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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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sie?«
    Doch er wartete nicht auf meine Antwort, sondern rannte ins Haus hinein, als könnte er allein durch sein Tempo rückgängig machen, was geschehen war. Ich gab ihm fünf Minuten Zeit für sich allein, dann folgte ich ihm.
    Als ich den Flur entlang zum Schlafzimmer ging, hatte ich den Eindruck, als wäre die Atmosphäre nicht mehr so still wie zuvor, als würde sich die Umwelt bemerkbar machen, den Raum erfüllen, Geräusche von draußen nach drinnen leiten.
    Die Schlafzimmertür war fast geschlossen. Ich klopfte, da ich nicht ohne Vorwarnung eintreten wollte. Bill schrie eine Verwünschung, ich hörte, wie er sich bewegte. Das Geräusch, das in der Luft lag, verstummte.
    Ich war nicht sicher, was ich tun sollte, verspürte jedoch eine Verpflichtung, ihm wenigstens meine Unterstützung anzubieten. Nach kurzem Zögern stieß ich die Tür auf und betrat das Schlafzimmer.
    Ich dachte, ich würde Bill über seine Frau gebeugt vorfinden, gebrochen, weinend, einem Zusammenbruch nahe. Weit gefehlt. Er stand vor dem Fernseher und hielt die Fernbedienungen in der Hand. Die leichte Windjacke, die offen gewesen war, als er aus dem Auto sprang, hatte er jetzt geschlossen. Ich warf einen Blick auf den DVD -Player. Die DVD mit dem Smiley war nicht mehr da.
    Bills Gesicht zuckte, als er mich sah, und er fing an zu brüllen. Der Schwall der Verwünschungen schockierte mich, aber die Frau dieses Mannes hatte sich gerade umgebracht, daher führte ich es auf seine Trauer zurück. Ich ging einen Schritt näher, um ihn zu trösten, aber er hob die Faust und sagte mir, dass ich mich verpissen sollte. Unverkennbar wollte er sich nicht trösten lassen, jedenfalls nicht von mir, und da ich mir dachte, dass ich mit meiner Anwesenheit womöglich mehr schadete als nützte, zog ich mich aus dem Zimmer zurück und ließ ihn allein.
    Als ich wieder nach draußen zu Stan kam, fuhr gerade ein Notarztwagen die Einfahrt hoch. Ein Streifenwagen der Polizei von Oakridge war schon da, zwei uniformierte Polizisten stiegen aus.
    Beide hatten Schnurrbärte, einer trug eine Sonnenbrille mit gelben Gläsern. Sie fragten uns kurz, wo im Haus sich Pat befand und wieso wir hier wären, dann ging der mit der Brille, von zwei Notärzten mit einer Trage begleitet, die sie gerade aus dem Ambulanzwagen herausgerollt hatten, ins Innere. Der andere Polizist nahm einen Block zur Hand, nahm unsere Personalien auf, stellte uns weitere Fragen und notierte sich die Antworten. Nach einer Weile kamen die Notärzte wieder heraus und sagten dem Polizisten, dass Wiederbelebungsmaßnahmen vergeblich seien. Sie stiegen in den Rettungswagen ein, ließen den Motor an, damit die Klimaanlage lief, setzten sich in die Fahrerkabine und machten sich Notizen. Der Polizist bat, dass wir ihm genau zeigten, was wir im Haus gemacht hatten, und ging hinein.
    Als wir das Schlafzimmer betraten, stand der Polizist mit der gelben Brille neben Bill am Schreibtisch; es sah aus, als wären sie gerade fertig. Bills Zorn schien verraucht, er machte einen einigermaßen gefassten Eindruck, aber als ich das Zimmer betrat, warf er mir einen kurzen, hasserfüllten Blick zu, den keiner der Polizisten bemerkte. Stan und ich spielten nach, was wir gemacht hatten. Als ich erwähnte, dass ich den DVD -Player abgeschaltet hatte, ging der Polizist mit der Brille zu dem Gerät und betrachtete es. Als er sah, dass keine DVD darin war, fragte er mich, was ich damit gemacht hätte.
    Bill ergriff das Wort, bevor ich antworten konnte. »Ich habe sie herausgenommen. Tut mir leid, ich dachte nicht, dass das wichtig wäre.«
    »Was haben Sie damit gemacht?« Der Polizist hörte sich nur mäßig interessiert an. Niemand hatte uns bedrängt oder einem Kreuzverhör unterzogen; soweit ich sehen konnte, stufte keiner den Tatort als verdächtig ein.
    »Auf den Stapel gelegt.«
    »Was war es für eine Disk?«
    Bill sah ihn einen Moment mit leerem Gesichtsausdruck an.
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Schon gut, machen Sie sich keine Sorgen. War es die hier?« Auf einem Schränkchen neben dem Fernseher lag ein Stapel DVD s. Der Polizist nahm die obere und hielt sie hoch. »Diese?«
    Bill nickte. »Das muss sie sein. Ich habe sie nicht angesehen.«
    Der Polizist nahm die DVD aus der Hülle und nickte bei sich. »
Barfuß im Park.
Ich mag den Film.«
    Bei der Scheibe handelte es sich um eine handelsübliche Verleih- DVD und ganz sicher nicht um die, die Stan und ich gesehen hatten, als wir Patricia fanden. Bill log. Ich war

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