Emma im Glück
den Schultern. »Keine Ahnung. Daniel war jedenfalls sofort Feuer und Flamme. Lassen wir uns einfach überraschen.«
Zum Glück wusste ich da noch nicht, dass an diesem Tag noch mehr als eine Überraschung auf mich wartete. Denn sonst wäre ich wahrscheinlich direkt nach Hause gegangen und hätte mich unter meiner Bettdecke verkrochen.
Ein paar Stunden später war der Garten voller Gäste. Unter den Apfelbäumen hatten die Leute vom Partyservice das Buffet aufgebaut. Außerdem hatten die Mitglieder des Kirchen-Frauenkreises die tollsten Kuchen und Torten gebacken. Mir lief beim Anblick all der Köstlichkeiten das Wasser im Mund zusammen. Daniel, Jonas und Markus waren vor einer Weile aufgetaucht und bauten gerade ihre Instrumente neben der Terrasse auf.
Ich schlenderte zu Daniel hinüber. »Echt super, dass ihr so kurzfristig einspringen konntet.«
Daniel grinste. »Kein Problem. So ausgebucht sind wir ja noch nicht.«
»Du kannst Emma ruhig sagen, dass dies unser allererster Auftritt ist«, mischte sich Jonas ein. »Ich bin ganz schön nervös.«
»Ach was!« Markus grinste. »Wir werden die Bude schon rocken, was? Den Omis und Opis hier heizen wir erst mal richtig ein! Wie wär’s, wenn wir mit
Highway to Hell
starten? Passt doch irgendwie, oder? Ist der neue Typ deiner Oma nicht Pastor?«
»Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist …«, murmelte ich. Allmählich überlegte ich, ob ein DJ nicht doch die klügere Wahl gewesen wäre. Was, wenn den Gästen bei der Musik von Daniels Band die Ohren abfielen?
Oma kam auf uns zu. Ihre Wangen waren leicht gerötet und sie sah sehr glücklich aus. »Hallo, Daniel! Ich bin ja so froh, dass ihr da seid! Ohne euch wäre meine Hochzeit glatt ins Wasser gefallen. Wann könnt ihr loslegen?«
»Dauert nicht mehr lange«, sagte Daniel. »Ich schätze, in einer Viertelstunde sind wir mit dem Aufbau fertig.«
»Prima!« Oma lächelte. »Ich bin schon sehr gespannt. Könntet ihr vielleicht zwischendurch auch ein paar Schlager spielen? Ich liebe Schlager! Mein Lieblingslied ist
Paloma Blanca
. Kennst du das?«
Markus rümpfte angewidert die Nase, und ich zog Oma schnell weg, bevor er einen dummen Spruch machen konnte. »Du kannst doch eine Heavy-Metal-Band nicht bitten, Schlager zu spielen!«, zischte ich.
»Warum denn nicht, Emma-Kind?«, fragte Oma überrascht. »Musik ist Musik, oder?« Sie drückte mich an sich. »Vielen Dank übrigens für die tolle Dekoration. Die Herzen sehen wunderschön aus.«
Ein Schwung neuer Gäste strömte in den Garten, und Oma ging los, um sie zu begrüßen. Ich sah mich nach Mona um. Sie hatte mir noch gar nicht erzählt, wie ihr Zahnarztbesuch verlaufen war. Ich entdeckte sie auf der Terrasse, wo sie angeregt mit Daniel quatschte. Na also! Das war doch immerhin ein Anfang. Vielleicht wurde ja doch noch was aus den beiden …
»Hallo, Emma!« Ich drehte mich um. Klara war hinter mir aufgetaucht. Sie trug ein korallenrotes Kleid mit weißen Punkten und farblich dazu passende Schuhe.
»Hey!« Ich grinste. »Du siehst aber schick aus!«
»Danke gleichfalls«, gab Klara zurück. »Der Rock steht dir echt gut.«
»Dein Bruder ist auch schon da.« Ich nickte zur Terrasse hinüber.
Klara zog eine Grimasse. »Bist du sicher, dass es eine gute Idee war, seine Band zu engagieren? Wenn er zu Hause auf seinem Schlagzeug übt, hört sich das immer total schrecklich an.«
»Ehrlich gesagt hatte ich keine andere Wahl«, gab ich zu. »Sonst hätten wir gar keine Musik gehabt.«
»Vielleicht wäre das die bessere Alternative gewesen«, murmelte Klara, als die Band begann, ihre Instrumente zu stimmen.
Klara und ich hatten uns seit dem Tag, an dem Lili verschwunden war, ein paarmal nachmittags getroffen. Klara war mit Lili und mir spazieren gegangen und ich hatte ihr unser Haus, mein Zimmer und Pauls Grab gezeigt. Eigentlich war sie ziemlich nett – von ihrem Fußballfimmel mal abgesehen.
»Wo steckt eigentlich Bastian?« Klara sah sich suchend um.
Ich biss mir auf die Unterlippe. »Er ist nicht gekommen. Sein Turnier war ihm offenbar wichtiger.«
»Aber das Turnier ist doch längst vorbei«, sagte Klara. »Papa ist schon vor einer Stunde zurückgekommen.«
»Ehrlich?« Ich seufzte. »Dann hatte er wohl keine Lust.« Das machte die Sache leider auch nicht besser. Eher im Gegenteil.
Klara legte mir einen Arm um die Schultern. »Sei nicht traurig. Wir können auch ohne Jungs Spaß haben, oder?«
Ich lächelte schief. Ich war wirklich
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