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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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Kinderwagen verschwunden. Ich hab einen Mordsschreck gekriegt.«
    »Warum bist du nicht zurück zum Marktplatz gekommen?«, fragte ich. »Ich hab ewig auf dich gewartet. Mensch, ich hab mir totale Sorgen gemacht!«
    Linda starrte auf ihre Schuhe. »Ich hab mich nicht getraut«, murmelte sie. »Ich hatte Angst, dass du wütend wirst. Darum hab ich Lili erst mal überall gesucht. Aber ich konnte sie nicht finden.« Sie begann wieder zu weinen.
    »Ist ja alles noch mal gut gegangen«, versuchte der Polizist sie zu beruhigen. »Eine Dame hat Lili bei uns abgegeben, ihr ist nichts passiert.«
    »Ein Glück!«, hauchte Linda. »Es tut mir alles so leid …«
    »Das sollte es auch«, sagte ich streng. »Du hast echt Mist gebaut! Glaub bloß nicht, dass du Lili noch mal schieben darfst.«
    Linda nickte traurig. »Das hab ich mir schon gedacht.«
    »Am besten gehst du jetzt nach Hause«, sagte der Polizist. »Deine Eltern warten bestimmt schon auf dich.«
    »Okay«, murmelte Linda. »Tschüss.«
    »Tschüss«, sagte Klara. »Mach’s gut.«
    Ich sagte nichts. So schnell konnte ich Linda nicht verzeihen, dass ich ihretwegen die schlimmsten Stunden meines Lebens durchgemacht hatte. Auch wenn ich insgeheim ganz genau wusste, dass es nicht allein Lindas Schuld war. Hätte ich nicht unbedingt Geld mit Lili verdienen wollen, wäre es gar nicht erst so weit gekommen …
    Andreas Remmler holte sein Auto und wir stiegen ein. Zum Glück fuhren wir nicht mit einem Streifenwagen – das hätte in Tupfingen ganz schön für Aufsehen gesorgt –, sondern mit dem Privatauto des Polizisten. Auf dem Rücksitz stand eine Babyschale.
    »Mein Sohn ist nur zwei Monate älter als deine kleine Schwester«, erklärte Andreas Remmler, während er Lili fachmännisch anschnallte.
    »Wie heißt er denn?«, erkundigte sich Klara.
    »Fritz.« Man konnte hören, wie stolz der Polizist auf seinen Sohn war. »Allerdings fährt er nicht so gerne Auto.«
    Lili hingegen schien das Autofahren zu gefallen. Sie blickte interessiert aus dem Fenster und saugte dabei an ihrem Schnuller. Ich war heilfroh, dass sie ihren Hunger offenbar vor lauter Aufregung für eine Weile vergessen hatte.
    In Tupfingen setzte Andreas Remmler erst Klara ab, dann fuhren wir zu mir nach Hause. Als wir über den Schotterweg rumpelten, kaute ich nachdenklich auf meiner Unterlippe herum.
    »Sagen Sie mal …«, begann ich vorsichtig. »Müssen Sie unbedingt mit reinkommen? Meine Mutter bekommt garantiert einen Mordsschreck, wenn sie mich mit einem Polizisten sieht. Sie denkt dann gleich, es ist sonst was passiert. Im Moment regt sie sich sowieso ziemlich leicht auf …«
    »Hm.« Andreas Remmler überlegte. »Eigentlich würde ich schon gerne kurz mit deiner Mutter reden. Nur um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.«
    »Bei uns ist alles in bester Ordnung«, beteuerte ich. »Das können Sie mir glauben.«
    »Ich finde aber, deine Mutter sollte wissen, was heute passiert ist«, beharrte der Polizist. »Das war schließlich keine Lappalie, Emma. Lili hätte bei der Aktion sonst was passieren können. Ihr habt beide riesiges Glück gehabt.«
    »Ich weiß«, sagte ich kleinlaut. »Ich verspreche auch hoch und heilig, es nie wieder zu tun. Ab heute lasse ich niemanden mehr an Lili heran und passe immer supergut auf sie auf.« Ich sah den Polizisten flehend an. »Könnten Sie dafür meine Mutter aus dem Spiel lassen?«
    Andreas Remmler seufzte. »Ich weiß nicht … Eigentlich ist es meine Pflicht …«
    Ich ließ ihn nicht ausreden. »Aber Sie können doch mal eine Ausnahme machen, oder? Bitte! Es kommt auch nie, nie, nie wieder vor!«
    »Na gut, machen wir einen Deal«, schlug der Polizist vor. »Ich lass dich da vorne an der Ecke raus und komme nicht mit ins Haus. Und du schwörst mir, dass du deiner Mutter selbst die ganze Geschichte erzählst. Okay?«
    Ich verzog das Gesicht. »Muss das sein? Sie wird bestimmt stinksauer …«
    »Das hast du dir selbst eingebrockt«, sagte Andreas Remmler streng. »Jetzt musst du auch den Mut haben, zu deinem Fehler zu stehen. Sie wird dir schon nicht den Kopf abreißen.«
    Da war ich mir nicht so sicher. Aber ich hatte keine andere Wahl. Wenn sie von der Polizei erfahren würde, was passiert war, würde sie garantiert komplett ausrasten.
    »Na gut«, murmelte ich schließlich.
    »Versprochen?« Andreas Remmler stoppte den Wagen und hielt mir seine Hand hin. »Und du redest heute noch mit ihr?«
    Ich nahm die Hand und schüttelte sie.

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