Emma im Glück
nicht.«
»Unsinn«, sagte Gesa entschieden. »Der Typ steht auf dich. Hast du nicht gemerkt, wie er dich angeschaut hat? Und er hat ständig versucht, mit dir zu flirten.«
»Das bildest du dir ein.« Mama winkte ab, aber sie wurde schon wieder rot. »Und selbst wenn es so wäre: Thomas ist viel zu jung für mich. Er ist noch nicht mal dreißig, und ich bin eine alte Schachtel, die gerade ihr viertes Kind bekommen hat.«
»Junge Kerle halten frisch.« Gesa kicherte. »Du solltest dir die Sache noch mal überlegen. Ich würde so einen knackigen Typen jedenfalls nicht von der Bettkante stoßen.«
»Gesa!« Mama warf ihr einen warnenden Blick zu und zischte: »Bitte nicht vor dem Kind!«
Ich stand auf. Als ob ich nicht wüsste, worum es ging. Ich bin ja nicht blöd! Und ein Kind bin ich auch nicht mehr, schließlich bin ich vor ein paar Monaten zwölf geworden. »Unterhaltet euch ruhig weiter, ich bin schon weg«, sagte ich so würdevoll wie möglich.
Langsam ging ich die Bodentreppe hinauf. Im Wohnzimmer hörte ich Thomas herumlaufen, der sich inzwischen hoffentlich angezogen hatte. Ob er wirklich etwas von meiner Mutter wollte? Allein bei dem Gedanken wurde mir beinahe schlecht. Aber zum Glück schien Mama kein Interesse an ihm zu haben. Und solange das so blieb, brauchte ich mir keine Sorgen zu machen.
[zurück]
5 . Kapitel
Erdbeerbecher und ein unmögliches Date
I m
Venezia
war die Hölle los. Kein Wunder bei dem Wetter. Die Sonne schien und es war beinahe richtig warm. Ich besetzte den letzten freien Tisch draußen auf der Terrasse und warf einen Blick in die Eiskarte. Aber eigentlich wusste ich schon, was ich wollte. Dasselbe wie immer: den großen Erdbeerbecher mit Sahne. Ich klappte die Karte wieder zu.
Während ich auf Bastian wartete, spielte ich mit dem Armband herum, das er mir zu Weihnachten geschenkt hatte. Es war ein Versöhnungsgeschenk nach unserem letzten großen Streit gewesen. Die vielen bunten Perlen glänzten im Sonnenlicht. Bastian hatte mir erzählt, dass die Frauen in Peru solche Armbänder tragen. Ich hatte es seit Weihnachten kein einziges Mal abgelegt. Nicht mal im Bett oder unter der Dusche! Das Armband war das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen hatte. Sogar noch schöner als das selbst angemalte Fahrrad.
»Hallo.« Bastian stand plötzlich neben dem Tisch. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören.
»Hey.« Ich lächelte ihm zu. »Da bist du ja.«
Bastian setzte sich und griff nach der Eiskarte. Aber genau wie ich klappte er sie bald wieder zu.
»Nimmst du den Erdbeerbecher?«, fragte ich.
Er nickte. »Wie immer.« Dann lächelte er sein Bastian-Lächeln, das ich so gern an ihm mag.
Der Kellner kam und wir gaben unsere Bestellungen auf.
Als der Kellner wieder gegangen war, zog ich einen cremefarbenen Umschlag aus meinem Rucksack. »Hier, für dich.«
»Was ist das?« Bastian nahm den Umschlag und betrachtete ihn neugierig.
Für Bastian
stand in schnörkeligen Buchstaben auf der Vorderseite. »Ein Brief von dir?«
Ich grinste. »Mach auf, dann wirst du schon sehen.«
Bastian öffnete den Umschlag und zog eine Karte heraus. Sie war ebenfalls cremefarben. In dunkelbraunen Druckbuchstaben stand dort folgender Text:
Lieber Bastian,
wir heiraten am
30
. Mai um
12
.
00
hr
in der Christuskirche in Tupfingen.
Zu unserer Trauung, dem anschließenden Sektempfang und der Feier im Gemeindezentrum laden wir Dich herzlich ein.
Über Dein Kommen freuen sich
Gertrud Miesbach und Gerhard Pauli
»Wow.« Bastian ließ die Karte durch seine Finger gleiten. »Ganz schön edel. Danke!«
»Bedank dich bei meiner Oma.« Ich sah Bastian erwartungsvoll an. »Und? Kommst du?«
Bastian überlegte. » 30 . Mai … irgendwas war da. Warte mal … genau, da ist das große Pfingstturnier.«
»Was?« Ich riss entsetzt die Augen auf. »Heißt das etwa, du hast keine Zeit? Das kannst du nicht machen! Meine Oma heiratet schließlich nur einmal. Und Fußball kannst du jedes Wochenende spielen.«
»Ja, schon, aber das Pfingstturnier ist superwichtig für die Mannschaft«, erklärte Bastian.
»Und Omas Hochzeit ist superwichtig für mich.« Ich runzelte die Stirn. »Wenn du nicht kommst, bin ich echt sauer.«
»Jetzt reg dich doch nicht gleich so auf«, sagte Bastian. »Ist ja noch eine Weile hin, bis dahin kann eine Menge passieren.«
Ich wollte ihn gerade fragen, was er damit meinte, aber in diesem Moment kam der Kellner und brachte die Erdbeerbecher. Bastian sah ziemlich
Weitere Kostenlose Bücher