Emma und der Rebell
angekommen sind.«
Steven
küßte sie auf die Stirn und trat zurück. Ein verschmitztes Lächeln verdrängte
für einen Moment die Müdigkeit auf seinen Zügen, als er zum Schrank ging und
einen Kasten von beachtlicher Größe herausnahm.
Emma saß
auf dem Bett, als er ihr den Kasten brachte und auf ihren Schoß stellte.
Verwirrt schaute sie auf. »Was ...?«
»Der
Schmuck meiner Mutter«, erklärte er mit heiserer Stimme. »Er war alles, was ihr
von den Jahren mit meinem Vater geblieben war, außer mir natürlich. Während der
Jahre der Besatzung war der Schmuck im Weinkeller versteckt.«
»Ich
verstehe nicht ...« sagte Emma verdutzt.
»Er gehört
jetzt dir«, erwiderte Steven mit einer Geste, die besagte, daß er es verstehen
würde, wenn sie den Schmuck nicht tragen wollte.
Emma
klappte langsam den Deckel des Kastens auf. Als erstes fiel ihr Blick auf eine
goldene Kette mit einem glitzernden, von Dutzenden kleinerer Steine
eingefaßten Diamanten. Daneben lagen schimmernde Perlen und ein herrlicher Amethystring;
im zweiten Fach des Kastens befanden sich Smaragd- und Rubinarmbänder und
diamantbesetzte Topasohrringe.
Emma war so
überwältigt, daß sie den Deckel zufallen ließ und Steven fassungslos anstarrte.
Er nahm ihr
den Kasten aus der Hand und öffnete ihn wieder. Schweigend legte er Emma die
Kette mit den Diamanten um den Hals und befestigte den Verschluß.
Emma
blinzelte verwirrt, als er sie auf die Beine zog. Steven schaute ihr forschend
in die Augen. »Gefallen sie dir nicht?« fragte er fast schroff.
»Natürlich
gefallen sie mir«, erwiderte sie, während sie fast ehrfürchtig die kühlen
Steine berührte. »Es ist nur ... Weißt du, ich hätte mir nie träumen lassen,
daß ich einmal so etwas besitzen würde.«
Steven
lächelte und neckte sie: »Nicht einmal als Mrs. Fulton Whitney?«
Emma
lachte. »Nein. Nicht einmal als Mrs. Whitney.«
Steven
legte seine Hand unter ihr Kinn und schaute ihr zärtlich in die Augen. »Eines
Tages wird unsere Tochter diesen Schmuck tragen.« Seine Worte erinnerten sie
wieder an alles, was auf dem Spiel stand. Es war durchaus möglich, daß sie nie
Kinder miteinander haben würden ..
Emmas Kehle
wurde eng, und der Kasten mit all dem herrlichen Schmuck bedeutete nichts im
Vergleich zu all dem, was sie verlieren würde, wenn Steven für schuldig
befunden und gehängt würde.
»Na, na«,
schalt Steven, der ihre Gedanken erraten hatte, zärtlich. »Wer hat mir denn
gerade geraten, für den Moment zu leben und die Zukunft an sich herankommen zu
lassen?«
Emma holte
tief Luft, atmete wieder aus und nickte. Sie war nun bereit, den Gästen, die in
der letzten Stunde eingetroffen waren, gegenüberzutreten.
Lächelnd
schritt sie an Stevens Arm die Treppe hinunter, und nichts verriet die Angst,
die beide beherrschte, als Steven Emma in die Arme zog, um den Tanz zu
eröffnen. Als die Musik endete, führte Cyrus Emma von Gruppe zu Gruppe und
stellte sie stolz als seine neue Enkeltochter vor, während Steven alte
Bekanntschaften erneuerte.
Obwohl Emma
es gehofft hatte, gelang es ihr nicht, Macon aus dem Weg zu gehen, und sie sah
sich sogar gezwungen, einen Walzer mit ihm zu tanzen. Um Cyrus' Wunsch zu beherzigen,
daß es wenigstens so erscheinen sollte, als herrschte Einigkeit in der
Familie, lächelte sie hölzern und zwang sich, Macons Nähe zu ertragen.
Macon, der
ihr Unbehagen sehr genoß, nutzte die Gelegenheit, Emma an seinen Plan zu
erinnern, sie zu seiner Geliebten zu machen. »Ich glaube, wir fangen am Abend
seines Begräbnisses an«, sagte er und grinste, als Emma vor Wut errötete. »Du
wirst dann sicher Trost nötig haben.«
Emma
behielt ihr Lächeln bei, doch sie bebte vor Zorn und erwiderte nur scharf: »Ich
würde mich eher mit einer Sumpfratte zusammentun als mit dir!«, was Macon zu
einem schallenden Lachen veranlaßte.
»Dein
Temperament macht dich noch viel verführerischer«, meinte er vergnügt. »Aber
ich werde es dir schon austreiben – falls Stevens Hinrichtung nicht ausreicht,
dich gefügiger zu machen.«
Emma hätte
Macon am liebsten ins Gesicht gespuckt. »Wer weiß, ob nicht ein ganz anderer
als Steven am Galgen enden wird«, sagte sie aus einem plötzlichen und sehr
unbesonnenen Impuls
heraus. »Vielleicht wird ja der wahre Mörder für sein Verbrechen zahlen!«
Macon, der
begriff, was sie damit ausdrücken wollte, wurde blaß vor Zorn und verfiel in
eisiges Schweigen.
Als der
Tanz endete, schickte Emma ein stummes Dankgebet zum
Weitere Kostenlose Bücher