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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Foto gemailt, wissen aber nicht, ob uns das weiterbringt. Wir können aber mit Sicherheit sagen, dass alle Passagiere bis San Francisco durchgefahren sind und keiner unterwegs ausgestiegen ist. Ich brauche übrigens die Bankverbindung Ihres Vaters, damit wir die Kreditkartenzahlungen verfolgen können.«
    Stan hatte sich das alles angehört und rieb sich dabei die Hände, als täten sie ihm weh. Jetzt meldete er sich mit wütender Stimme zu Wort. »Mein Dad würde nicht einfach fortgehen. Sie spinnen.«
    Patterson sah ihn einen Moment unsicher an, und ich wusste, er schätzte ab, inwieweit Stan überhaupt in der Lage war, die Situation zu begreifen. Zu seiner Ehrenrettung muss ich betonen, dass er nicht wie ein Oberlehrer fortfuhr.
    »Nein, Sie haben recht, das scheint unwahrscheinlich. Aber ich muss jedes mögliche Szenario in Erwägung ziehen. Und bedauerlicherweise
ist
es eine Möglichkeit.«
    »Aber Stan hat recht. Es passt nicht zum Charakter meines Vater.«
    »Ich verstehe Sie gut, aber Tatsache ist nun mal, dass bei sehr vielen Vermisstenfällen die vermisste Person, ich weiß nicht …«, Patterson sah sich in dem Zimmer um, als suchte er eine andere Möglichkeit, es auszudrücken, dann gab er auf und fuhr fort, »… einfach durchdreht.«
    Stan hatte Tränen in den Augen. »Mein Dad dreht nicht durch!«, schrie er Patterson an. »Ihm ist was passiert!«
    Patterson nickte besänftigend. »Leider ist auch das eine Möglichkeit, und wir werden auf jeden Fall auch in diese Richtung ermitteln. Hören Sie, Stan, ob Sie wohl mit dem Officer hier ins Nebenzimmer gehen könnten. Er hat ein Formular, das Sie ausfüllen müssen, damit wir den Vermisstenfall offiziell zu den Akten nehmen können.«
    Der uniformierte Polizist stand auf. Stan zögerte einen Augenblick, dann folgte er ihm aus der Küche. Patterson sah mich abwägend an.
    »Ihr Bruder …«
    »Er hatte mit elf Jahren einen Unfall. Er war lange unter Wasser und hat eine Hirnschädigung davongetragen.«
    Patterson machte einen Eintrag in seinem Laptop. »Muss es für Ihren Dad doppelt schwer gemacht haben, ihn großzuziehen.«
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, aber ich kann mir ehrlich nicht vorstellen, dass mein Vater einfach so verschwinden würde.«
    »Hat er sich mit jemandem getroffen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Was glauben Sie denn, wie ich es meine?«
    »Na ja, ich weiß nicht …«
    »Johnny, dies ist nicht der Anlass, kreativ zu werden. Mit Diskretion helfen Sie weder ihm noch uns.«
    »Vor zwei Wochen sagte er mir, dass er ein Verhältnis mit Patricia Prentice hat. Aber mehr weiß ich wirklich nicht darüber. Mein Vater hat nicht gern über persönliche Dinge gesprochen.«
    Patterson zog ein erstauntes Gesicht. »Die Patricia Prentice, die kürzlich Selbstmord begangen hat?«
    Ich nickte.
    »Wie lange ging das schon?«
    »Offenbar sechs Monate.«
    »Wusste der Ehemann davon?«
    »Soweit ich weiß, nicht.«
    Patterson schnitt eine Grimasse. Er stellte noch einige Fragen, dann ließ er mich die offizielle Vermisstenanzeige ausfüllen. Als wir fertig waren, kamen auch Stan und der Uniformierte wieder in die Küche. Patterson packte das Laptop weg, schüttelte uns die Hände und versicherte uns, dass sich jeden Tag jemand bei uns melden würde, und sobald sie etwas wüssten, würden wir es erfahren. Vor Stan blieb er stehen, ehe er hinausging, und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Wir tun, was wir können, um Ihren Dad zu finden. Ich verspreche es.«
    Als er fort war, lief Stan in der Küche auf und ab und strich sich mit den Fingern durch das Haar.
    »O Mann, Johnny, o Mann … Was ist nur mit Dad passiert?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was hat er gemeint, als er von
Spuren
in dem Auto gesprochen hat?«
    »Ich vermute, er meinte einfach alles, was man als Hinweis werten kann.«
    Stan schüttelte ernst den Kopf. »Er hat von Blut gesprochen.«
    »Ich glaube nicht, dass er von Blut gesprochen hat, aber jedenfalls hat er gesagt, dass sie
keine
Spuren gefunden haben.«
    »Glaubst du, er ist mit dem Bus weggefahren? Glaubst du, dass er eigentlich schon immer fortwollte?«
    »Nein, auf keinen Fall. Du?«
    Stan sah mich kläglich an und schüttelte den Kopf. »Ich muss ein Kostüm anziehen, Johnny. Ich habe nicht genügend Kraft.«
    »Stan, hör mir zu, beruhige dich. Wir müssen einfach abwarten, die Polizei ihre Arbeit machen lassen und versuchen, nicht auszuflippen, solange wir nichts Konkretes wissen, okay?«
    Genau das machten wir,

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