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Emma

Emma

Titel: Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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auftat.
Gewaltige Schäden und Leid, aber auch fruchtbaren Boden und Wachstum hatte der
gewaltige Fluss den Menschen auf diese Weise gebracht und ihnen das Land
geschenkt, auf dem sie jetzt lebten.
    „Da
kann man wirklich Angst bekommen“, riss eine Stimme neben ihr sie aus diesen
Gedanken und sie wandte den Kopf. Sie kannte den Mann neben sich vom Sehen, es
war einer der Stammgäste aus Angelas Bar. „Die piena kommt erst noch und sie
sagen Sturm an!“
    Schon
jetzt fehlte nicht einmal mehr ein halber Meter bis zur Kuppe des Dammes. So
nahe der Mündung bestimmten die Gezeiten zeitversetzt den Wasserstand des
Flusses im Landesinneren mit. Lara hatte keine Ahnung, wie der Tidenstand um
diese Tageszeit sein mochte, sie hoffte nur, dass nicht auch noch gerade Ebbe
sein sollte. Hinter ihr hörte sie die Kirchenglocken läuten und ein Konvoi von
Kleinlastwagen fuhr hupend ins Dorf ein. Als sie den Kopf nach links,
stromaufwärts, wandte, erkannte sie zwei Beamte der Gemeindepolizei, die gerade
die zum Nachbarort führende Dammstraße für den Verkehr sperrten.
    Lara
fühlte sich klein und hilflos und hastete mehr laufend als gehend nach Hause.
Heftig schloss sie die Türe hinter sich. In diesem Moment läutete ihr Telefon.
Mit fliegenden Fingern kramte sie es aus ihrer Handtasche.
    „Ciao,
hier ist Alessandro“, hörte sie seine Stimme. Am liebsten hätte sie laut
gelacht vor Erleichterung und brachte nicht mehr als ein zittriges „Ciao“
heraus.
    „Lara,
wo … du?", sie hörte ihn nur undeutlich und verstand kaum, was er sagte.
    „Ich
bin zu Hause“, antwortete sie ihm laut, um gegen den Geräuschpegel anzukommen,
der bei ihm im Hintergrund herrschte.
    „Verdammt“,
hörte sie ihn fluchen. Dann war seine Stimme klarer. „Ich wünschte, du wärst
abgereist, es sieht momentan gar nicht gut aus.“
    „Ich
weiß, ich war gerade am Fluss. Wo bist du? Warum ist es bei dir so laut?“
    „Ich
bin am Hafen, wir müssen uns … Boote kümmern, der Wetterbericht … Sturm
gemeldet!“
    Auch
das noch! Das Rauschen wurde wieder lauter. „... bleiben ...“ verstand sie
gerade noch.
    „Was?“
schrie sie zurück.
    „Ich
sagte, du sollst heute … zu Hause bleiben, verstehst du? Ich komme vorbei, sobald
… kann!“
    „Ja!
Pass auf dich auf!“
    „Versprich
mir, dass du zu Hause bleibst! Versprich …!“
    Das
Gespräch brach ab.
    „Scheiße“,
entfuhr es ihr und am liebsten hätte sie das Telefon an die Wand geworfen,
besann sich aber zum Glück im letzten Moment. Es war schließlich ihre einzige
Verbindung zu ihm. Hastig versuchte sie, ihn zurückzurufen, bekam aber nicht
einmal mehr ein Rauschen zu hören. Sie konnte also nichts anderes tun als
warten.
    Unruhig
lief sie durchs ganze Haus und schloss überall sorgfältig alle Fenster und
Türen. Nachdem sie zweimal alles kontrolliert hatte, fühlte sie sich etwas
wohler. Aufatmend setzte sie sich auf die Couch und stellte den Fernseher an.
Das Bild, das die Antenne lieferte, war schwächer als sonst und als sie aus dem
Fenster sah, erkannte sie, dass ein inzwischen aufgekommener starker Wind die
Äste schüttelte. Nun hörte sie es auch an den Fenstern und Jalousien rütteln.
Sie ging nach oben und ließ in den beiden Schlafzimmern und im Bad die Rollos
herunter, machte das Licht aus und schloss die Türen. Nun werde nicht gleich
hysterisch, befahl sie sich und setzte sich aufatmend wieder hin.
    Wenig
später sprang sie wieder auf. Sie musste doch irgendetwas tun können,
irgendwas! Einen Moment lang schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, nach Goro
zu fahren und Alessandro zu helfen, doch sie verwarf die Idee ganz schnell
wieder als puren Unsinn. Falls sie ihn überhaupt finden sollte, würde sie mehr
stören als nützen, in einer derartigen Situation war eine unerfahrene Landratte
sicher fehl am Platz.
    Eine
Weile schaffte sie es, sich auf das Fernsehprogramm zu konzentrieren, doch
schließlich griff sie zum Telefon und rief in Micheles Pub an. Gaia antwortete
ihr.
    „Ciao
Gaia, hier ist Lara. Wie geht’s euch denn so?“
    „Ciao
Lara. Es ist eine fürchterliche Hektik hier ausgebrochen, die richten sich alle
darauf ein, die Nacht über hier zu bleiben. Sie haben Proviant gebracht, um die
Helfer zu versorgen und alles auf die Cafés verteilt. Wir müssen die ganze
Nacht durch offen lassen, damit die Leute sich ausruhen und etwas essen und
trinken können. Michele ist gerade weggefahren, um noch schnell ein paar
Pappbecher und Teller zu besorgen. Ich habe

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