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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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kam sie ohne Ray vorbei, dann haben wir uns unterhalten. Ich mochte sie, aber wir waren keine Freundinnen oder so.«
    »Warum hat sie sich nicht selbst Tabletten besorgt?«
    »Ihr Arzt wollte ihr keine verschreiben. Ich weiß nicht, warum.«
    »Hat sie Antidepressiva genommen?«
    »Natürlich, schon seit Jahren.«
    Wir tranken unseren Kaffee, gingen hinaus und standen vor dem Café in der Sonne, während Marla eine Zigarette rauchte.
    »Glaubst du, die Sache zwischen Pat und meinem Vater hätte irgendwo hingeführt?«
    Marla schüttelte den Kopf. »Sie hätte Bill nie verlassen. Er hat sie wie Dreck behandelt und alles gefickt, was sich bewegte, aber sie liebte ihn. Sie hatte diesen Traum, dass eines Tages alles gut werden würde zwischen ihnen. Und Ray schien sich bei der ganzen Affäre nie so richtig wohlzufühlen.«
    Marla drückte die Zigarettenkippe an der Hauswand des Cafés aus und ging ein paar Schritte auf dem Bürgersteig zu einem Abfalleimer. Ich sah ihr nach, bis mir einen Block entfernt auf der anderen Straßenseite eine Bewegung auffiel.
    Bill Prentice, der einen dunklen Anzug trug, kam die kurze Treppe des Rathauses herunter und stürmte direkt auf uns zu. Seinem Gesichtsausdruck entnahm ich, dass seine Wut auf mich ganz offensichtlich noch immer nicht verraucht war.
    Marla kam von dem Abfalleimer zurück und stellte sich dicht neben mich. Bill machte nicht langsamer, als er den Bürgersteig auf unserer Straßenseite erreichte, und als ich den Mund aufmachte, um ihn zu begrüßen, hob er die Faust und schlug mir so fest ins Gesicht, dass ich zu Boden ging. Ich rappelte mich auf, so schnell ich konnte, da ich mit weiteren Schlägen rechnete, aber es kamen keine.
    Bill stand zitternd vor uns und hielt die Arme starr an den Seiten, während er den Kopf blitzschnell zwischen Marla und mir drehte, als könnte er sich nicht entscheiden, wem er sich zuwenden sollte. Seine innere Anspannung schien so groß, dass er kein Wort herausbrachte, und in diesen stummen Sekunden sah ich, wie eine unendliche Traurigkeit seine Wut verdrängte, und wusste, ich sah einen Mann vor mir, für den die ganze Welt unverständlich geworden war.
    Als er schließlich doch reden konnte, klang seine Stimme erstickt. »Warum hast du das gemacht?«
    »Wir haben sie nur gefunden. Ich habe gar nichts gemacht.«
    Bill sah sich um, als wüsste er nicht, wo er sich befand, dann sah er mich wieder an. »Ich verstehe es nicht!«, brüllte er.
    Marla trat einen Schritt vor. Ihre Stimme bebte, als sie das Wort ergriff. »Bill, Sie stehen noch immer unter Schock. Sie sollten nach Hause gehen. Soll ich Sie hinfahren?«
    »Du Schlampe! Du miese kleine Schlampe! Was habe ich dir getan? Was habe ich dir angetan? Ich habe dafür bezahlt. Ich habe dich nicht angerührt, nur zugesehen. Was war falsch daran?«
    Marla sah mich unsicher an. Ich fühlte mich ratlos. Ich begriff seine Wut nicht und wusste nicht, wie ich ihm helfen sollte.
    »Bill, kommen Sie schon, Mann …«
    »Leck mich! Leck mich!«
    Dann brach er zusammen, schluchzte, ballte die Fäuste vor der Brust. Ein paar Leute blieben auf dem Bürgersteig stehen und glotzten. Einer der Wachtposten vom Rathaus kam herüber. Er erkannte Bill und stellte sich zwischen uns.
    Ich spürte, wie Marla mich packte und wegzog. Mir kam es nicht richtig vor, ihn so zurückzulassen, er war offenkundig verzweifelt, aber sie zog fester, und so ließen wir ihn zurück, wo er dem Wachmann in die Arme sank.
    Wir gingen zu meinem parkenden Pick-up. Da wir beide erschüttert waren, schlossen wir die Türen ab, als wir eingestiegen waren. Marla erschauerte.
    »Er hat davon gesprochen, was wir am See gemacht haben.«
    »Ja.«
    »Herrgott«, stöhnte sie. Ich legte eine Hand auf ihren Arm, aber sie riss sich wütend los.
    »Fass mich nicht an!«
    »Er hat nur Schuldgefühle. Wir können nichts dafür, dass er sich jetzt deswegen mies fühlt. Er glaubt, dass er es an uns auslassen kann.«
    Aber Marla hörte nicht zu. Ohne Vorwarnung drehte sie sich auf dem Sitz um und verpasste mir eine Ohrfeige. Der Hieb war nicht schlimm, traf mich aber auf derselben Seite wie Bills Faustschlag und brannte.
    »Was soll das?«
    »Warum musstest du fortgehen? Warum zum Teufel hast du nicht bleiben können? Sieh nur, was du aus mir gemacht hast! Eine, die sich vor den Augen eines anderen Mannes ficken lässt. Das ist abstoßend. Wir hätten ein Haus kaufen und ein Kind haben können. Wir wären normal und anständig gewesen. Wir hätten

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