Emily und der Playboy-Prinz
gezeigt, wie leicht jeder Mensch einer Versuchung erliegen kann. Erinnere dich an das harsche Urteil, das du erst vor wenigen Minuten über andere gefällt hast.“ Damit schlenderte er zu den raumhohen Fenstertüren hinüber und überließ Emily sich selbst. Beschämt und frustriert stand sie mit geballten Fäusten da und versuchte, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Doch so einfach wollte sie sich nicht von ihm abfertigen lassen.
„Ich denke, du nimmst etwas viel für selbstverständlich“, knirschte sie und war stolz, dass wenigstens die Stimme ihr gehorchte. „Ich hätte nicht mit dir geschlafen! Dazu wäre es nie gekommen, weil …“
„Weil ich es gar nicht darauf angelegt habe, amada “, unterbrach Luis sie sanft, öffnete die Terrassentüren und wurde in der nächsten Sekunde von der Dunkelheit verschluckt.
4. KAPITEL
Es war ein spektakulärer Sonnenaufgang.
Luis saß am Fenster seiner Suite und betrachtete die langsam verblassenden Sterne vor dem pinkfarbenen Himmel, wo am Horizont die Sonne aufging. Er hatte jeden Versuch zu schlafen aufgegeben, als es noch stockdunkel war. Und in den langen, einsamen Stunden der Nacht erschien es ihm unmöglich, sich die kalte, düstere Landschaft als das warme, sonnige Paradies von gestern vorstellen zu können.
Es klopfte diskret an der Tür, und gleich darauf erschien Tomás mit frischem starken Kaffee und einer Auswahl verschiedener Zeitungen. „Guten Morgen, Sir. Ich hoffe, Sie haben wohl geruht?“, erkundigte er sich.
Mit ausdruckslosem Gesicht griff Luis nach der Vortagszeitung von Santosa. Die Nacht war vorbei, jetzt galt es, an den vor ihm liegenden Tag zu denken. „Bestens, Tomás, danke der Nachfrage“, murmelte er und überflog die Schlagzeilen. „Was erwartet uns heute Aufregendes?“
Tomás ging das ausgedruckte Tagesprogramm auf seinem Clipboard durch. „Wie es aussieht, Sir, haben Sie den Vormittag über frei, nachmittags dafür aber drei Veranstaltungen. Einmal der Besuch einer Mutter-Kind-Gruppe, eine Charity-Veranstaltung in South East Londonzugunsten von Heimkindern und anschließend eine Stippvisite in einer Tagestätte für Senioren.“
„Wie reizvoll. Da wir gerade beim Thema sind … wie geht es meinem Vater?“
Unbehaglich lockerte Tomás seinen steifen Hemdkragen. „Dazu wollte ich gerade kommen, Sir. Ich habe gestern Abend noch mit seinem Privatsekretär telefoniert, und die Nachrichten waren ziemlich beunruhigend.“
Luis schaute auf. „Warum haben Sie mir nichts gesagt?“
„Um Sie nicht unnötig zu alarmieren, Sir.“ Das sollte gelassen klingen, doch der angstvolle Unterton in Tomás’ Stimme verhinderte diese Wirkung. „Der König wurde mit Atembeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert. Als ich dort anrief, versicherte mir der Arzt, dass es ihm inzwischen besser gehen und er friedlich schlafen würde. Trotzdem halte ich es für sinnvoll, früher als geplant nach Santosa zurückzukehren. In meinem Gespräch mit der Presseabteilung sagte Josefina, dass unsere Reise bereits erste Erfolge in Form von positiver Publicity zeige und …“
Tomás zögerte und befingerte nervös sein Clipboard. „Sie hält es eher für kontraproduktiv, wenn Sie nicht in Santosa weilen, solange Seine Majestät … nicht wohlauf ist.“
Bevor er etwas sagte, trank Luis einen Schluck Kaffee und setzte die Tasse langsam ab. „Ist die Öffentlichkeit darüber informiert, wie krank mein Vater tatsächlich ist?“
„Nein, Sir. Die Zeitungen schreiben, dass er eine Weile im Krankenhaus bleiben wird, wo verschiedene Tests vorgenommen werden, doch kein Wort darüber, dass der König …“
„… im Sterben liegt“, beendete Luis den Satz.
Bei der brutalen Formulierung zuckte Tomás sichtbar zusammen. „Ja, Sir. Doch Josefina meint, der Augenblick für ein derartiges Statement sei denkbar schlecht gewählt, da das Silberjubiläum Seiner Majestät in wenigen Wochen bevorsteht und alles andere … noch ungeregelt ist.“
Luis lachte hart. „Sie müssen nicht so leisetreten, Tomás. Ich weiß sehr wohl, worauf Sie anspielen. Wenn die Öffentlichkeit erst Wind davon bekommt, dass König Marcos Fernando im Sterben liegt und die Krone nach seinem Tod an das schwarze Schaf der Cordoba-Dynastie geht, gibt es in Santosa wahrscheinlich eine Revolution. Stimmt’s?“
„Natürlich nicht, Sir!“, wehrte Tomás ungewohnt heftig ab. „Es ist nur so, dass wir noch ein wenig mehr an Ihrem Image feilen müssten, bevor die Öffentlichkeit so
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