Emma
sollte es eben so
sein! Sie wusste, dass sie bei Davide jetzt ohnehin nicht anfangen durfte, zu
klammern. Ein neuer, anstrengender Auftrag war da genau das Richtige für sie!
Und
es wurde anstrengend. Bereits am folgenden Montag begannen die Aufnahmen, aus
Termingründen wieder in den Studios von Franceschini.
Emma
atmete auf. Der Kunde selber war aus Mailand, und wusste der Himmel, wo er
sonst die Fotos hätte machen lassen! So war sie wenigstens nicht allzu weit von
Davide entfernt und konnte ihn, zumindest solange er noch in Padua in der
Klinik war, täglich besuchen.
Allerdings
entließ er sich bereits am Mittwoch selbst.
Sergio
hatte sich schon am Montag eingefunden und vorgestellt. Seine resolute Art
hatte Davide zwar gefallen, nicht aber die Tatsache, dass Emma ihn schickte.
„Er
ist eifersüchtig, dein Prinz!“, flüsterte ihr Sergio zu, als sie spät am
Mittwochabend noch kurz vorbeischaute. „Aber er hat mich trotzdem genommen!“
Sie
beantwortete seinen Kommentar mit einem zufriedenen Lächeln. Vielleicht würde
ja doch noch alles gut!
Seit
Davides scharfer Abfuhr vor über einer Woche hatte sie es nicht mehr gewagt,
sich ihm auf diese Weise zu nähern. Sie hoffte einfach, es werde sich alles
wieder einrenken. Und wenn er sogar auf Sergio eifersüchtig war, dann konnte
das nur ein gutes Zeichen sein!
Sie
verließ ihn bald wieder, um in ihre eigene Wohnung zu fahren. Sie musste
wenigstens ein paar Stunden schlafen. Sergio sah sie fassungslos an, als sie
den Lift betrat.
„Du
gehst?“
„Nach
Hause, ja!“
„Was
habt ihr denn für ein komisches Konstrukt hier? Wieso bleibst du nicht bei
ihm?“
„Das
will er nicht, Sergio. Seit der Diagnose ist er sehr – in sich zurückgezogen,
weißt du?“
Er
erkannte den unausgesprochenen Schmerz in ihrer Miene.
„Ja,
in diesem Stadium können sie sehr schwierig sein, vor allen Dingen so Typen wie
er!“
„Typen
wie er?“ Nun schmunzelte Emma wider Willen.
„Naja
- erzähl mir doch nicht, dass er vorher ein ruhiges Leben geführt hat!“, er
machte eine vielsagende Handbewegung und sie spürte, wie ihr die Röte ins
Gesicht schoss.
„Nein“,
gab sie verlegen zu und er lachte.
„Eben.
Denen fällt so was noch viel schwerer als den braven! Also, hab Geduld, der
kriegt sich schon wieder ein!“
„Hoffentlich!“
Sie
winkte ihm noch einen Gruß zu und verschwand schließlich im Aufzug.
Die
Szene hatte sie peinlich berührt. Auf dem Weg zu ihrer Wohnung dachte sie
darüber nach und fand keine Lösung. Davide wollte mit ihr nicht über das heikle
Thema sprechen und sie vermied es bewusst, darauf zu bestehen. Aber sie konnten
nicht ewig so tun, als gäbe es dieses Problem nicht!
Sie
wusste ja nicht einmal genau, ob es überhaupt ein Problem gab!
Und
sie sehnte sich nach ihm.
Bei
dem Gedanken daran, ihn endlich wieder in sich zu spüren, liefen sofort heiße
Schauer ihren Bauch hinunter, ihre Brustwarzen verhärteten sich und sie wurde
feucht.
Es
konnte so nicht weitergehen!
Aber
es ging so weiter. Auch in den nächsten Tagen.
Emma
musste sich jede halbe Stunde mühsam stehlen, die sie mit ihm verbringen
wollte. Das Shooting erwies sich als anstrengend und zermürbend. Unter den
starken Scheinwerfern heizten sich die Stricksachen unangenehm auf, obwohl es
hochwertigste Ware war, und sie schwitzte unendlich. Abends wurde es meistens
spät, da die Kollektion in einem Minimum an Zeit abfotografiert werden musste.
Und der Fotograf, der diesmal mit ihr arbeitete, ließ sie die unmöglichsten
Verrenkungen machen, um das Label nach seinem Geschmack in Szene zu setzen.
Daher
verbrachte sie in dieser ersten Woche nur jeweils ein paar kurze Momente bei
ihm. Und in denen waren sie so gut wie nie alleine. Als Davide festgestellt
hatte, dass Sergio Schach spielen konnte, hatte er sich sofort darauf gestürzt.
Ihm gefiel die resolute Art seines Pflegers, er hatte ihn inzwischen akzeptiert
und kam hervorragend mit ihm zurecht. Soweit er sich überhaupt mit der
Situation arrangieren konnte. Aber es blieb ihm schließlich nichts anderes
übrig.
Also
fand Emma sie beide meistens vor einer Partie sitzen, wenn sie spät am Abend
noch einmal vorbeischaute.
Wenn
Sergio dann aufstehen und sich diskret zurückziehen wollte, hielt Davide ihn meist
zurück.
„Du
bleibst sitzen, Sergio! Es ist schon spät, Emma wird nicht lange bleiben.“ Dann
warf er ihr einen kühlen Blick zu. „Stimmt doch, oder?“
Notgedrungen
nickte sie dann, blieb ein paar
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