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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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vor sich her. Blau mit grünem Verdeck. Und auf dem Verdeck prangte eine lachende Sonnenblume.
    Ich sprang auf. »Lili!« Mit einem Satz war ich beim Kinderwagen und klappte das Verdeck herunter. Da lag sie. Lili! Meine süße kleine Schwester! Sie saugte heftig an ihrem Schnuller. Als sie mich sah, ließ sie den Schnuller los. Er fiel ihr aus dem Mund und sie lächelte mich an. Ich hätte sie glatt abknutschen können, aber ich war mir nicht sicher, ob sie das mochte. Darum ließ ich es lieber bleiben.
    Ich weinte und lachte gleichzeitig, während ich ihr sanft über die Wange strich. »Da bist du ja wieder«, flüsterte ich. »Ein Glück, dass dir nichts passiert ist. Jetzt passe ich immer, immer, immer auf dich auf, versprochen!«
    Lili sah mich mit großen Augen an. Sie hatte natürlich jedes Wort verstanden.
    »Ist das deine Schwester?«, fragte Andreas Remmler überflüssigerweise.
    »Das ist sie.« Ich griff nach dem Kinderwagen. »Komm, Lili, wir gehen nach Hause.«
    »Moment, nicht so schnell!«, sagte die Polizistin streng. »Erst müssen wir noch ein paar Dinge klären.«
    Ich wollte gerade widersprechen, als mir etwas einfiel. »Wo haben Sie Lili überhaupt gefunden?«
    »Der Kinderwagen wurde von einer alten Dame abgegeben«, berichtete die Polizistin, die sich nicht einmal vorgestellt hatte. »Er stand einsam und allein im strömenden Regen vor einem Geschäft in der Innenstadt. Uns würde jetzt natürlich interessieren, wie er dahin gekommen ist.«
    Ich ballte die Fäuste. »Diese dämliche Linda hat Lili einfach stehen gelassen. Na warte, wenn ich die erwische …«
    »Mit dieser jungen Dame beschäftigen wir uns später.« Die Polizistin musterte mich kühl. »Jetzt rufen wir erst mal deine Eltern an. Sie machen sich bestimmt schon Sorgen.«
    Ich verzog das Gesicht. »Muss das sein? Mama bringt mich um, wenn sie hört, was passiert ist. Außerdem will ich den Bus nach Tupfingen nicht verpassen. Der nächste fährt erst wieder in einer Stunde. Lili hat bestimmt schon Hunger. Mit leerem Magen kann sie ziemlich ungemütlich werden …«
    Wie aufs Stichwort öffnete Lili den Mund und stieß ein klägliches Wimmern aus. Dann begann sie zu brüllen. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Das war wirklich perfektes Timing! Eigentlich waren Lili und ich ein ziemlich gutes Team.
    Die Polizistin sah ratlos von der schreienden Lili zu mir und dann zu ihrem Kollegen. Offenbar hatte sie nicht viel Erfahrung mit Babys. »Und was jetzt?«, rief sie über Lilis Gebrüll hinweg.
    Ich nahm Lili schnell aus dem Kinderwagen. Kaum war sie auf meinem Arm, hörte sie auf zu schreien.
    »Ich mach das schon«, sagte Andreas Remmler. »Übernimm du den Empfang.«
    Sichtlich erleichtert verließ seine Kollegin den Raum.
    »Na, du bist aber eine Süße!« Der Polizist kitzelte Lili unter dem Kinn und sie jauchzte vergnügt. Im Nu hatte sie ihn um den Finger gewickelt. »Wisst ihr was?« Andreas Remmler zückte seinen Schlüsselbund. »Ich bring euch schnell nach Hause. Ist ja nur ein Katzensprung bis Tupfingen.«
    Klara zwinkerte mir zu. Sie schien genauso erleichtert zu sein wie ich, dass alles gut ausgegangen war. Ich legte Lili wieder in den Kinderwagen und wir gingen zurück in die Eingangshalle. In der Tür stieß ich mit einem völlig verheulten Mädchen zusammen. Linda!
    Im ersten Moment war ich total baff, dann funkelte ich sie wütend an. »Du dumme Kuh! Wie konntest du Lili einfach irgendwo im Regen stehen lassen? Das ist echt das Letzte!«
    Linda schluchzte herzzerreißend, aber ich hatte kein bisschen Mitleid mit ihr.
    »Das wollte ich doch alles nicht …«, jammerte sie. »Ist Lili hier? Geht’s ihr gut?« Linda wollte sich über den Kinderwagen beugen, aber ich schubste sie zurück.
    »Lass meine Schwester in Ruhe, klar?«, fauchte ich. »Komm ihr bloß nicht zu nah!«
    »Na, na, na, immer mit der Ruhe«, sagte Andreas Remmler beschwichtigend. »Was ist hier eigentlich los?«
    »Ich bin mit Lili spazieren gegangen«, erzählte Linda zwischen zwei Schluchzern. »Es hat alles prima geklappt, Lili war total brav. Dann ist mir eingefallen, dass ich noch Milch und Käse fürs Abendbrot mitbringen sollte. Ich bin schnell in den Supermarkt geflitzt …«
    »Und du hast Lili einfach draußen gelassen?«, unterbrach ich Linda empört. »Was hast du dir nur dabei gedacht? Sie hätte entführt werden können!«
    »Ich war doch nur ein paar Minuten weg«, verteidigte sich Linda. »Und als ich zurückkam, war der

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