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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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reinzubringen und irgendwo hinzustellen, wo wir es schön fänden. Seine Stimme klang schroff, und ich sah, dass Stan ein wenig gekränkt reagierte.
    Wir gingen zum Wagen hinaus und schleppten die Kübel einen nach dem anderen in die Diele. Während Stan zwei der Tröge in die Diele stellte, trug ich mehrere runde Töpfe nach oben und suchte nach Plätzen, wo ich sie aufstellen konnte. Die meisten Zimmer, in die ich sah, waren gar nicht möbliert, nur im Schlafzimmer sah ich ein großes, ungemachtes Bett, mehrere Möbelstücke aus hellem Holz und einen begehbaren Kleiderschrank mit einem Ständer voll teurer Herrengarderobe. Als ich einen der Kübel in einer Ecke dieses Zimmers aufstellte, ging eine Schiebetür neben dem Schrank auf – und Vivian trat heraus, nass vom Duschen und in ein Handtuch gewickelt.
    Sie wirkte vollkommen entspannt.
    »Johnny, wie schön, dich wiederzusehen.«
    Ich zeigte auf die Pflanze. »Meine neue Firma.«
    »Sehr geschäftstüchtig.«
    Da mir sonst nichts einfiel, wandte ich mich wieder ab und wollte gehen.
    »Johnny.«
    »Ja?«
    »Es ist natürlich deine Sache, was du tust, aber Gareth ist sehr jung. Jedenfalls im Geiste.«
    »Ich sage ihm nichts.«
    »Er wäre sehr aufgebracht.«
    »Ich glaube, er wäre extrem aufgebracht.«
    Ich ging wieder nach unten, dann verließen Stan und ich das Haus, ohne dass wir mit Jeremy Tripp noch ein Wort gewechselt hätten. Als ich gerade die Einfahrt runterfahren wollte, hielt ein verbeulter orangeroter Datsun vor dem Haus. Rosie stieg aus und bewaffnete sich mit Eimern, einem Wischmopp und anderem Putzgerät. Stan sprang aus dem Pick-up, dann unterhielten sie sich eine Weile schüchtern miteinander. Als sie fertig waren, gab Stan ihr linkisch einen Kuss auf die Wange. Im Wagen verriet er mir, dass Jeremy Tripp Rosie eingestellt hätte, damit sie einmal die Woche sein Haus putzte.
    Wir hatten unseren ersten Auftrag erledigt. Stan war regelrecht ekstatisch. Auf dem Rückweg von den Slopes plapperte er ununterbrochen von seinen weiteren Plänen – Handzettel verteilen, jedem Geschäft in Oakridge einen Besuch abstatten, Pflanzen beim Großhändler in Sacramento bestellen …
    Den Rest des Tages verbrachten wir in unserer Lagerhalle und fuhren dann nach Hause. Auf dem Weg durch die Stadt sagte Stan, er wolle feiern, und so besorgten wir drei Portionen mit chinesischem Essen, um meinen Vater zu überraschen.
    Wir deckten den Tisch im Esszimmer und stellten das Essen in den Herd, damit es warm blieb. Wir setzten uns an den Küchentisch und warteten auf meinen Vater. Aber mein Vater kam nicht nach Hause.
    Nach sieben rief ich in seinem Büro an, aber es ging niemand ran, nur der Anrufbeantworter sprang an. Ans Handy ging er auch nicht. Es war unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, dass er Überstunden machte und einem potenziellen Kunden eine Immobilie zeigte, daher warteten wir. Nach einer Weile ging Stan fernsehen, und um acht nahmen wir das Essen aus dem Herd und aßen schweigend in der Küche zu Abend. Stan machte ein tapferes Gesicht, aber ich merkte, wie besorgt er war.
    Eine Stunde später rief ich die Polizei von Oakridge an. Ich wurde zu einem Detective durchgestellt, der mir versicherte, dass sie keine Meldungen über Verkehrsunfälle oder andere Vorkommnisse vorliegen hätten, die das Verschwinden meines Vaters erklären könnten. Er sagte, er würde sich mit dem hiesigen Krankenhaus und dem medizinischen Zentrum in Burton in Verbindung setzen und zurückrufen. Bis dahin sollte ich die Freunde meines Vaters und seine Arbeitskollegen anrufen, ob die etwas wussten.
    Der Chef meines Vaters hieß Rolf Kortekas. Ich fand ihn im Telefonbuch und rief bei ihm zu Hause an. Er konnte mir nur sagen, dass mein Vater das Büro wie gewöhnlich um sechs Uhr verlassen, aber nichts davon gesagt hatte, dass er noch jemandem ein Objekt zeigen wollte. Kortekas war davon ausgegangen, dass er gleich nach Hause gehen würde.
    Wer blieb noch? Mein Vater hatte keine engen Freunde, und die Frau, mit der er sich regelmäßig getroffen hatte, hatte man vor zwei Tagen beerdigt. Mir fiel nur noch Marla ein. Ich dachte mir, dass er vielleicht zu ihr gefahren wäre, um wegen Pat zu trauern. Ich rief bei ihr zu Hause an und auch auf ihrem Handy. Aber sie ging nicht ran.
    Als der Detective wieder anrief, hatte er nichts zu berichten. In keines der Krankenhäuser hier oder in Burton war ein Ray Johnson eingeliefert worden. Er sagte, er würde die Meldung an die Streifenwagen

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