Emma im Glück
durch die verschwitzten Haare. War es ihm etwa peinlich, dass ich aufgetaucht war?
Allmählich wurde ich wütend. »Willst du uns nicht vorstellen?«, fragte ich spitz.
»Äh … klar.« Bastian schien sich nicht besonders wohl in seiner Haut zu fühlen. »Emma, das ist Klara, die Tochter unseres Trainers. Klara, das ist Emma.«
Emma, meine Freundin, mit der ich schon sehr lange zusammen bin und die ich über alles liebe. Emma, meine absolute Traumfrau, das coolste Mädchen der Schule
…
Ich wartete auf einen Zusatz dieser Art, aber es kam nichts. Das verbesserte meine Laune nicht gerade.
»Was machst du denn hier, Emma?«, fragte Torben. Er sah mir nicht ins Gesicht. Stattdessen starrte er auf meinen Busen. Das hatte er bis jetzt noch nie getan. Ob er meinen BH bemerkt hatte?
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich sehe mir das Spiel an, was denkst du denn?«
»Spielst du auch Fußball?«, fragte Klara. Sie musterte mich interessiert.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich schwimme. So wie Bastian – ich meine, bevor er mit Fußball angefangen hat.«
»Schwimmen – toll!« Klara sah ehrlich beeindruckt aus. »Das würde ich auch gerne machen. Aber ich schaff neben dem Fußballtraining keine zweite Sportart.«
»Klara spielt in der Mädchenmannschaft unseres Vereins«, erklärte Bastian. Es klang, als würde der Verein ihm persönlich gehören. Dabei war er selbst erst seit ein paar Monaten Mitglied. »Die Mädels sind richtig gut.«
Klara lächelte etwas verlegen. »Na ja … wir sind wirklich nicht schlecht. Heute haben wir allerdings unentschieden gespielt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Was soll’s, man kann nicht immer gewinnen.« Als sie lächelte, erschienen kleine Grübchen rechts und links neben ihrem Mund. Eigentlich schien sie ganz nett zu sein. Leider fand Bastian das offenbar auch.
Der Trainer klatschte in die Hände. »Weiter geht’s, Jungs!«
Klara lächelte mir zu. »War nett, dich kennenzulernen, Emma. Bis später, Basti!«
Basti???
Bastian wurde ein bisschen rot. Dann trabte er mit den anderen zurück aufs Spielfeld. Mich ließ er einfach stehen. Er hob nur kurz den Arm zum Abschied, ohne sich noch einmal umzudrehen. Idiot!
Ärgerlich stapfte ich zurück zu Mona. Sie lag im Gras und war in der Sonne eingedöst. Ihr Mund war leicht geöffnet und sie schnarchte leise. Als der Schiedsrichter das Spiel anpfiff, schreckte sie auf.
»Ist es schon vorbei?« Sie sah sich verwirrt um.
»Ja«, sagte ich. »Aus und vorbei. Lass uns nach Hause fahren.«
Mona folgte mir gähnend zu den Fahrrädern. Als ich mich in den Sattel schwang und in die Pedale trat, lief mir eine Träne über die Wange. Wütend wischte ich sie weg. Ich würde jetzt nicht heulen. Auf keinen Fall. Außerdem war das sowieso nur der Fahrtwind.
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9 . Kapitel
Altes Haus mit
« K annst du heute Nachmittag auf Lili aufpassen?«
Mama stapelte das schmutzige Geschirr vom Mittagessen in der Spüle, während ich die Reste des Dinkel-puddings mit Himbeeren aus meinem Schälchen kratzte. Manchmal kocht Gesa ganz annehmbare Desserts, das muss man ihr lassen. Ich verzog das Gesicht. »Wieso denn? Ich dachte, ich bin erst Freitag wieder dran.«
»Du würdest mir einen riesigen Gefallen tun.« Mama warf mir einen bittenden Blick zu. »Dauert auch nicht lange. Höchstens eine Stunde. Allerhöchstens zwei.«
»Kann das nicht Mona machen?«, fragte ich. »Ich hab total viele Hausaufgaben. Außerdem schreiben wir nächste Woche Mathe und ich muss dringend noch ein bisschen üben …« Das stimmte zwar nur halb, aber egal. (Wir schrieben tatsächlich eine Mathearbeit, doch ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, heute dafür zu üben. Meistens erledige ich das einen Abend vorher. Darum komme ich in Mathe wahrscheinlich auch auf keinen grünen Zweig.)
»Mona hat keine Zeit«, sagte Mama. »Sie muss zum Zahnarzt.«
Ich runzelte die Stirn. »Ehrlich? Davon hat sie mir gar nichts erzählt.«
»Ist auch ein Notfall«, erklärte Mama. »Sie hat vorhin plötzlich Zahnschmerzen bekommen und sich gleich einen Termin geholt. Zum Glück kann der Zahnarzt sie heute Nachmittag noch dazwischenschieben. Die Ärmste!«
Dazu sagte ich lieber nichts.
»Also, was ist jetzt, Emma?«, fragte Mama. »Springst du ein?«
»Na gut«, seufzte ich. »Ausnahmsweise.«
Am Freitag würde ich ja wieder einen Batzen Geld mit Lilis Hilfe verdienen, da konnte ich sie heute auch mal umsonst durch die Gegend schieben.
»Prima, vielen
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