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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Und damit meine ich
keineswegs diesen biederen Bankier.«
    »Ich habe
gar kein Verlangen danach, geküßt zu werden«, entgegnete Emma ungehalten und
ging zur Treppe.
    »Das ist
dein Problem«, rief Chloe ihr nach. »Weißt du was? Ich glaube, du versuchst
nur, der Welt zu zeigen, daß du nicht so bist wie ich.«
    Emma blieb
auf der Treppe stehen. Trotz der Tatsache, daß Chloe ein gutgehendes Bordell
führte, gab es keinen gütigeren Menschen als sie. »Mir ist egal, was die Leute
denken«, erwiderte sie schnell, doch sie wußte, daß es eine Lüge war, und
Chloe wußte es auch.

2

    Nur eine
Kerze erhellte
Emmas geräumiges Zimmer, als sie sich auszog, um ins Bett zu gehen. Eine
Petroleumlampe hätte besseres Licht gegeben, aber Emma kam sich im sanften
Schein der Kerze fast wie Jane Eyre vor, und es fiel ihr nicht schwer, sich
vorzustellen, daß Mr. Rochester in der Halle auf sie wartete.
    Nachdem sie
ihren Morgenrock angezogen hatte, nahm sie den bronzenen Kerzenständer und
verließ ihr Zimmer, um nach dem verletzten Mann zu sehen, den Chloe aufgenommen
hatte.
    Auf dem
Korridor blieb sie lauschend stehen, aber es war nichts zu hören, und so
öffnete sie die ihrem Zimmer gegenüberliegende Tür und trat leise ein.
    Im Bett
konnte sie vage Umrisse einer Gestalt erkennen, aber es war kein Atmen zu hören
und auch kein Schnarchen, was Emma als sehr beunruhigend empfand. Angeblich
schnarchten Männer, wenn sie schliefen. Zumindest hatte Chloe das behauptet.
    Auf leisen
Sohlen näherte Emma sich dem Bett. »Sir?« flüsterte sie, um den verwundeten
Mann nicht zu erschrecken. »Sir – sind Sie wach?«
    Der Patient
rührte sich nicht und gab keinen Ton von sich.
    Emma beugte
sich über die reglose Gestalt, um den Mann besser betrachten zu können, und da
passierte etwas, womit sie nicht gerechnet hätte: Die Flamme der Kerze streifte
die Mullbinden, mit denen die Brust des Mannes verbunden war, und sie fingen
Feuer.
    Zuerst war
Emma zu entsetzt, um zu reagieren. Es dauerte lange, viel zu lange, bis sie
sich wenigstens wieder so weit in der Gewalt hatte, daß sie die Kerze
fortstellte. Doch da hatte das Unglück schon seinen Lauf genommen.
    Der Mann
erwachte fluchend, und das löste Emmas Starre endgültig. Mit beiden Händen
versuchte sie die Flammen auszuschlagen.
    Der Fremde
schrie auf vor Schmerz und fuhr sie dann an: »Bevor Sie mich totschlagen,
lassen Sie es lieber brennen, verdammt noch mal!«
    Doch Emma
schlug weiter auf die Verbände ein, bis auch der letzte glimmende Funken
erloschen war. Dann erst zündete sie die Petroleumlampe an, in deren Schein sie
einen gutaussehenden Mann Anfang Dreißig sah, dessen Rippen und Arme mit
weißen Tüchern verbunden waren.
    Es war der
Mann, dem Emma am Nachmittag am Bahnhof begegnet war! Eine seltsame Erregung
erfaßte sie bei seinem Anblick, und sie sagte rasch: »Es tut mir so leid ...«
Doch der Mann schien für Entschuldigungen nicht empfänglich zu sein. Seine
braungrünen Augen blitzten zornig, als er sich zu einer sitzenden Stellung
aufrichtete, und selbst im schwachen Lampenschein konnte Emma sehen, daß er
vor Schmerz ganz blaß geworden war. »Ich kannte mal jemanden wie Sie. Er war
Wächter in einem Yankee-Gefangenenlager«, sagte er grollend.
    Emma
beschloß, seine Bemerkung zu ignorieren, zog ihren Morgenmantel noch fester um
die Schultern und setzte sich auf einen Stuhl. »Ich fürchte, diese Verbände
müssen gewechselt werden«, sagte sie. »Da Doc Waverly im allgemeinen nur tagsüber
nüchtern ist, tue ich es lieber selbst.«
    Der Mann
bedachte sie mit einem argwöhnischen Blick. Emma seufzte. »Ich habe gesagt, daß
es mir leid tut, oder?« Er schaute sie aus schmalen Augen an. »Wer sind Sie?«
»Emma Chalmers. Wir sind uns heute schon einmal begegnet. Aber
wer sind Sie?«
    Er strich
sein verschwitztes braunes Haar zurück. »Steven Fairfax.«
    »Wie geht
es Ihnen, Mr. Fairfax?«
    »Wunderbar,
was haben Sie denn geglaubt?« entgegnete er spöttisch. »Ich gehe in diesen
verdammten Saloon, weil ich etwas trinken will und ... und werde fast in der
Mitte auseinandergerissen, weil irgendein Verrückter seinen Geburtstag feiert.
Dann kommen Sie herein und legen Feuer an meine Verbände ...«
    »Ach, hören
Sie auf, sich zu beschweren«, unterbrach Emma ihn ungeduldig. »Sie sind nicht
der erste Mensch, der in eine Explosion geraten ist. Lassen Sie mich den
Verband entfernen.«
    Fairfax
musterte sie stirnrunzelnd und zog das Laken bis unter das Kinn. »Ich

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