Emma
er wich ihr aus. Wieder legte sie die Hand an seine
Wange und versuchte, sein Gesicht zu ihr zu drehen, doch er schob ihre Hand
weg.
„Es
ging nicht, Davide, ich konnte es nicht!“
Nun
wandte er sich ihr doch zu und sah sie prüfend an.
„Was
soll das heißen, du konntest nicht?“
„Ich
konnte es einfach nicht tun! Mit ihm schlafen, meine ich! Es ging nicht.“
„Aber
du hast es versucht!“
Sie
nickte mit gesenktem Kopf. „Ja, ich hab’s versucht. Es war fürchterlich
peinlich und wir haben es gelassen. Sind Freunde geblieben. Er ist jetzt mit
Kiki zusammen!“, ein blasses Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie das
sagte.
„Dann
bist du also tatsächlich frei“, stellte er fest und nickte zufrieden. „Gut! Das
ist gut für dich, dann hast du ja erreicht, was du wolltest, oder nicht?“
Emma
schüttelte unmerklich den Kopf. Sie hatte in Wahrheit das verdammte, beschissene
Gegenteil von dem erreicht, was sie wollte! Doch sie wagte nicht, es laut
auszusprechen.
„Gut
also“, wiederholte er, „dann ist ja alles in Ordnung. Wir müssen uns ohnehin
noch über ein paar Details unterhalten, nach dem, was hier gerade passiert ist,
findest du nicht?“
Sie
sah wieder auf und begegnete seinem Blick. Er erschien ihr sogar noch verschlossener
als am Morgen.
„Was
hier passiert ist? Was meinst du?“
„Dein
Kuss! Wir müssen reden, du weißt genau, warum!“
„Worüber?“,
fragte sie zaghaft. Sie verstand noch immer nicht, was er meinte. Weigerte
sich, es zu verstehen.
„Darüber,
wie es weitergeht“, erläuterte er ihr nun mit gefährlicher Geduld.
„Ich
verstehe nicht!“ Sie sah ihn mit großen Augen an und sprach es nun endlich aus.
„Wie was weitergeht?“
„Wie
es mit uns weitergeht. Mit uns beiden. Mit dir und mit mir. Darüber möchte ich
mit dir reden, wenn es dir jetzt passt.“
Emma
schwieg.
Nein , schrie alles in ihr, nein ich will nicht über uns
reden! Ich weiß, was du mir sagen wirst und ich will es nicht hören!
„Emma,
ich will und kann so nicht weitermachen“, bestätigte er ihre Befürchtungen,
„ich denke, dass du lieber nicht mehr kommen solltest!“
„Aber
warum?“, wollte sie tonlos wissen.
„Du
verschwendest hier bloß deine Zeit, es reicht! Du kommst morgens und du kommst
abends, tagsüber arbeitest du – wann schläfst du eigentlich?“
„Nachts.
Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen“, versuchte sie ihn zu
beruhigen, „ich wohne in derselben Pension wie Antonio, gleich hier in der
Nähe, das sind zu Fuß nur fünf Minuten!“
„Ich
will nicht, dass du soviel Zeit hier verbringst, das ist alles, Emma!“
„Aber
ich bin gerne hier, lass mich doch! Was ist nur in dich gefahren? Als du
aufgewacht bist, hast du dich gefreut, mich zu sehen, oder nicht?“
Er
gab keine Antwort, sondern sah wortlos an ihr vorbei.
„Hast
du dich gefreut oder nicht?“, insistierte Emma.
„Hab
ich, ja“, gab er widerwillig zu, starrte aber immer noch an ihr vorbei auf den
dunklen Fernseher.
„Und
jetzt? Was ist jetzt? Freust du dich denn jetzt nicht mehr, wenn du mich
siehst?“
„Nein“,
er klang störrisch, „ jetzt freue ich mich nicht mehr! Ich habe mit den
Ärzten geredet und jetzt weiß ich, was mit mir los ist und deshalb will
ich dich jetzt nicht mehr sehen!“
„Ich
will dich aber sehen!“, wiederholte sie eisern und stellte sich
gegenüber seiner Härte taub, obwohl ihr der harsche Ton seiner Worte fast die Kehle
zuschnürte.
„Und
später, wenn ich entlassen werde? Wenn ich zur Reha gehe und meine ganzen
Therapien mache? Willst du mir dann auch noch Händchen halten?“
Seine
Stimme wurde aggressiv und Emma schluckte heftig.
„Das
will ich, ja! Warum auch nicht?“
„Weil ich das nicht will!“, herrschte er sie an. „Wenn du es schon nicht
lassen kannst, dann komm her, solange ich im Krankenhaus bin! Aber sobald ich
entlassen werde und nach Hause zurückkann, gehst du deiner Wege, hast du mich
verstanden?“
„Das
ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?“
„Und
ob das mein Ernst ist, du wirst es schon sehen! Und du wirst dich gefälligst
danach richten, ist das klar?“
„J-ja“,
konnte sie nur sprachlos stammeln. „Wie du willst!“
„Dann
ist es ja gut“, fauchte er unwirsch, „dann ist das hiermit entschieden! Wenn
ich entlassen werde, verschwindest du aus meinem Leben!“
Emma
starrte ihn ungläubig an. Obwohl ihr unwillkürlich der Atem stockte, so heftig
war er bei seinen letzten Worten geworden,
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