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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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die Schiebetür in der vorderen Wand auf und gingen hinein. Die Halle war denkbar schlicht eingerichtet – ein großer Raum und ein kleines Büro in der Ecke hinten links. Der Betonboden war staubig, die Luft heiß und abgestanden. Durch die Fiberglaspaneele fiel ein diffuses Licht ein, das dem Inneren etwas vage Kirchenähnliches verlieh.
    »Mann, Johnny, das ist es! Hier fängt alles an. Ich kann es kaum glauben.«
    »Glaub es ruhig, Mann. Die Papiere sind unterschrieben, niemand kann uns die Halle mehr wegnehmen, nicht einmal Bill, wenn er es sich anders überlegt.«
    »Das wird ein
Knüller,
Johnny, ein Knüller!«
    Wir schlenderten eine Weile herum, diskutierten darüber, wie wir die Halle am besten aufteilen sollten und wie wir das Geschäft zum Laufen bringen wollten.
    »Dafür hab ich eine tolle Idee, Johnny. Wir lassen Flugblätter drucken und stecken sie in die Briefkästen von allen Geschäften und reichen Leuten. Werbung ist das A und O. Wir sollten außerdem die Pflanzenhändler besuchen. Und wir müssen es Dad sagen.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Er dürfte sich ziemlich freuen.«
    Ich war nicht sicher, ob mein Vater ebenso begeistert wäre wie Stan. Ich hörte schon seine Einwände: dass wir Stans sauer verdientes Geld zum Fenster rauswerfen würden, wie verantwortungslos es von mir wäre, ihm dieses Hirngespinst nicht auszureden, dass es eine lächerliche Geschäftsidee wäre …
    »Hör mal, Stan, lass mich es ihm sagen, okay? Ich will sicher sein, dass er keine falsche Vorstellung davon bekommt, was wir machen.«
    »Okay, Johnny, wenn du meinst.«
    Wir schlossen die Halle ab und gingen zum Pick-up zurück. Unterwegs machten wir einen Abstecher ins Gartenzentrum, damit Stan eine Cola trinken konnte. Dort fragte uns Rachel, ob wir zwei Blütenpflanzen zu Bills Haus bringen könnten. Er selbst arbeitete in seinem Büro im Rathaus und würde heute nicht mehr ins Gartenzentrum kommen. Aber er wollte, dass sie seiner Frau heute noch zugestellt würden.
     
    Bill und Patricia Prentice lebten eine halbe Meile nördlich des Gartenzentrums auf einem Grundstück, das etwa die Größe eines Footballfelds hatte. Das Haus war ein einstöckiges, weißes Gebäude im kalifornischen Stil mit grünen Fensterläden und einer gepflasterten Einfahrt, die s-förmig von der Straße zur Eingangstür führte. Patricias olivgrüner Mercedes parkte achtlos unter einem Baum vor dem Haus.
    Niemand machte auf, als ich die Glocke neben der Eingangstür läutete. Aus dem Inneren hörte ich das Geplapper einer Gesprächssendung im Radio. Ich klingelte noch ein paarmal, aber es öffnete niemand.
    »Vielleicht sollten wir die Pflanzen einfach vor die Tür stellen.«
    »Aber sie muss da sein, Johnny. Ihr Auto steht dort. Sie hört uns nur nicht, weil das Radio so laut ist. Ich will nicht, dass Bill wütend wird, weil wir nicht gemacht haben, was er sagt.«
    Ich drehte den Türknauf. Die Tür war nicht abgeschlossen, schwang nach innen und gab den Blick auf eine Diele mit weißen Steinfliesen frei. Jetzt hätten wir gehen können, es wäre ganz einfach gewesen. Immerhin lieferten wir nur zwei Pflanzen ab. Aber das Haus hatte eine Atmosphäre, die mir ungut vorkam. Ein Auto vor der Tür, ein laufendes Radio, jemand, der zu Hause sein sollte …
    Stan und ich traten ein. Nach der Hitze draußen, war es in dem Haus angenehm kühl. Von der Diele hatte ich Ausblick in einen Wintergarten auf der rechten Seite und direkt vor mir in ein großes Wohnzimmer. Von dort ertönte das Radio. Die Jalousien in beiden Zimmern waren heruntergelassen, das Licht im Haus war gedämpft, vertrieb jedoch die Schatten nicht völlig, die sich in den Ecken und unter den Möbeln drängten. Klimatisierte Luft strömte flüsternd aus Ventilen an der Decke. In keinem der Zimmer war jemand.
    »Mrs Prentice!«, rief Stan nervös. »Ich bin es, Stan! Wir bringen Ihnen zwei Pflanzen!«
    Da niemand antwortete, stellten wir die beiden Pflanzen neben der Tür ab; dann durchquerten wir das Wohnzimmer, wobei Stan sich ängstlich umsah und an meinem Ärmel festhielt, und gingen nach rechts in einen langen Flur, der an der Rückwand des Hauses entlangführte. Links von uns lagen Fenster, die Ausblick in den Garten bieten mussten, doch auch hier waren die Jalousien heruntergelassen; ich sah nur dünne Streifen Sonnenlichts an den Innenseiten der Fensterrahmen. Rechts von uns befanden sich drei Türen. Zwei waren geschlossen, die letzte offen. Und da fanden wir Patricia,

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