Empty Mile
Sicherheit.«
Wir gingen zu dritt den Weg zurück, genossen die Kameradschaft von Überlebenden, rekapitulierten den Vorfall und versicherten uns, wie glücklich wir uns alle schätzen konnten, dass niemand ernsthaft zu Schaden gekommen war.
Dann schlug Bill uns beiden auf die Schulter. »Also, ich schätze, jetzt kennt ihr die Antwort, die ich euch wegen der Lagerhalle geben wollte.«
Stan kreischte. »Echt, Bill, ist das dein Ernst? Echt?«
»Wie könnte ich einem Waffenbruder im Kampf gegen Bären etwas abschlagen?«
Plötzlich blickte Stan wieder ernst drein. »Wenn unser Geschäft erst einmal läuft, kann ich nicht mehr im Gartenzentrum arbeiten.«
»Du kannst bleiben, solange es machbar für dich ist.«
Stan konnte es kaum erwarten, meinem Vater von dem Abenteuer zu erzählen, und lief voraus. Als er fort war, sagte Bill zu mir, dass er uns einen unterschriebenen Mietvertrag für die Lagerhalle zukommen lassen und uns einen Nachlass auf die ortsübliche Miete geben würde.
»Und, äh, was diese Sache mit Nicola angeht, diesem Mädchen, kann ich mich da auf eure Diskretion verlassen?«
»Es geht mich nichts an, was Sie machen. Ich sage Stan, dass er es nicht herumerzählen soll.«
»Gut, gut … wir verstehen uns. Ich weiß, es ist verrückt. Ich liebe meine Frau sehr, aber Sex … Ich bin nicht wie andere Männer, wenn es mich überkommt, ist es fast, als würde ich durchdrehen. Ich kann mich nicht beherrschen.«
Bill sah aus, als wollte er noch mehr von sich preisgeben, doch da kamen uns drei Männer vom Picknick auf dem Weg entgegen. Sie trugen behelfsmäßige Waffen, doch als sie uns sahen, wirkten sie sichtlich erleichtert. Nicola hatte Alarm geschlagen, woraufhin die Männer der Elephant Society, die noch nicht nach Hause gegangen waren, ihre Tapfersten losgeschickt hatten. Bill war ganz in seinem Element, beantwortete Fragen und erzählte allen, wie knapp wir dem Tode entronnen wären.
Als wir das Picknickgelände erreichten, musste er noch mal von vorn anfangen. Unter den Leuten, die sich um ihn scharten und das Drama mit Ahs und Ohs kommentierten, sah ich auch einen großen Mann und eine blonde Frau, die Nicola die Arme um die Schultern legten. Sie betrachteten Bill etwas eindringlicher als die anderen, und da fragte ich mich zwangsläufig, ob nicht wenigstens ein kleiner Teil von ihnen sich fragte, welcher Art genau der kleine Ausflug ihrer Tochter in den Wald gewesen sein mochte.
Mein Vater gehörte nicht zu Bills Publikum. Er war unter der Lektüre seines Taschenbuchs eingeschlafen, und da er sich auf der anderen Seite des Geländes befand, hatten ihn Nicolas panische Schreie nicht aufgeweckt. Stan weckte ihn und erzählte ihm ganz aufgekratzt und stolz von dem Bären, weil er ihn mit seiner Leistung, die selbst über das Maß eines normalen Menschen hinausging, beeindrucken wollte. Ich glaube, er war überrascht, als mein Vater ihn zu sich zog und lange Zeit drückte, ohne ein Wort zu sagen.
Später, als wir uns auf dem Rückweg zum Auto befanden, befahl mir mein Vater, dass ich nie wieder mit Stan in den Wald gehen solle.
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Kapitel Sieben
Mehrere Tage nach dem Picknick der Elephant Society rief mich Gareth um acht Uhr abends auf dem Handy an und fragte mich, ob ich ihm einen Gefallen tun könnte. Eine seiner Huren hatte einen Job bekommen, aber er hatte eine Verabredung und brauchte jemanden, der sie hinfuhr. Ich war nicht auf die fünfzig Dollar angewiesen, die er mir bot, brannte aber darauf, aus dem Haus zu kommen und etwas zu tun, das nichts mit Stan oder meinem Vater zu tun hatte. Also sagte ich zu. Bestenfalls lenkte es mich von der Frage ab, ob Marla mich jemals anrufen würde oder nicht.
Die nächtliche Fahrt zum See hinauf war eine ziemliche Herausforderung; ich war froh, als ich den Parkplatz erreichte und die beleuchteten Fenster von Gareths Bungalow sah. Ich ging ins Büro, wo er in einem dunklen Anzug am Schreibtisch saß und eine Dose Bier trank.
»Danke, dass du mir hilfst, Alter. Bei
der
Frau will ich es nicht vermasseln.« Er gab mir eine Visitenkarte. »Ich bin mit ihr verabredet. Komm vorbei, wenn du heute Abend fertig bist. Ich möchte, dass du sie kennenlernst.«
Ich las die Karte. Ihr Name stand darauf, Vivian Gelhardt, ihre Adresse und ganz unten ihr Titel:
Umweltschützerin.
»Umweltschützerin?«
Gareth verdrehte die Augen. »Niemand ist perfekt. Sie dürfte dir alles erzählen, wenn du sie danach fragst.«
»Mal sehen, ob mir danach
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