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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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Irgendwelche Vorschläge?« Lea sah mich erwartungsvoll an.
    Nachdenklich zeichnete ich mit dem rechten Fuß Muster in den Sand unter der Schaukel. Das war wirklich eine schwierige Frage. Nacheinander gingen wir alle Jungs durch, die wir kannten.
    »Tobias?«, fragte ich.
    »Auf keinen Fall! Der stinkt immer total aus dem Mund.«
    »Lukas?«
    »Hat Schuppen.«
    »Wie wär's mit Kevin?«
    Lea zeigte mir einen Vogel. »Der ist mindestens einen Kopf kleiner als ich. Da muss ich ja beim Küssen jedes Mal in die Knie gehen!«
    »Ihr könntet euch ja im Sitzen küssen«, schlug ich vor.
    »Nein, Kevin kommt nicht infrage.«
    Ich seufzte. »Mann, du bist aber auch ein schwieriger Fall. So wird das nie was.«
    In diesem Moment kam Tim um die Hausecke und rief: »Emma, es gibt Abendbrot!« Dann entdeckte er Lea neben mir auf der Schaukel. »Hallo, Lea! Na, schon wieder zurück aus dem Urlaub?«
    Lea nickte nur. Tim blieb noch einen Moment auf dem Gartenweg stehen, doch als Lea nicht antwortete, zuckte er schließlich mit den Schultern und verschwand wieder.
    Ich warf Lea einen erstaunten Blick zu. Normalerweise ist sie eigentlich fast so eine furchtbare Quasselstrippe wie ich. Aber irgendetwas schien ihr gerade die Sprache verschlagen zu haben.
    »Lea?«, fragte ich vorsichtig. »Alles in Ordnung?«
    Lea wirkte völlig abwesend. Dann erschien plötzlich ein Strahlen auf ihrem Gesicht und sie platzte heraus: »Das ist er! Tim!«
    Ich runzelte verwirrt die Stirn. »Äh – klar war das gerade Tim. Wer denn sonst? Schließlich wohnt er hier. Tim ist mein Bruder, schon vergessen?«
    »Quatsch, natürlich nicht«, sagte Lea ungeduldig. »Das meine ich doch gar nicht. Ich meine, dass Tim das ideale Kussobjekt für mich ist. Findest du nicht auch?«
    Ich brauchte einen Moment, um das zu verdauen. Auf Tim als Kusspartner wäre ich im Leben nicht gekommen. »Du willst Tim küssen?«, fragte ich schließlich. »Meinen Bruder?«
    »Ganz genau. Er ist eindeutig der beste Kandidat: Er sieht ganz gut aus, hat weder Schuppen noch Mundgeruch und ist auch noch nett. Einfach ideal, wenn du mich fragst. Du hast doch nichts dagegen, oder? Ich meine, es ist ja nur zu Übungszwecken. Ich bin schließlich nicht verknallt in ihn oder so was.«
    Ich schüttelte langsam den Kopf. »Nein, natürlich bist du das nicht.« Das wäre ja auch noch schöner! Meine beste Freundin verliebt in meinen Bruder – das stellte ich mir lieber gar nicht erst vor. »Na ja, wenn es nur zum Üben ist, von mir aus ...«, sagte ich schließlich. Aber so richtig begeistert war ich von der Idee nicht. »Ich weiß bloß nicht, ob Tim da auch mitmacht. Ich glaube, er steht nicht besonders auf Küssen und so ein Zeug.«
    Wenn Tim noch nicht mal Oma und Papa einen Kuss zur Begrüßung gab, hatte er bestimmt erst recht keine Lust Lea zu küssen. Außerdem fiel mir gerade Gesas Theorie von den Männern ein, die ihre Gefühle nicht so gut ausdrücken können ...
    Aber Lea wischte meine Bedenken mit einer einzigen Handbewegung beiseite. »Ach was, das kriegen wir schon hin. Lass mich nur machen ...«
    In diesem Moment ertönte eine Stimme direkt hinter uns. »Was kriegt ihr schon hin?«
    Vor lauter Schreck wäre ich fast von der Schaukel gekippt. Ich drehte mich um und sah direkt in Monas Gesicht. Sie trug wieder eins von ihren hässlichen Kartoffelsackkleidern und – was noch viel schlimmer war – auf ihren zerzausten Haaren thronte ein Kranz aus geflochtenen Gänseblümchen. Das sah richtig bescheuert aus. Lea kicherte, aber Mona schien das gar nicht zu merken. Sie lächelte freundlich, aber ich lächelte nicht zurück. Ich hätte ihr am liebsten gegen das Schienbein getreten. Musste sie immer herumlaufen wie der letzte Idiot? Das war echt peinlich.
    »Was kriegt ihr schon hin?«, fragte sie noch einmal.
    »Geht dich gar nichts an«, brummte ich. »Und überhaupt – das ist ein Privatgespräch, also hör auf uns zu belauschen.«
    Mona wurde rot und hörte auf zu lächeln. »Ich hab überhaupt nicht gelauscht«, verteidigte sie sich. »Ich wollte dir nur sagen, dass es Abendbrot gibt.«
    »Weiß ich schon längst«, sagte ich. »Können Lea und ich uns jetzt vielleicht in Ruhe weiter unterhalten?«
    Mona sah mich verdattert an. Sie runzelte die Stirn, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging zum Haus zurück. Die Gänseblümchen wippten auf ihrem Kopf.
    Lea kicherte wieder. »Mann, die ist ja noch durchgeknallter, als ich dachte!

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