Emma im Glück
zusammen. Und er liebt dich wirklich, das kann jeder sehen. Du bekommst doch jetzt nicht etwa Muffensausen, oder?«
Oma machte ein klägliches Gesicht. »Ein bisschen vielleicht. Ich wollte doch noch so viele Reisen machen, aber wenn ich Gerhard heirate, sitze ich hier in Tupfingen fest. Außerdem gebe ich bestimmt keine gute Pfarrersfrau ab. Gerhard hat eine bessere Frau verdient als mich …«
»Aber du bist doch die Allerbeste!«, rief ich und drückte Oma einen Kuss auf die Wange.
Ein klitzekleines Lächeln erschien auf Omas Gesicht. »Findest du?«
Ich nickte. »Auf jeden Fall!«
»Emma hat recht«, sagte Mama. »Gerhard kann sich glücklich schätzen, dich heute zum Traualtar führen zu dürfen. Aber damit aus der Hochzeit noch was wird, solltest du dich jetzt schleunigst anziehen.«
Oma warf einen Blick auf die Uhr und wurde schon wieder ganz blass. »Oh Gott! So spät schon! In einer halben Stunde beginnt die Trauung, das schaffe ich nie!«
Mama stand auf. »Keine Sorge, wir helfen dir. Und jetzt los!«
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17 . Kapitel
Oma traut sich
U m kurz vor zwölf verließen wir im Laufschritt das Pfarrhaus und spurteten zur Kirche. Vor dem Eingangsportal wartete Mona auf uns. Ihre linke Backe war geschwollen.
»Da seid ihr ja endlich!«, nuschelte sie. »Die Gäste sind schon in der Kirche. Und Pfarrer Pauli auch. Alle warten auf euch!«
»Was macht dein Zahn?«, fragte ich. »Geht’s wieder?«
Mona nickte vorsichtig. »Ich hatte tatsächlich ein Loch. Der Zahnarzt musste bohren, aber ich hab eine Betäubung bekommen. Wenigstens tut’s jetzt nicht mehr weh.«
»Und?« Ich warf Mona einen vielsagenden Blick zu. »Wie war’s sonst so?«
Mona machte ein gequältes Gesicht. »Ein kompletter Reinfall. Ich erzähl’s dir später.«
»Genau.« Mama drückte Oma den Brautstrauß aus weißen und rosa Rosen in die Hand. »Jetzt wird erst mal geheiratet.«
Oma zupfte nervös an ihren grauen Löckchen. »Wie sehe ich aus?«
»Prima!«, sagte ich.
Mona nickte eifrig. »Ganz toll!«
Das cremefarbene Hochzeitskleid stand Oma wirklich sehr gut. Ich hatte ihr beim Anziehen geholfen. Mama hatte währenddessen Omas Haare gemacht und ihr ein schnelles Make-up verpasst.
Oma atmete einmal tief durch. Sie war etwas blass um die Nase. »Na, dann wollen wir mal«, murmelte sie und trat an Mamas Arm durch die hohe Flügeltür. Mona und ich folgten ihnen.
Kaum hatten wir die Kirche betreten, begann die Orgel zu spielen, und das Gemurmel der Gäste verstummte. Ich hielt für einen Moment die Luft an. Die Kirche war proppenvoll! Alle Bänke waren bis auf den letzten Platz besetzt. Und während wir feierlich im Rhythmus des Orgelstücks den Mittelgang entlangschritten, standen alle auf und drehten sich zu uns um. Mir wurde flau im Magen. Ich hasse es, angestarrt zu werden! Ich versuchte, mich auf die Gesichter der einzelnen Gäste zu konzentrieren. Ganz vorne konnte ich Papa sehen. Er winkte mir zu und ich lächelte zurück. Ich war mir nicht sicher, ob man als Brautjungfer winken durfte.
Direkt neben dem Altar stand Pfarrer Pauli. Er trug einen grauen Anzug mit einer weißen Rose im Knopfloch. Das sah sehr festlich aus. Ich versuchte, auch festlich auszusehen. Leider zitterten meine Beine so sehr, dass ich kaum gehen konnte. Kurz vor dem Altar stolperte ich. Im letzten Moment konnte ich den Sturz abfangen. Natürlich lief ich sofort knallrot an. Und dann hätte ich mich auch noch fast auf die falsche Seite gestellt. Wir hatten vorher besprochen, dass Mona rechts und ich links stehen sollte.
»Andere Seite!«, zischte Mona mir zu, als ich gerade nach rechts abbiegen wollte. Schnell änderte ich die Richtung.
Pfarrer Pauli, den wir jetzt Gerhard nennen sollten, nahm Oma in Empfang. Mama stellte sich neben Gesa in die erste Reihe und Mona und ich bezogen zu beiden Seiten des Altars Position. Dann setzten sich alle und der Gottesdienst begann.
Während der Pfarrer aus der Nachbargemeinde, ein alter Freund von Gerhard, ein Gebet sprach und dann ein Kapitel aus der Bibel vorlas, ließ ich meinen Blick über die voll besetzte Kirche schweifen. Ob Bastian gekommen war? Er hatte sich bis zum Schluss nicht festlegen wollen. Angeblich war noch nicht klar, wie die Mannschaftsaufstellung beim Pfingstturnier aussah und ob er spielen musste oder nicht. Irgendwann hatte ich gar nicht mehr nachgefragt. Das war mir echt zu blöd. Wenn ihm sein dämlicher Fußball wichtiger war als Omas Hochzeit, sollte er eben wegbleiben. Ich
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