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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Himmel und ließ Macon
stehen. Als sie die Tanzfläche verließ, immer noch aufgebracht und mit vor
Zorn geröteten Wangen, stieß sie mit einem ebenfalls sehr wütenden Steven
zusammen, der sie am Arm ergriff und sie aus dem Ballsaal in den Garten zog.
Er blieb nicht eher stehen, bis sie einen Springbrunnen erreichten, der mit
Moos überwuchert war. Das fließende Wasser verursachte ein unheimliches
Geräusch.
    »Verdammt,
Emma, was willst du eigentlich beweisen?« fuhr Steven sie an.
    Emma entzog
ihm ihren Arm. »Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte sie gekränkt.
    »Du hast mit
Macon getanzt!«
    Emma
stützte beide Hände in die Hüften und erwiderte entrüstet: »Na und? Dafür habe
ich auch gleich die Gelegenheit genutzt, ihm ein, zwei Dinge beizubringen.«
    Steven
wurde ganz ruhig. Verdächtig ruhig. »Und die wären?«
    »Ich habe
ihm gesagt, daß auch er nicht über den Verdacht erhaben ist, Mary McCall
ermordet zu haben«, informierte Emma Steven stolz.
    Mit einem
unterdrückten Fluch wandte er sich ab und fuhr sich sorgenvoll mit der Hand
durchs Haar.
    »Was hast
du?« fragte Emma verblüfft.
    »Garrick
hat Nachforschungen über Macon angestellt und dabei herausgefunden, daß Macon
anscheinend eine Beziehung zu Mary unterhalten hat. Aber nachdem er nun weiß,
daß er unter Verdacht steht, wird er sich bemühen, sämtliche Spuren zu
vernichten.«
    Nun war
Emma sehr bestürzt über ihre Unbesonnenheit. »Ich wollte dir nur helfen ...«
flüsterte sie bedrückt.
    »Von jetzt
an«, sagte Steven barsch, »behältst du deine Hilfe gefälligst für dich!«
    Verletzt
wandte sie sich ab und floh, aber nicht ins Haus, wo jeder
sie sehen konnte, sondern in die Dunkelheit des Gartens.
    »Emma!«
rief Steven ihr nach, aber sie ignorierte ihn und suchte Zuflucht im Pavillon,
wo sie sich auf eine Bank setzte und ihren aufgestauten Emotionen freien Lauf
ließ.
    Als sie
eine Hand auf ihrem Rücken spürte, drehte sie sich um, weil sie erwartete,
Steven oder Macon zu sehen, die sie in diesem Augenblick wohl beide geohrfeigt
hätte.
    Aber es war
Cyrus, der sich neben sie setzte, sie schweigend in die Arme zog und tröstend
festhielt. Und weil sie ihm blind vertraute, legte sie schluchzend den Kopf an
seine Brust. Cyrus fragte nicht, was sie bewegte; er wußte es.
    »Was wirst
du tun, falls Steven verurteilt wird?« erkundigte er sich, als ihr Schluchzen
etwas nachließ.
    Zuerst war
Emma nicht fähig, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dann ließ sie den
Alptraum in ihr Bewußtsein dringen und antwortete leise: »Ich würde fortgehen
– nach Chicago oder New York – und versuchen, mir ein neues Leben aufzubauen.«
    »Du würdest
nicht bei uns in Fairhaven bleiben?« entgegnete Cyrus. Es klang gekränkt.
    Emma
erzählte ihm von Macons wiederholten Drohungen und spürte, wie Cyrus' Arm um
ihre Schultern sich versteifte.
    »Ich würde
dich beschützen«, sagte er nach langem Schweigen, um dann seufzend
hinzuzufügen: »Aber natürlich bin ich ein alter Mann.«
    Emma schloß
beide Hände um seine Hand und drückte sie. »Ich kann dir gar nicht sagen,
wieviel deine Güte mir bedeutet, Cyrus. Du warst so gut zu Steven – andere
Männer hätten ihn gar nicht als Enkel anerkannt, geschweige denn, ihm in einem
Mordfall beigestanden.«
    Cyrus
lächelte traurig. »Mein Blut fließt in seinen Adern.« Emma runzelte die Stirn.
»Warum haßt Macon Steven so sehr?«
    Der alte
Mann seufzte. »Weil er weiß, daß Steven besser ist als er. Und das macht Macon
verdammt gefährlich.«
    Emma
schaute zum Mond hoch, der über den Magnolienbäumen stand. »Manchmal habe ich
solche Angst«, gestand sie leise, »daß mir morgens die Kraft fehlt aufzustehen,
um mich mit einem neuen Tag auseinanderzusetzen.«
    Cyrus zog
sie tröstend an sich. »Das wird bald vorbei sein. Dann wirst du dir über etwas
anderes Sorgen machen. Und jetzt geh und such Steven. Sag ihm, daß er sich
zusammenreißen soll, weil er sonst die Reitpeitsche seines Großvaters zu
spüren bekommt. Hast du gehört, Emma?«
    Sie nickte
und fühlte sich etwas besser, nachdem sie jemandem ihre Sorgen anvertraut
hatte. »Danke«, sagte sie und küßte Cyrus auf die Wange, bevor sie tapfer zu
den breiten Terrassentüren zurückging, die in den Ballsaal führten.
    Kaum hatte
sie die Schwelle übertreten, als der siebzehnjährige Nathaniel auf sie zukam.
Zum ersten Mal fiel Emma der leichte Flaum auf seiner Oberlippe auf, und sie
sah auch, daß der Junge sehr nervös war.

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