Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
Vom Netzwerk:
wir dort eintrafen, musste ich ihn schütteln, um ihn zu wecken. Er murmelte etwas, dass er Rosie besuchen gehen wollte, schlurfte dann aber stattdessen im Halbschlaf in die Blockhütte.
    Es war schon nach neun Uhr, aber Marla hatte mit dem Essen auf uns gewartet. Ich erzählte ihr von dem Tag, von den fünftausend Dollar, die wir heute geschürft hatten, und dass es ganz so aussah, als würde uns der verborgene Flusslauf reich machen. Ihre Reaktion war verhalten, und obwohl ich mir größte Mühe gab, sie mit meiner Begeisterung für unsere goldene Zukunft anzustecken, nickte sie nur hin und wieder höflich. Stan schaufelte sein Essen mit gesenktem Kopf in sich hinein und war zu müde, um überhaupt ein Wort zu sagen. Als er fertig war, stand er auf, gab jedem von uns einen Kuss und stolperte in sein Zimmer.
    Als er fort war, legte Marla die Gabel hin. »Das war der Anfang, richtig?« fragte sie müde.
    »Von Gareth? Ja.«
    »Ich weiß nicht, wie lange ich das ertragen kann, Johnny.«
    »Versuch, einfach nur an das Geld zu denken.«
    »Das Geld ist mir scheißegal. Es gibt auf der ganzen Welt nicht genug Geld, um mir Gareth erträglich zu machen. Begreifst du denn nicht, was das für mich bedeutet?«
    »Was soll ich denn tun? Ihm gehört ein Drittel des Grundstücks, ich kann nicht verhindern, dass er herkommt. Und er hat das verfluchte Rohr.«
    »Wir könnten wegziehen.«
    »Marla, wir brauchen das Geld. Ich habe nichts mehr. Stan hat nichts mehr. Ich will nicht sagen, dass wir jede einzelne Unze aus diesem Flussbett herausholen müssen, aber ein bisschen brauchen wir schon.«
    Marla schwieg lange Zeit. Sie hatte die Hände auf dem Tisch gefaltet und knetete nervös die Finger. Sie betrachtete sie, als hätte sie keine Kontrolle darüber. Schließlich fuhr sie fort.
    »Weißt du, wovon ich träume, Johnny? Ich träume davon fortzugehen, weit weg von hier. Vielleicht an die Ostküste. Irgendwohin, wo wir neu anfangen können, wo wir einfach unser Leben leben können, ohne dass es uns jemand verdirbt. Manchmal glaube ich, dass wir nur so wirklich eine Chance hätten.«
    Später setzten wir uns auf die Couch und sahen in das lodernde Kaminfeuer, und da erzählte ich ihr, was ich an diesem Abend von David erfahren hatte – dass Gareth und mein Vater Empty Mile gemeinsam kaufen wollten, sich aber irgendwie zerstritten hatten, sodass mein Vater das Land am Ende allein erstand.
    Marla zuckte gleichgültig die Achseln. »Kleinstadtintrigen – nichts Ungewöhnliches.«
    »So einfach ist das nicht. Überleg doch mal, wie Gareth reagiert haben muss. Er hatte die Untersuchungen durchgeführt, er hat mit dem großen Reibach gerechnet, und dann schnappt mein Vater ihm alles unter der Nase weg. Gareth soll ausgeflippt sein. Er hat Rache geschworen. Was, wenn er beschlossen hat, sich zu rächen, indem er Pat in den Selbstmord treibt? Was, wenn
das
der Grund war, warum er das Video gemacht hat? Mir scheint das logisch zu sein. Neben dir, mir, Patricia und Bill war es vor allem mein Vater, den ihr Tod treffen musste.«
    »Ziemlich abartige Rache.«
    »Gareth ist ein ziemlich abartiger Mensch.«
    »Aber er hat dir doch gesagt, dass er es gemacht hat, um Bill zu erpressen. Um ihn zu zwingen, dass er sich für die Straße zum See einsetzt.«
    »Das war nur ein Täuschungsmanöver. Er wollte, dass ich ihm Empty Mile verkaufe. Herrgott noch mal, er würde mir nie sagen, dass er es gemacht hat, um meinem Vater eins auszuwischen.«
    »Kommst du jetzt wieder mit Rays Unfall, ja? Die Sache mit den Bremsen. Sie haben an Rays Auto versagt, sie haben an Tripps Auto versagt. Und jetzt ist da noch ein Streit zwischen Ray und Gareth um ein Stück Land.«
    »Ja, Scheiße, aber wenn wir akzeptieren, dass Gareth ein Video gemacht hat, damit Pat sich umbringt, dann scheint es nicht so weit hergeholt, dass er die Bremsen am Auto meines Vaters manipuliert haben könnte. Und wenn er
das
gemacht hat, dann hat er es vielleicht auch noch auf eine andere Weise versucht und ihn am Ende tatsächlich getötet.«
    Marla verdrehte die Augen. »Das wird jetzt ein bisschen heftig, Johnny.«
    »Was meinst du damit?«
    »Vielleicht besteht ein Zusammenhang zwischen den Autos, vielleicht nicht, ich weiß es nicht. Aber ich sehe keinen Grund, weshalb Gareth Ray
töten
sollte. Du sagst, er hat das Video gemacht, um Ray dafür zu bestrafen, dass er ihm das Land weggeschnappt hat. Okay. Pat bringt sich um, Ray ist mehr als genug bestraft – Gareth triumphiert.

Weitere Kostenlose Bücher