Emily und der Playboy-Prinz
diplomatisch.
Luis schob die Hände tief in die Hosentaschen, legte den Kopf in den Nacken und presste die Zähne zusammen, um den lästerlichen Fluch zu unterdrücken, der ihm auf der Zunge lag. Jeder einzelne Tag nach dem tödlichen Unfall seines Bruders vor zehn Monaten machte ihm klar, was für unglaubliche Freiheiten er genossen hatte, bevor er als Ersatz für Rico und als Nachfolger seines Vaters gehandelt wurde.
Und damit gleichzeitig zur Marionette der königlichen Berater, der Presse und damit auch der Weltöffentlichkeit avancierte …
Jetzt musste er für die sorgenfreien Jahre zahlen, und so würde es für den Rest seines Lebens weitergehen.
„Warum denken Sie, dass Miss Balfour bereit wäre, mit uns zu kommen?“, fragte Luis mit hohler Stimme. „Was springt für sie dabei heraus?“
Tomás räusperte sich umständlich. „Mein Eindruck ist, dass sie gerade eine schwierige Zeit durchlebt und momentan auf keinen Fall zu ihrer Familie zurückkehren will – warum auch immer. Außerdem scheint sie sehr sozial eingestellt zu sein und sich gern um andere zu kümmern.“
„Und das sollte sie für die Idee begeistern, mein angeschlagenes Image aufzupolieren? Ich glaube, Sie überschätzen ihre Großzügigkeit doch ein wenig, Tomás!“
Sein Assistent lächelte flüchtig, wurde aber gleich wieder ernst. „Das ist nicht ganz das, woran ich gedacht hatte“, sagte er trocken, „obwohl die Öffentlichkeit natürlich ihre eigenen Schlüsse ziehen mag, wenn sie Sie beide zusammen sieht. Aber mir geht es in erster Linie um Prinzessin Luciana.“
„Was ist mit meiner Nichte?“
„Ähnlich wie Miss Balfour hat sie auch erst kürzlich ihre Mutter verloren. Vielleicht ist Miss Balfour genau die richtige Person, um sie zu trösten und auf andere Gedanken zu bringen. Sie scheint viel Erfahrung mit Mädchen ihres Alters zu haben. Und interessiert sich Prinzessin Luciana nicht auch fürs Ballett?“
„Tut sie das?“, fragte Luis abgelenkt und registrierte eher nebenbei Tomás’ Erstaunen über seine Ignoranz, denn sein Hauptaugenmerk galt immer noch Emily. „Ist Ihre Frau nicht Lucianas Nanny?“, fragte er seinen Assistenten dann.
„Momentan nicht. Kurz nach dem Tod Ihres Bruders und seiner Frau wurde unser jüngstes Kind geboren. Es war für uns alle eine schwierige Zeit. Valentina sagt, die neue Nanny Senhora Costa habe für die besten Familien Brasiliens gearbeitet und könne vorzügliche Referenzen aufweisen. Allerdings hat sich Prinzessin Luciana seit der Anwesenheit von Senhora Costa völlig in sich selbst zurückgezogen. Ich dachte, Miss Balfour könnte sie vielleicht aus ihrem Schneckenhaus locken.“
„Sie haben das alles bereits bis in Kleinste durchdacht, nicht wahr?“
Wenigstens besaß Tomás so viel Anstand, eine Spur verlegen zu wirken. „Gestern Abend hatte ich eine lange Telefonkonferenz mit Josefina aus unserer Presseabteilung. Genau wie ich hält sie Miss Balfour für einen nicht zu unterschätzenden Aktivposten, was die Überholung Ihres angeschlagenen Images betrifft, Sir.“
„Und keiner von Ihnen beiden sieht ein Problem darin, Miss Balfour als Schachfigur in diesem Spiel zu missbrauchen?“, fragte Luis gepresst.
„Ich ziehe es vor, das anders zu betrachten“, erwiderte Tomás mit einem entschiedenen Lächeln. „Wir werden Miss Balfour ein Angebot unterbreiten, das sowohl ihr wie Ihnen zum Vorteil gereicht, Euer Hoheit – solange einige Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden, um Miss Balfours Wohlergehen zu gewährleisten.“
Luis zog eine Hand aus der Tasche und presste sie flach gegen die Scheibe. „Die da wären?“
„Erstens, dass Sie nicht versuchen, sie zu verführen, Sir.“
Unwillkürlich ballte Luis die Hand zur Faust. „Ich denke, ich kann mich gerade noch beherrschen“, knirschte er. „Und weiter?“
Es dauerte einen Moment, bis Tomás ihm antwortete, und plötzlich klang er ziemlich kleinlaut. „Wir dürfen Miss Balfour auf keinen Fall in eine Position bringen, in der sie sich emotional kompromittiert fühlen könnte. Darum müssen Sie sehr sensibel vorgehen und unbedingt darauf achten, dass Miss Balfour sich nicht in Sie verliebt, Sir.“
Luis’ Lachen hörte sich mehr wie ein Knurren an. „Angesichts ihrer bisherigen Haltung mir gegenüber dürfte es in dieser Hinsicht keine Probleme geben, sonder eher damit, sie zu überreden, mich nach Santosa zu begleiten. Da Sie aber alles andere offenbar mit Leichtigkeit zum Laufen gebracht haben,
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