Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
Vom Netzwerk:
sah stur geradeaus. »Schon eine ganze Weile. Wieso, was dagegen?«
    »Warum sollte ich?« Ich versuchte, so zu klingen, als würde mich das alles nicht die Bohne interessieren. »Ich wundere mich nur. Früher konntest du Pferde nicht ausstehen.«
    »Und du konntest früher Babys nicht ausstehen.« Lea grinste hämisch. »Aber jetzt bist du offenbar der Babysitter vom Dienst.«
    »Das ist nur eine Ausnahme«, murmelte ich. »Eigentlich sollte Papa auf Lili aufpassen, aber er ist nicht gekommen.«
    Wir hatten den Feldweg erreicht, der zu unserem Haus führt. Simone wartete an der Abzweigung auf uns. Sie warf Lili verzückte Blicke zu. »Die Kleine ist ja so süß! Meinst du, ich darf sie irgendwann noch mal schieben?«
    »Vielleicht«, sagte ich. Während ich das Eurostück von Simone in meine Hosentasche steckte, formte sich eine Idee in meinem Kopf. Sie war noch nicht ganz ausgereift, aber ich beschloss, so bald wie möglich näher darüber nachzudenken …
    Simone lächelte mir zu. »Tschüss, Emma. Man sieht sich.« Ich sah Lea und Simone nach, wie sie nebeneinander in Richtung Pferdewiese davongingen. Lea hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben, während Simone ohne Pause redete. Keine Ahnung, wie Lea es mit so einer Quasselstrippe aushielt.
     
    Zu Hause stellte ich den Kinderwagen im Flur ab. Lili schlief immer noch tief und fest. Ich ließ sie einfach liegen. Wahrscheinlich musste sie sich erst mal von dem Theater erholen, das sie vorhin veranstaltet hatte, nur um mir den Spaziergang zu vermiesen.
    »Da seid ihr ja wieder!« Mama saß in der Küche. Zusammen mit Gesa und Thomas. Sie tranken Kaffee und aßen Gesas selbst gebackene Dinkelkekse. Natürlich ohne Zucker. »Ihr wart aber lange weg. Alles in Ordnung?«
    »Wir waren auf dem Friedhof«, erzählte ich. »Und dann hab ich noch jemanden getroffen.«
    »Hat Lili Ärger gemacht?«, fragte Gesa. »Als ich gestern mit ihr spazieren war, hat sie die ganze Zeit immer nur geschrien.«
    »Alles bestens«, behauptete ich und fischte einen Keks aus der Dose. »Man muss nur Klartext mit ihr reden, dann gibt es keine Probleme. Wie war der Aktmalkurs?«
    »Prima.« Mama sah tatsächlich ziemlich zufrieden aus. »Hat richtig Spaß gemacht. Und Thomas hat mal wieder alle inspiriert.«
    »Ach was, du übertreibst.« Thomas winkte verlegen ab. Erst jetzt fiel mir auf, dass er nur einen Bademantel trug. Darunter ragten seine stoppeligen Beine hervor. Und oben quollen dunkle Brusthaare heraus. Ich runzelte die Stirn. Schlimm genug, dass sich dieser Typ vor einer Horde Frauen auszog. Musste er jetzt auch noch halb nackt in unserer Küche herumsitzen?
    »Thomas war wirklich toll«, beharrte Mama. »Ich wette, die Hälfte der Kursteilnehmerinnen kommt nur seinetwegen.«
    »Kann ich verstehen«, murmelte Gesa und musterte Thomas’ breite Schultern.
    »Quatsch, die kommen alle ausschließlich deinetwegen, Lia«, sagte Thomas. »Du hast so eine einfühlsame Art, mit Menschen umzugehen. Und deine Kritik kommt immer irgendwie liebevoll rüber.«
    »Danke, das ist wirklich nett von dir.« Mama lächelte.
    »Das ist nicht nett, sondern die reine Wahrheit.« Thomas sah Mama tief in die Augen. Sie wurde rot.
    Ich räusperte mich. »Ist dir gar nicht kalt?«, fragte ich mit Blick auf Thomas’ nackte Füße. »Wenn du nicht aufpasst, holst du dir noch eine Blasenentzündung.«
    »Emma hat recht«, sagte Mama. »Du darfst jetzt nicht krank werden, sonst kann ich meinen Kurs vergessen.«
    Thomas grinste. »Zu Befehl! Ich werde mir Mühe geben. Wie wär’s übrigens mit Kino am Wochenende?«
    »Kino?«, fragte Mama verwirrt. Sie sah ziemlich überrumpelt aus.
    Thomas nickte eifrig. »In Dederstadt läuft gerade der neue Film über diesen Aktionskünstler aus Amerika. Hast du Lust?«
    »Ich weiß nicht …« Mama zögerte. »Lieber nicht. Ich bin abends immer so müde, wahrscheinlich würde ich schon bei der Werbung einschlafen.«
    »Schade.« Thomas machte ein enttäuschtes Gesicht. Er stand auf. »Na ja, vielleicht ein andermal. Melde dich einfach, wenn du Lust hast.«
    Kaum war er aus der Küche gegangen, verpasste Gesa Mama einen Stoß in die Rippen. »Mensch, Lia, was sollte das denn?«
    »Was meinst du?«, fragte Mama.
    »Thomas hat dich gerade zu einem Date eingeladen und du hast total abgeblockt!« Gesa schüttelte den Kopf. »Was ist denn los mit dir?«
    »Das war doch kein Date!«, behauptete Mama. »Thomas wollte bloß mit mir ins Kino gehen. Wie gute Freunde, mehr

Weitere Kostenlose Bücher