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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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sitzen und plapperte ununterbrochen darüber, wie toll es sein werde, Geschäftsmann zu sein. Später, als er müde wurde, gab er uns beiden einen Kuss und ging nach oben ins Bett. Auf dem Weg dorthin hielt er die Kette von der Brust weg und versuchte, sie anzusehen.
    Mein Vater nahm einige Dokumente aus der Jackentasche und legte sie ordentlich vor mich hin.
    »Ich hatte heute einen Termin beim Steuerberater, weil einiges zu klären war, und dabei haben wir auch über das Grundstück in Empty Mile gesprochen. Er sagte, es wäre besser, wenn ich es einem von euch überschreiben würde. Anscheinend ist es steuerlich unvorteilhaft, wenn man ein Haus und noch ein zusätzliches Grundstück besitzt. Kapitalzuwachs oder so. Ich habe es nicht genau verstanden, aber er hat mir versichert, dass ich ein stattliches Sümmchen sparen könnte. Ich wollte dich daher fragen, ob es dir etwas ausmachen würde, wenn ich es dir überschreibe.«
    »Das Grundstück?«
    »Und die Blockhütte. Alles. Es ist bezahlt, du musst für nichts aufkommen. Es geht nur um die Steuervorteile.«
    »Du willst es wirklich mir überschreiben?«
    »Ich kann es keinem anderen anvertrauen. Du musst nur deine Unterschrift auf ein Blatt Papier setzen. Sonst nichts. Ich kümmere mich um alles andere. Mein Anwalt hat das aufgesetzt. Es ist eine standardmäßige Überschreibung.«
    Mein Vater blätterte die Unterlagen durch. Mein Name stand getippt unter mehreren Unterschriftslinien. Das alles kam mir ein wenig überraschend, aber er drückte damit ein derartiges Vertrauen in mich aus, dass ich ihn nicht enttäuschen wollte. Und wenn es ihm Steuervorteile einbrachte, konnte ich schwerlich Nein sagen.
    »Also gut, Dad.«
    Er zückte einen Kugelschreiber, behielt ihn aber noch einen Moment in der Hand. »Du musst mir nur eines versprechen, John, und das ist sehr, sehr wichtig. Sollte ich einmal abwesend sein, aus welchen Gründen auch immer, und es stellt sich die Frage, was du mit dem Grundstück anfangen sollst, du darfst es auf keinen Fall verkaufen. Okay? Wenn ich nicht da bin, um eine Entscheidung zu treffen, musst du es auf jeden Fall behalten. Verstehst du das?«
    »Klar, Dad, versprochen. Ich verkaufe das Land nicht.«
    »Guter Junge.«
    Und so unterschrieb ich die Dokumente, und mein Vater ebenfalls. Es waren zwei Durchschläge da, und er sagte mir, dass ich einen an einem sicheren Ort aufbewahren sollte, während er den anderen bei seinem Anwalt deponierte.

[zurück]
    Kapitel Dreizehn
    Jeremy Tripp wohnte auf der hangabwärts gelegenen Seite der Eyrie Street. Ich erkannte die Straße augenblicklich. Es war die erste, die von der steilen Straße durch den Wald abzweigte, wenn man die Slopes erreichte; dieselbe Straße, in der Vivian wohnte, Gareths Freundin.
    Sein zweistöckiges Haus war ein Musterbeispiel moderner Architektur mit kahlen weißen Mauern und dunklen Rauchglasfenstern, das in der schönen Natur ringsum brutal fehl am Platz wirkte. Eine hohe, akkurat geschnittene Hecke verlief um das halbe Grundstück herum. Tripps Einfahrt führte hinter diese Hecke und machte beim Haus eine scharfe Kurve in die Garage, wo sein Jaguar E-Type verhalten funkelte.
    Die Eingangstür stand offen; als wir läuteten, rief Tripp uns aus einiger Entfernung zu, dass wir reinkommen sollten. Im Inneren sahen wir eine geräumige Diele über die gesamte Höhe des Hauses. Vor uns führte eine Treppe in das Obergeschoss; rechts und links gelangte man durch Flure in die beiden gegenüberliegenden Flügel des Hauses. Polierter, weißer Stein verkleidete sämtliche Wände; kleine, in die Decke eingelassene Lichter strahlten golden und ließen den Stein funkeln. Sam drehte sich mit großen Augen im Kreis.
    »Mann, Johnny! Das ist wie Disneyland!«
    Tripp rief abermals, woraufhin wir den Flur rechts nahmen und ihm folgten, bis wir zu einer Veranda an der Rückseite des Hauses kamen, wo wir ein Jacuzzi und verschiedene Gartenmöbel aus Holz sahen. Von hier hatte man Ausblick auf den sanften Hang einer Rasenfläche, die an der dichten Mauer des Waldrands endete. Eine Zielscheibe fürs Bogenschießen stand vor den Bäumen; Jeremy Tripp feuerte mit einer Armbrust Pfeile darauf ab. Er war ein guter Schütze, sämtliche Pfeile steckten in den beiden inneren Kreisen.
    Stan stellte sich auf die Seite und verkündete in offiziellem Tonfall, dass wir hier wären, um mit unserer Arbeit anzufangen. Jeremy Tripp interessierte sich offenbar wenig dafür; er bat uns, die Pflanzen einfach

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