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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Quad, das er vermutlich auf einem Wagen bis zum Parkplatz transportiert hatte. Er gehörte nicht der Elephant Society an, aber dem Stadtrat, und da dessen Mitglieder gewählt wurden, pflegten kluge Stadträte den Kontakt zu allen möglichen Organisationen und Verbänden. Bill brachte mehrere Kästen Bier mit. Als er sie ausgeladen und die Leute aufgefordert hatte, sich zu bedienen, ließ er Kinder auf dem Rücksitz seines Motorrads mitfahren. Mein Vater machte aus seinem Desinteresse keinen Hehl.
    Als Stan eine Runde auf dem Quad gedreht hatte und wieder da war, gingen wir drei schürfen. Es hatten sich schon zahlreiche Erwachsene am Flussufer versammelt. Wir fanden eine freie Stelle zwischen ihnen, beugten uns über unsere Pfannen, warfen Sand hinein, gaben ein wenig Wasser dazu und schwenkten die Mischung behutsam im Kreis, bis die leichteren Sedimente fortgespült waren und ein Häuflein feinen Sandes zurückließen, in dem man möglicherweise … Aber es gab kein Gold mehr in diesem Fluss; die Elephant Society schürfte nur noch, weil sie die Elephant Society war.
    Stan und ich hatten als Kinder oft mit meinem Vater geschürft, daher war es nichts Neues für uns, doch die Gewissheit, dass wir in diesem ausgelaugten Flussbett nichts finden würden, verleidete mir die Sache. Aber ich blieb dabei, hockte neben meinem Vater, wirbelte Sand und Wasser im Kreis herum, da wir uns nie näher waren als bei diesem stummen Zusammensein, dieser Zeitspanne, die nicht viele Worte brauchte.
    Stan gab nach zehn Minuten auf und ließ die bloßen Füße in den seichten Fluss hängen. Er hatte nur Wasser in seiner Pfanne und neigte sie in einem langsamen Rhythmus von einer Seite zur anderen, sodass die glatte Oberfläche das Licht wie einen gleißenden Pulsschlag reflektierte. Er blendete sich selbst mit den Spiegelungen; hinter seiner Brille wirkten seine Augen verschwommen und groß.
    Bill Prentice hatte jetzt ein Mädchen auf dem Motorrad, das schon fast kein Teenager mehr war. Sie trug ein enges T-Shirt und einen kurzen Tennisrock, der über ihren braunen Schenkeln flatterte.
    Zwanzig Minuten später ließ mein Vater das Schürfen sein und stand auf. Die Bewegung riss Stan aus seinen Tagträumen.
    »Können Johnny und ich den Wald auskundschaften?«
    »Wenn John Lust hat; für dich allein ist es zu gefährlich.«
     
    Stan und ich entfernten uns vom Fluss und schlenderten durch den Picknickbereich zum angrenzenden Wald. Das Quad stand inzwischen fahrerlos und stumm unter einem Baum. Auf der anderen Seite der Wiese legte sich mein Vater hin und breitete ein Taschenbuch über sein Gesicht. Eine oder zwei Familien packten bereits zusammen, um nach Hause zu gehen.
    Eine Anzahl schmaler Pfade führten von dem Erholungsgebiet weg. Stan entschied sich für den ersten, zu dem wir kamen.
    »Da gehen wir hin, Johnny. Laden und entsichern.«
    »Laden und entsichern?«
    »Es lauern überall Gefahren, Johnny.«
    »Tatsache?«
    Stan verzog das Gesicht, als wäre ich ein Idiot. »Es ist wie im Fernsehen, Johnny. Mann, ich wünschte, ich hätte ein Kostüm.«
    Der Wald hüllte uns fast augenblicklich ein. Stan hüpfte im Zickzack herum wie der Soldat eines Sondereinsatzkommandos. Als er stehen blieb und nach Luft schnappte, fragte ich ihn, was er mit »Kraft« meinte, als er vorhin den Baum umarmt hatte.
    Er zuckte die Achseln. »Kraft eben. Sie ist überall, Johnny. Hinter den Dingen. Wir können nicht zu ihr durchdringen, aber sie ist da, und sie kommt rüber, als wäre sie auf der anderen Seite von allem, was wir sehen können.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Als ich ertrunken bin. Ich bin wieder aufgewacht, und da wusste ich es einfach.«
    Wir gingen etwa zehn Minuten den Weg entlang. Er führte sanft in ein Tal hinab und dort rechts hinter eine Felsgruppe. Von da an führte er durch die Talsohle und verschwand in einem Dickicht von Bäumen, das düster bedrohlich wirkte. Als wir um die Kurve kamen, fiel mir jedoch nicht als Erstes die unheilvolle Atmosphäre der Bäume auf, sondern der nackte Arsch von Bill Prentice, der zwanzig Meter entfernt auf dem Weg regelrecht zu leuchten schien. Vor ihm kniete das schlanke Mädchen im Tennisrock, dessen Gesicht hinter seinem Arsch verborgen blieb.
    Stan gab einen kurzen Laut der Verblüffung von sich, dann schlug er hastig die Hand vor den Mund. Das Vernünftigste wäre es gewesen, einfach umzudrehen, bevor sie uns bemerkten, und leise den Rückweg anzutreten. Genau das wollte ich gerade tun, als

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