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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Er trank einen großen Schluck und gab einen Knurrlaut von sich. »Energie für Plantasaurus!«
    Er hatte so schnell getrunken, dass ihm Tränen in die Augen schossen. Er blinzelte mehrmals und rülpste.
    Ich erzählte ihm von dem Unfall am Morgen. Seine Augen wurden groß, als er hörte, wie knapp wir davongekommen waren, dann wirkte er plötzlich vollkommen in sich gekehrt. Später ging er in sein Zimmer, zog das Batman-Kostüm an und setzte sich mit seinen Comics und Malsachen an den Schreibtisch.
     
    Stan und ich trafen uns im Ort mit meinem Vater, in der Werkstatt. Es gab drei in Oakridge, doch zufälligerweise hatten sie den Ford zu der gebracht, die einst Gareths Vater gehört hatte. Eine landesweite Kette hatte sie gekauft und ausgebaut; jetzt wurde sie von einem Team als Franchiseunternehmen betrieben. Die Männer trugen alle identische Overalls. Ein kleiner, dicker Mechaniker mit Notizblock kam zu uns. Er bewegte sich langsam, als hätte er Mühe, seine Fettmassen in Bewegung zu setzen.
    »Es ist da oben.«
    Er nickte zu einer Hebebühne, dann holte er eine Taschenlampe aus dem Overall und beleuchtete die Unterseite des Autos. Die Schäden waren enorm. Der Auspuff war weggerissen, der Antriebsschaft nicht mehr mit dem Differenzialgetriebe verbunden. Der Unterboden selbst sah zerkratzt und verbeult aus und war stellenweise mit Betonstaub überzogen.
    »Bremsversagen.«
    Mit der Taschenlampe folgte er einem dünnen Metallrohr, das irgendwo unter dem Motor herauskam und an der Unterseite verlief, bis es sich gabelte und zu den Bremsscheiben auf beiden Seiten führte. An der Stelle, wo das Rohr gekrümmt um den Motor herumführte, sah es verfärbt und angegriffen aus.
    »Kann jemand die Taschenlampe halten?«
    Ich nahm sie und hielt sie auf die Stelle gerichtet, während er sich mit einer Drahtschere an die Arbeit machte. Als er fertig war, trat er unter dem Auto hervor und streckte uns die Hand hin. Ein knapp zwanzig Zentimeter langes Stück des Rohrs lag auf seiner Handfläche. Das Metall auf einer Seite war korrodiert; ein etwa vier Zentimeter langes Loch verunzierte das Rohr. Mein Vater nahm es und betrachtete es eingehend. Sein Gesicht war wutverzerrt, er schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Unglaublich.«
    Der Mechaniker schnaubte verächtlich. »Ja, sieht ganz nach Materialermüdung aus.«
    »Aber dieses Material soll angeblich nicht ermüden.«
    »Was soll ich sagen? Sie haben ein schadhaftes Teil. Dieses Auto ist nicht mehr das jüngste.«
    »Es ist Baujahr  93 .«
    »Ja.«
    Mein Vater gab mir das Rohr. Ich reichte es Stan weiter, der ebenfalls ein »Unglaublich« hauchte.
    Der Mechaniker nahm seinen Notizblock und fuhr mit dem Finger eine Liste mit Eintragungen auf seinem gelben Formular entlang.
    »Ihr Auto hat einen Totalschaden. Hinterachse, Getriebe, Antriebsschaft, alles … nun ja, im Eimer. Rahmen verzogen. Blechschaden auf der gesamten rechten Seite. Es lohnt sich nicht, ein so altes Auto zu reparieren.«
    »Es ist gerade mal sechzehn Jahre alt.«
    »Ja.«
    Der Mechaniker unterschrieb das Formular sorgfältig, dann riss er das Blatt ab und gab es meinem Vater.
    »Das brauchen Sie für Ihre Versicherung.«
    Auf dem Heimweg wirkte mein Vater bedrückt und schwieg. Ein- oder zweimal versuchte ich, ein Gespräch in Gang zu bringen, doch wenn er antwortete, schien es, als hätte ich ihn von einem weit entfernten Ort zurückgeholt. Am Ende ließ ich ihn in Ruhe und hörte stattdessen Radio.
    Beim Abendessen gab mir Stan, als mein Vater nicht hersah, unter dem Tisch einen Tritt und formte stumm das Wort »Plantasaurus« mit den Lippen. Die Lagerhalle kostete uns jeden Tag Geld. Der gesunde Menschenverstand gebot, dass wir so schnell wie möglich mit unserem Geschäft anfangen sollten, daher konnte ich es beim besten Willen nicht mehr länger hinauszögern, meinem Vater von unseren Plänen zu erzählen. Aber im Augenblick, so kurz nach Pats Tod und jetzt nach dem Unfall, schien mir nicht der beste Zeitpunkt zu sein, ihm etwas zu erzählen, das er mit ziemlicher Sicherheit missbilligen würde. Daher schüttelte ich nur den Kopf in Stans Richtung, dann aßen er und ich schweigend weiter und beobachteten meinen Vater, der geistesabwesend in seinem Essen stocherte.

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    Kapitel Zwölf
    Eine Woche später, als wir offiziell mit Plantasaurus anfingen, hatte ich meinem Vater immer noch nichts davon erzählt. Stan und ich fuhren am Vormittag zum Gartenzentrum und stellten fest, dass es dort von

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