Empty Mile
ist zu lächerlich.«
»Was?«
»Er will bezahlen, damit er uns beim Sex zusehen kann.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Du kennst ihn doch, oder?«
»Ich habe ihn in Aktion gesehen.«
»Was?«
»Stan und ich haben ihn vor Kurzem beim Picknick der Elephant Society vor einem Bären gerettet. Da hat er sich gerade von einer Cheerleaderin einen blasen lassen.«
»Ein Bär? Mann.«
Marla ließ sich die Episode erzählen, aber ich war noch nicht halb fertig, da unterbrach sie mich.
»Glaubst du, es wäre eklig, so was zu machen?«
»Jemanden dabei zusehen lassen? Ich weiß nicht. Am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, mit dem richtigen Partner. Könnte interessant sein.«
Wir hatten es als Witz betrachtet, doch als ich das sagte, wurde plötzlich Ernst daraus. Marla betrachtete mich; ich hielt den Atem an. Nach einer ganzen Weile zuckte sie die Achseln.
»Irgendwo müssen wir ja anfangen.«
Und ich dachte nur, dass Weihnachten und Ostern für mich auf ein und denselben Tag fielen.
»Wo sollen wir es machen?«
»Er kennt einen Platz im Wald. Es soll auf jeden Fall im Freien sein.«
»Was hast du ihm gesagt?«
»Dass ich dich fragen würde. Er sagte, er zahlt zweihundert Dollar. Aber du weißt, wir müssen es auf keinen Fall machen, wenn du nicht willst.«
»Hm, verdammt, leider brauche ich das Geld dringend. Unbedingt. Zweihundert Dollar kann ich mir momentan wirklich nicht durch die Lappen gehen lassen. Niemals. Nein, Sir.«
Marla nickte. »Das dachte ich mir.«
Die Luft im Wald war so schwül, dass sie einen niederzudrücken schien, und vom Zirpen der Grillen wurde mir ganz schwindelig. Es war Wahnsinn, was wir da trieben, aber ich konnte nicht anders. Die Hitze, der Lärm der Insekten und mein sexuelles Verlangen wirkten zusammen und erzeugten eine Art Fieber, in dem ich zwischen den Bäumen dahinlaufen wollte, wohin es auch gehen mochte, um sofort in Marla einzudringen, jetzt gleich.
Die Stelle, zu der Bill uns führte, lag nicht zu tief im Wald, war aber gut abgeschirmt, und es schien unwahrscheinlich, dass irgendein Naturfreund zufällig über uns stolpern würde. Hinter einem großen Felsbrocken, auf den ein jugendlicher Straftäter etwas mit roter Farbe gesprüht hatte, lag eine schüsselförmige Mulde, zu etwa drei Vierteln von Bäumen und Sträuchern gesäumt. Als wir sie betraten, wurde mir klar, dass wir vermutlich nur wenige Minuten von der Stelle entfernt waren, wo Marla und ich zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten.
Marla sah weder mich noch Bill an. Wir hatten unsere Sachen vom See mitgebracht. Sie rollte ein Handtuch in der Mitte der Vertiefung aus. Bill setzte sich ein paar Schritte entfernt hin. Ich gab mir große Mühe, so zu tun, als wäre er nicht da.
Als Marla mit dem Handtuch fertig war, stellte sie sich daneben und ließ die Arme hängen, als hätte sie keine Lust, auch nur eine weitere Bewegung zu machen. Mir wurde klar, dass sie Angst hatte.
Bill sah zu, als gäbe es nichts außer uns. Er hatte die Hand zwischen den Beinen liegen und rieb sich den Schritt.
»Sollen wir einfach, na ja, anfangen?«
Bill nickte. »Ja, bitte. Und zieht euch ganz aus.«
Ich trat dicht zu Marla und umarmte sie. Einen Moment reagierte sie gar nicht, dann hob sie den Kopf, sah mich traurig an und flüsterte: »Das sollte nicht unser erstes Mal sein.«
Ich küsste sie. Und mit diesem Kuss versuchte ich, uns in einen dunklen Kokon zu ziehen, der uns vor dem Mann verbarg. Einen Moment funktionierte es; einen Moment konzentrierten wir uns ausschließlich auf uns. Doch dann ertönte seine Stimme.
»Zieh sie aus.«
Ich wusste, während ich ihr Bikinioberteil öffnete, dass ich aufhören sollte, dass sie sich unwohl und unglücklich fühlte, dass es das Beste wäre, Bill einfach sein Geld wiederzugeben und zu sagen, wir hätten es uns anders überlegt. Aber das machte ich nicht. Ich konnte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Ich wollte Sex, daran bestand kein Zweifel, doch ein wesentlich stärkerer Antrieb war eine rasende emotionale Gier, ein Bedürfnis, Marla wieder so nahe zu sein, dass ich den Teil meiner Vergangenheit zurechtrücken konnte, der ihr gehörte.
Wir machten Ernst in jener warmen Mulde, die die Hitze wie eine Linse einfing und um uns herum verdichtete. Als ich in sie eindrang, spürte ich, obwohl wir beobachtet wurden, obwohl die Umstände anstößig waren, sofort eine überwältigende Erleichterung. Sie ließ zu, dass ich ihr so nahe war. Und wenn ihr das
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