Emma
Ihre Beklemmung legte sich.
„Nichts“,
antwortete sie daher wahrheitsgemäß, und erwiderte sein Lächeln aufrichtig.
„Aber was ist mit dir? Stehen bei dir denn nicht die Mädels Schlange für ein
Date?“
Sein
Lächeln verrutschte ein wenig. „Nicht direkt, nein. Aber das soll jetzt nicht
das Thema werden, oder?“
Verwundert
hob sie die Hände zu einer Geste, die soviel bedeuten sollte wie „Entschuldige,
dass ich gefragt habe!“ und schüttelte den Kopf. „Was schlägst du also vor?“
„Lass
uns einfach irgendwo Essen gehen, ich hol dich zu Hause ab. Ist dir halb neun
zu früh?“
„Nein,
überhaupt nicht!“
„Dann
abgemacht!“ Er hatte wieder zu seiner unbeschwerten Art zurückgefunden, als er
aufstand, um sich von ihr zu verabschieden.
„Ich
muss auch los, bin schon ziemlich spät dran“, erklärte sie.
„Lass,
ich lade dich ein!“, wehrte er ab, als sie an der Kasse nach ihrer Geldbörse
greifen wollte. „Ich bin zwar vom Land, aber ich weiß, was sich gehört!“
Emma
quittierte die Bemerkung mit einem gespielt finsteren Blick und er lachte
amüsiert.
„Also
dann, bis später!“ Er küsste sie zum Abschied wieder auf beide Wangen und
überquerte dann eilig die Straße.
Sie
sah ihm nach, bis er mit einem letzten Winken hinter den Türen des
Sportgeschäfts verschwand, das sein Großvater vor Jahren gegründet hatte und
das inzwischen zu den größten der ganzen Region gehörte. Während sich die
großen Glasflügel langsam wieder hinter ihm schlossen, fragte sie sich
insgeheim, was seine merkwürdige Reaktion auf ihre völlig harmlose Anspielung
auf sein Liebesleben wohl bedeutet haben mochte.
Schließlich
wandte sie sich mit einem Seufzer ab und machte sich auf dem Weg zu ihrem Auto.
Vielleicht wusste ihre Mutter ja mehr über ihn, schließlich waren sie ja im
weitesten Sinne miteinander verwandt, und es konnte hilfreich sein, etwas mehr
über ihn zu erfahren, um mögliche Tritte in versteckte Fettnäpfchen zu
vermeiden, wenn es ging!
„Tommaso?“
Fabrizia runzelte die Stirn und warf Emma von der Seite einen prüfenden Blick
zu. „Was soll denn mit ihm los sein?“
„Na,
er hat so komisch reagiert, als ich heute Vormittag mit ihm gesprochen habe“,
und sie schilderte ihrer Mutter die zufällige Begegnung mit ihrem entfernten
Cousin.
„Hm“,
brummelte die mit undefinierbarer Miene. „Weiß ich auch nicht. Ich hatte immer
gedacht, er sei in dich verliebt, aber er hatte lange Zeit eine Beziehung zu
einer Sportlerin, das ging vor ein paar Monaten dann überraschend auseinander,
keiner weiß so recht, warum eigentlich.“
„In
mich verliebt?“, nahm Emma mit einem belustigten Schnauben den Faden auf. „Wir
sind verwandt, falls das jemanden interessiert!“
„Na,
dich hat es jedenfalls herzlich wenig interessiert, als du damals mit ihm
geflirtet hast auf Teufel komm raus und außerdem ist diese so genannte
Verwandtschaft dermaßen weitläufig, dass sie schon wieder keine mehr ist!“
„Als
ich mit ihm geflirtet habe, da waren wir Teenager, Mamma!“ stellte Emma klar.
„Das war total unschuldig!“ Ja, dachte sie, da waren sie noch jung und wirklich
unschuldig gewesen. Mehr als ein paar verstohlene Küsse hatten sie sich damals
nicht zugetraut.
„Na
und? Jedenfalls ist er ein netter Kerl. Ich habe seine Familie immer schon
gemocht, auch wenn wir wenig Kontakt zueinander hatten. Das sind anständige
Leute und dein Vater kann sie auch gut leiden. Wieso fragst du eigentlich?“
„Er
holt mich später ab und wir gehen miteinander essen!“
Fabrizia
nahm ihre Tochter am Handgelenk und hielt sie fest, so dass sie ihr in die
Augen sehen musste.
„Willst
du mir nicht endlich sagen, was eigentlich los ist? Warum ist Davide nicht
mitgekommen und wozu brauchst du unser altes Auto? Nun rede schon mit mir!“
Emma
schüttelte nur ungehalten den Kopf und entwand sich dem Griff ihrer Mutter.
„Ich sagte dir doch schon nach einer Woche, dass das nicht lange halten würde,
oder? Hier in dieser Küche habe ich dir das gesagt, erinnere dich! Vielleicht hatte
ich dabei sogar denselben Topf in der Hand wie jetzt!“
„Hast
du gesagt, ja! Aber wer hat es beendet , das würde mich mal
interessieren! Lass mich raten: du bist mal wieder davongelaufen!“
Emma
gab keine Antwort, sondern widmete sich jetzt hingebungsvoll den Gläsern, als
hinge ihr Leben davon ab, sie blitzblank zu polieren.
„Ich
will nicht darüber reden, okay? Es war von Anfang an klar, dass das nichts
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