Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
Vom Netzwerk:
können. Aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, nahm Bastian plötzlich meine Hand. Einfach so. Mir blieb einen Moment lang die Luft weg und in meinem Kopf wirbelten tausend Gedanken durcheinander. Zum Beispiel, dass sich Bastians Hand ganz warm anfühlte. Und ein bisschen klebrig. Das kam bestimmt vom Eis. Und dass dies genau der richtige Moment war, um Bastian zu küssen. Ich atmete tief ein und spitzte die Lippen. Dabei versuchte ich, mir selbst Mut zu machen: Jetzt, Emma! Mach schon! Du bist doch kein Feigling, oder? Gleich hast du's geschafft!
    Ich beugte mich langsam vor. Mein Kopf kam Bastians Kopf immer näher. Noch dreißig Zentimeter ... zwanzig ... zehn ...
    Da hörte ich plötzlich ganz in der Nähe eine Stimme, die mir irgendwie bekannt vorkam. Ich warf einen schnellen Blick über Bastians Schulter und sah – Klaus! Mein Bruder saß zwei Tische weiter und schaufelte gerade einen riesigen Fruchtbecher mit Sahne in sich hinein. Dabei unterhielt er sich mit einem Mädchen. Das Mädchen war ziemlich hübsch. Die beiden alberten herum und kicherten wie verrückt. Sie fütterten sich gegenseitig mit Eis – und dann fingen sie doch tatsächlich an – sich zu küssen! Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Klaus hatte eine Freundin! Eine richtige, echte Freundin! Keine, die er sich bloß ausgedacht hatte, so wie sonst immer. Und sie sah auch noch richtig gut aus. Wie hatte er das bloß hingekriegt? Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie sich irgendein Mädchen auf dieser Welt in meinen Bruder verlieben konnte. In Klaus mit seinen Pickeln, seiner komischen Frisur und seiner ewigen schlechten Laune. Jetzt schien er allerdings gerade ziemlich gut gelaunt zu sein. So fröhlich war er zu Hause nie. Na ja, fast nie. Vielleicht hatte er das Mädchen ja bestochen, damit sie so tat, als würde sie ihn nett finden. Aber dafür hatte Klaus garantiert nicht genug Geld ...
    Ich starrte die beiden immer noch an. Ich war so durcheinander, dass ich einen Moment lang nichts anderes mitbekam. Und dann landete ich plötzlich mit meinem Mund direkt auf Bastians linkem Ohr. Ich hatte so viel Schwung, dass ich Bastian einen richtig dicken Schmatzer auf die Ohrmuschel verpasste.
    Er zuckte zusammen und ich fuhr so schnell zurück, als hätte ich mich an seinem Ohr verbrannt. Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle in Luft aufgelöst. Das war eindeutig der peinlichste Moment meines Lebens. Warum musste ich mich eigentlich immer so dämlich anstellen? Ich merkte, dass ich schon wieder knallrot wurde, und traute mich nicht, Bastian direkt ins Gesicht zu sehen. Vielleicht war Küssen einfach nichts für mich. Ich beschloss augenblicklich, dass ich nie wieder versuchen würde, jemanden zu küssen. Genau, bei mir herrschte von jetzt an kussfreie Zone.
    Bastian rieb sich sein Ohr und stöhnte: »Autsch, das hat vielleicht geknallt! Willst du, dass mir das Trommelfell platzt?«
    »Tut mir Leid«, sagte ich mit piepsiger Stimme. »Das ... das ... war ein Versehen. Wird nicht wieder vorkommen, versprochen!«
    Vorsichtig schielte ich zu Bastian hinüber. Ich sah, dass er auch knallrot angelaufen war. Bestimmt war ihm die ganze Sache genauso peinlich wie mir.
    »Wolltest du ... wolltest du mich etwa gerade küssen?«, fragte er und wurde noch ein bisschen röter.
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Quatsch! Auf keinen Fall! Wie kommst du denn darauf? Ich bin ... irgendwie abgerutscht und dann ... na ja ... blöderweise auf deinem Ohr gelandet. Tut's noch sehr weh?«
    »Nö.« Bastian grinste. »Bist du sicher, dass du mich nicht küssen wolltest? Kam mir irgendwie so vor.«
    »Ganz sicher«, sagte ich entschieden. »Ich finde Küssen nämlich total bescheuert.«
    »Ehrlich?«, fragte Bastian ein wenig enttäuscht.
    »Na klar. Du etwa nicht? Das ist doch eklig! Und außerdem sehr unhygienisch.«
    »Unhygienisch?« Bastian sah mich verwirrt an. »Warum das denn?«
    Ich überlegte, aber mir fiel keine überzeugende Erklärung ein. Zum Glück winkte Bastian ab. »Lass mal, ist auch egal. Ich meine, wir müssen uns ja auch nicht unbedingt küssen, bloß weil wir jetzt zusammen sind.« Er warf mir einen unsicheren Blick zu. »Aber zusammen sind wir doch, oder?«
    Ich nickte. »Ja, auf jeden Fall.«
    Bastian sah erleichtert aus. »Na, da bin ich aber froh.«
    Ich war auch froh, vor allem, als Bastian nach einer Weile wieder meine Hand nahm. Händchen halten finde ich tausendmal besser als küssen. Da kann wenigstens nichts schief

Weitere Kostenlose Bücher