlich informiert …“
„Es ist nichts geschehen“, murmelte Luis, ohne den Blick von Emily zu lösen. Die Sonnenstrahlen zauberten funkelnde Reflexe auf ihr Haar, das wie poliertes Ebenholz schimmerte. Und als sie ihren Kopf der Sonne entgegenhob, sah er den ernsten Ausdruck auf ihrem schmalen Gesicht. Sie wirkte so klar und rein wie ein viktorianischer Engel, und Luis erinnerte sich an die Zerbrechlichkeit ihres zarten Körpers, als er sie aus der Wanne gehoben hatte.
„Wie Sie richtig bemerkten, ist Miss Balfour ein ausgesprochen nettes Mädchen, wodurch sie sich quasi schon disqualifiziert, was mein Interesse an ihr betrifft.“
Und an jeder anderen Frau! Die Zeiten waren ein für allemal vorbei.
„Gut.“
Überrascht hob Luis die Brauen. „Wie darf ich das verstehen?“
„Was wir brauchen, ist jemand, der als eine Art Ablenkungsmanöver fungiert, Sir. Jemand, der das Medieninteresse wenigstens vorübergehend auf sich lenkt. Und zwar auf eine Weise, die sich auch positiv auf Sie auswirkt. Gerade darum wäre es besser, wenn Sie keine romantischen Gefühle mit dieser Person verbinden, um unnötige Verstimmung oder Enttäuschung zu vermeiden.“
„Wenn Miss Balfour nicht länger gebraucht wird, wollen Sie sagen?“
„Klar heraus gesagt … ja, Sir. Spätestens, wenn es für Sie Zeit wird zu heiraten und wir der Öffentlichkeit die zukünftige Königin von Santosa präsentieren.“
„Haben Sie für den Posten vielleicht auch schon jemand im Auge?“, unterbrach Luis ihn zynisch.
„Bislang bieten sich zwei mögliche Kandidatinnen an“, erklärte Tomás nüchtern. „Einmal die Duchesse de Mesa und Lady Helena Maygrove-Carter . Doch die Fotos, die Lady Helena erst letzte Woche tanzend auf dem Tisch einer Nachtbar zeigten, gaben mir das Gefühl, dass sie vielleicht doch keine gute Wahl ist.“
„Tatsächlich? Komisch, ich sehe es genau andersherum“, murmelte Luis sarkastisch, den Blick immer noch fest auf Emily gerichtet. Sie hatte einen Fuß auf die Balustrade gestützt und vollführte selbstvergessen Dehnübungen. „Und in der Zwischenzeit soll ich Miss Balfour mit nach Santosa nehmen, meinen Sie?“
„Es wäre zumindest eine Überlegung wert“, äußerte Tomás
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