Empty Mile
ist.«
»Klar. Hier ist die Adresse für das Mädchen.«
Er drückte mir einen Zettel mit einer hingekritzelten Adresse in den Slopes in die Hand.
»Fahr sie einfach da rauf, vergewissere dich, dass sie unbeschadet ins Haus kommt, warte im Auto, bis sie fertig sind, und fahr sie dann wieder hierher. Länger als eine Stunde sollte es nicht dauern. Hier ist deine Knete.« Als er mir das Geld überreichte, sah er mir in die Augen. »Wir werden wieder gute Freunde, Johnny«, sagte er. »Wirst schon sehen. Ich wette, noch eine Weile, dann verbringen wir viel mehr Zeit zusammen.«
Wir gingen hinaus, Gareth zeigte zu der Reihe der Hütten.
»Sie ist in der letzten. Wir sehen uns bei Vivian.«
Er ging zu seinem Jeep.
Das Mädchen wartete schon, als ich anklopfte. Wir sagten Hallo, aber darüber hinaus nicht viel. Den größten Teil der Fahrt zog sie sich im Rückspiegel selbst einen Schmollmund.
Die Slopes waren eine Hanglage am nördlichen Rand des Beckens von Oakridge hoch über der Stadt. Zwischen den Slopes und dem Wohngebiet hinter Back Town befand sich ein breiter Streifen steilen Hochwalds in öffentlicher Hand, durch den eine lange, schmale Straße führte, die die High Society von Oakridge mit den Normalsterblichen tief darunter verband. Als wir die Stadt hinter uns gelassen hatten und durch den Wald fuhren, legte sich die Dunkelheit wie eine Decke über uns; von der Straße aus sah man lediglich die soliden schwarzen Mauern der Bäume und gelegentlich einen Feldweg dazwischen.
Das Haus, zu dem ich das Mädchen brachte, war mit Lehmziegeln verklinkert. Fünf Autos passten in die Garage, ein großer Garten lag hinter einer Mauer, ebenfalls aus Lehmziegeln, die ihn von der Straße abgrenzte. Kleine Scheinwerfer strahlten hier und da eine Pflanze an. Ich sah, wie das Tor per Summer geöffnet wurde, und vergewisserte mich, dass Vivian wohlbehalten die Einfahrt hoch und ins Haus gelangte. Dann wartete ich einfach ab. Nach einer Stunde kam sie wieder heraus, und ich fuhr sie zurück zum Tunney Lake.
Eigentlich hatte ich keine Lust, Zeit mit Gareth zu verbringen, aber nach Hause wollte ich auch nicht. Außerdem interessierte mich doch am Rande, was für eine Frau es war, die es ertrug, mit ihm zusammen zu sein. Daher las ich noch einmal Vivians Adresse auf der Visitenkarte und fuhr danach durch Oakridge und wieder zu den Slopes hinauf.
Das Haus lag oben an der ersten Querstraße nach dem Wald. Ein einstöckiges Blockhaus von der Größe einer Villa, ganz aus hellem Holz, ohne Rinde und lackiert. Über der Eingangstür befand sich ein halbkreisförmiges Buntglasfenster, das einen scheckigen Farbfleck auf den Natursteinweg warf, der über den Rasen zum Haus führte.
Gareth öffnete die Tür, als ich klopfte. Er hielt ein Whiskeyglas in der Hand und wirkte entspannt und wie zu Hause in dieser Umgebung, die sehr viel luxuriöser war als seine eigene Unterkunft. Er führte mich durch eine offene Diele aus kahlem Holz mit Indianerdecken an den Wänden, die unmittelbar in ein großes Wohnzimmer überging. Das ganze Interieur rustikal gestaltet – Sisalteppiche auf dem Boden, zwei lange Sofas in natürlichen Erdfarben, dazwischen ein klobiger Holztisch.
Gareth zwinkerte mir zu. »Nicht schlecht, was?«, flüsterte er mir zu. »Ich verrate dir ein Geheimnis, Johnny. Ich liebe diese Frau.«
Ich sah ihn an, weil ich dachte, dass er einen Witz gemacht hätte, doch sein Gesichtsausdruck war todernst. Eine Frau mit einem Glas Weißwein in der Hand kam aus einer Tür am gegenüberliegenden Ende des Zimmers herein. Sie faltete sich auf eines der Sofas.
»Vivian, das ist mein Freund Johnny.«
Wir sagten Hallo, dann holte Gareth mir ebenfalls einen Whiskey und setzte sich neben Vivian. Ich nahm ihnen gegenüber auf dem anderen Sofa Platz.
Vivian mochte etwa zehn Jahre älter als Gareth sein. Sie hatte markante Züge und dunkelblondes Haar. Ihr Blick war direkt, ihre Stimme hatte den harten Beiklang eines deutschen Akzents. Sie ergriff das Wort, als ich noch nicht richtig auf meinen vier Buchstaben saß.
»Gareth sagte mir, du hast ihm die Freundin ausgespannt.«
»Das ist schon lange her.«
»Aber es tut trotzdem weh, nicht?«
»Kann sein.«
»Es bleibt immer etwas zurück, eine emotionale Narbe, die man nie wieder loswird, glaube ich.«
Gareth stieß ein verlegenes Lachen aus. »Viv, lass ihn in Ruhe.«
Sie nahm seine Hand und küsste sie. »Wie du wünschst, mein Armer.«
Mag sein, dass Gareth diese Frau wirklich
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