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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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dass Gareth schon bald eine dunkle Konstante in unserem Leben sein würde, musste ich ihm allerdings erklären, wie Gareth zu seinem Anteil an dem Land kam – und so sagte ich Stan, dass wir nur über ihn das Kapital bekämen, um das Gold im großen Stil abzubauen. Das schien ihn nicht weiter zu stören, er zuckte nur die Achseln und nickte, als hätte er nicht richtig verstanden, was ich damit sagen wollte.
    Nach dem Essen wuschen wir weiter, doch meine gute Laune war schlagartig dahin, als ich plötzlich Gareth unter den Bäumen auftauchen sah.
    »He, John-Boy, ich dachte mir, dass ich dich hier unten finden würde. Herrlicher Tag, um zu waschen, was? Ich habe das Loch gesehen, das ihr zwei da hinten gegraben habt. Ist das jetzt eure Arbeit?« Er kam den Uferstreifen herunter zum Wasser. »Was habt ihr gefunden?«
    Stan sah mich fragend an. Ich nickte, und er hielt das Glas hoch. »Das ist nur von einem Tag.«
    Gareth nahm das Glas und rollte es in den Händen, sodass sich das Konzentrat teilte und das Licht sich in den Goldkörnchen spiegelte. »Ein Tag? Mann!«
    Gareth warf einige Händevoll Erde in eine Pfanne und wusch sie die nächsten paar Minuten aufmerksam am Flussufer. Als er fertig war, stand er auf und strich mit dem Finger durch sein Konzentrat. Er sah mich an und lächelte.
    »Sieht so aus, als hätte ich zur Abwechslung mal eine kluge Investition getätigt.«
    Ich sagte Stan, dass er weiterwaschen sollte, und zog Gareth vom Fluss weg. Wir gingen unter die Bäume, wo Stan uns nicht hören konnte. Gareth sah aus, als wollte er sich wieder selbst beglückwünschen, doch ich schnitt ihm das Wort ab, ehe er loslegen konnte.
    »Ich will dich etwas fragen. Wann genau hast du von dem Gold hier erfahren?«
    Gareths glückliches Gesicht wich einer gespielt ahnungslosen Miene. »Was, das Zeug, das ihr da wascht? Natürlich gerade eben, als Stan es mir gezeigt hat.«
    »Blödsinn!«
    Gareth runzelte die Stirn und stemmte die Hände in die Hüften. »Wir sitzen jetzt sozusagen in einem Boot, Johnny. Es wäre für keinen von uns gut, offen feindselig zu sein.«
    »Was hast du mit dem Rohr gemacht?«
    »Diesem blutverschmierten alten Ding? So etwas kann man natürlich nicht einfach am Straßenrand wegwerfen. Ich habe es in Sicherheit gebracht, mach dir keine Gedanken.«
    »Ich will es haben.«
    »Kann ich mir denken. Aber ich behalte es noch eine Weile. Wie heißt es so schön: Bei Geld hört die Freundschaft auf. Und es sieht so aus, als hätten wir hier bald haufenweise Geld. Wir brauchen etwas, das die Stabilität unserer Partnerschaft gewährleistet.«
    Stan, Gareth und ich wuschen die nächsten paar Stunden gemeinsam. Am Spätnachmittag war unser Glas voll. Gareth sagte, er hätte etwas Quecksilber bei sich zu Hause, und obwohl wir alle müde von der Arbeit waren, wollten wir wissen, wie viel Gold wir gewaschen hatten. Marla war im Haus und musste uns gehört haben, kam jedoch nicht heraus. Als wir wegfuhren, Gareth in seinem Jeep, Stan und ich im Pick-up, sah ich sie am vorderen Fenster, wo sie Gareth mit blassem, gequältem Gesicht nachsah.
     
    Der See war um diese Tageszeit warm erleuchtet von der untergehenden Sonne; die Schatten der Bäume jenseits des Uferstreifens streckten die ersten dunklen Finger nach dem Wasser aus. Kieferngeruch lag schwer in der Luft, als wir auf dem Parkplatz ausstiegen und dem Weg folgten, als würde die abkühlende Luft konzentrierte Aromastoffe absondern, die tagsüber von Wärme, Sonnenschein und blauem Himmel verdünnt waren.
    Ich hörte David singen, bevor Gareth die Tür des Bungalows öffnete, ein unglückliches, betrunkenes Jodeln vor dem Hintergrund der Eagles, deren Musik aus einer Stereoanlage plärrte. Gareth sah mich verzagt an.
    »Der Stadtrat hat uns am Freitag informiert, dass die Straße nicht gebaut wird. Weitere Planungen wurden ›auf unbestimmte Zeit verschoben‹. Dad ist ziemlich sauer deswegen.«
    Wir gingen ins Wohnzimmer. Gareths Vater, in seinem Rollstuhl, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und heulte den Text von »Hotel California« mit. Eine offene Flasche stand neben ihm auf dem Boden. Er wandte uns den Rücken zu. Gareth musste die Handgriffe des Rollstuhls packen und ihn schütteln, damit der alte Mann merkte, dass wir da waren. Der Gesang brach unvermittelt ab, David streckte die zitternden Hände nach seinem Sohn aus; er hatte Alkoholflecken auf dem Hemd. Gareth bückte sich, umarmte ihn und schaltete die Stereoanlage aus. David griff nach

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