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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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»Versprochen.«
    Wir stiegen aus. Der Polizist hob den Kinderwagen aus dem Kofferraum und Lili aus der Babyschale.
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Für alles. Sie sind wirklich sehr nett.«
    »Gern geschehen. Alles Gute für dich, Emma. Und für Lili natürlich auch.« Er stieg wieder in sein Auto. Bevor er davonfuhr, hupte er noch einmal.
    Ich winkte. Dann schob ich Lili das letzte holprige Stück des Weges. Kaum waren wir auf dem Hof angekommen, flog die Haustür auf und Mama stürzte heraus.
    »Da seid ihr ja endlich!«, rief sie. »Langsam hab ich mir echt Sorgen gemacht. Lili muss ja schon halb verhungert sein!«
    Als sie die Stimme meiner Mutter hörte, spuckte Lili ihren Schnuller aus und begann kläglich zu weinen. Aber diesmal fand ich ihr Geschrei nicht nervig. Sie tat mir einfach nur leid. Für sie war der Nachmittag bestimmt mindestens so aufregend gewesen wie für mich. Wahrscheinlich konnte sie es kaum erwarten, endlich etwas in den Magen zu bekommen.
    »Kommt erst mal rein«, sagte Mama. »Was war denn los?«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Ich seufzte. »Vielleicht solltest du dich besser hinsetzen. Und dann erzähle ich dir alles.«
     
    Liste der fünf schrecklichsten Tage meines Lebens:
    Der Tag, an dem ich im Kindergarten Phillip geküsst habe, in den ich
damals unsterblich verliebt war. Zum Dank hat er mich so kräftig
gebissen, dass ich die restliche Woche mit seinen Zahnabdrücken auf der Wange herumgelaufen bin …
Der Tag, an dem ich mir in der Grundschule vor der ganzen Klasse in
die Hose gemacht habe, weil ich mich nicht getraut habe, während der Stunde aufs Klo zu gehen
Der Tag, an dem Lili verschwunden ist
Der Tag, an dem Papa ausgezogen ist
Der Tag, an dem Paul gestorben ist

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    16 . Kapitel
    Panik am Hochzeitstag
    « N a, wie sehe ich aus?« Mona drehte sich wie ein Model vor dem großen Spiegel, den sie in unserem Zimmer aufgestellt hatte. Das rosafarbene, bodenlange Kleid wirbelte um ihre Beine. Die Pailletten auf dem Oberteil funkelten, genauso wie der Glitzerpuder in Monas Gesicht.
    »Super«, sagte ich. Und das stimmte auch. Ich hätte Monas Kleid zwar niemals angezogen, aber ihr stand es echt gut. Genauso wie die Locken, die sie sich in die Haare gedreht hatte. Es hatte Stunden gedauert, doch die Mühe hatte sich gelohnt. »Mit dem Glitzerpuder hast du allerdings etwas übertrieben.«
    »Findest du?« Mona warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. »Stimmt.« Vorsichtig wischte sie einen Teil des Puders weg. »Willst du auch was?« Sie hielt mir die Puderdose hin.
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Bloß nicht! Ich mag so was nicht.«
    Heute war es so weit. Heute war der große Tag. In ein paar Stunden würden Oma und Pfarrer Pauli heiraten. Ich war schrecklich aufgeregt und freute mich wahnsinnig. Meine erste Hochzeit!
    Ich schlüpfte in meinen neuen Rock. »Hilfst du mir mal?«, bat ich Mona. Sie war sofort zur Stelle und zog den Reißverschluss zu.
    »Sieht gut aus«, stellte sie fest, nachdem sie mich prüfend von Kopf bis Fuß gemustert hatte. »Schade, dass du dir nicht auch Locken gemacht hast. Dann würden wir aussehen wie Zwillinge.«
    Ich musste an Lea und Simone denken und verzog das Gesicht. So bescheuert wie die beiden wollte ich bestimmt nicht herumlaufen. Inzwischen machte sich schon die halbe Klasse über ihren Partnerlook-Fimmel lustig.
    »Lass mal«, sagte ich. »Locken sind nichts für mich. Außerdem würde uns nie im Leben irgendjemand für Zwillinge halten.«
    Ich betrachtete Mona und mich im Spiegel. Wir sahen wirklich komplett verschieden aus. Mona war größer als ich und hätte in ihrem Rüschenkleid gut auf den Umschlag eines ihrer Kitschromane gepasst. Ich sah in meinem Rock und der weißen Bluse eher wie die Gouvernante von Heidi aus. Nur dass ich keinen Dutt trug, sondern die Haare offen über meine Schultern fielen. Ausnahmsweise standen sie mal nicht in alle Richtungen ab. Ich hatte sie stundenlang gekämmt und mit einem Haarband gebändigt, damit sie mir nicht ständig ins Gesicht fielen.
    »Kommt ihr, Mädchen?«, rief Mama von unten. »Wir müssen los!«
    »Sofort!«, rief Mona zurück. »Wir sind gleich fertig!«
    Schnell zog ich meine Schuhe an und polterte die Bodentreppe hinunter.
    »Kannst du Lili bitte einen Augenblick nehmen?«, bat Mama. »Ich hab meine Handtasche im Schlafzimmer vergessen.«
    »Klar.« Vorsichtig nahm ich Lili auf den Arm. Sie quietschte, als sie mich sah, und ich quietschte zurück. In den letzten

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