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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Weile und stellten uns vor, wie Pat das Video sah, wie sie auf dem Bett lag und mitansah, wie ihr Mann masturbierte, während er einem zuckenden Paar zusah, und wie sie darauf wartete, dass Whiskey und Halcion ihre Wirkung taten und dem schrecklichen Wissen um die Entfremdung zwischen ihr und dem Mann, den sie wohl immer noch liebte, ein Ende bereitete. Und ich dachte auch an Bill, an die quälenden Schuldgefühle, die er empfunden haben musste, als er herausfand, was sie sich angesehen hatte.
    Und dann kam mir die Erleuchtung. »Bill hat das Video nicht gemacht. Er glaubt,
wir
waren es.«
    »Was?«
    »Darum ist er vor dem Black Cat so ausgeflippt. Nicht wegen irgendwelcher Schuldgefühle, weil er uns beim Vögeln zugesehen hat, sondern weil er glaubt, wir hätten das mit dem Video eingefädelt. Und vermutlich denkt er auch, dass wir Pat die DVD gegeben haben.«
    Marla stöhnte. »Du machst Witze.«
    »Aber wenn er es nicht war und wir wissen, dass wir es nicht waren, wer war es dann?«
    Marla sah mich ausdruckslos an und sagte nichts.
    »Ich denke an Gareth«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Er hasst Bill, denn als sie das Hotel gekauft haben, hat Bill ihnen gesagt, dass die Stadt eine neue Straße zum See rauf bauen würden …«
    »… und dann wurde sie nie gebaut. Ja, ich kenne die Geschichte.«
    »Er hat einen Grund, weshalb er ihm schaden möchte. Ich begreife aber nicht, woher er wusste, wo er die Kamera anbringen musste. Und wann er sie einschalten musste. Ich meine, es war schließlich Bill, der uns zu der Stelle geführt hat.«
    Marla schwieg ziemlich lange. »Weißt du, was ich gern machen würde, Johnny?«, fragte sie dann. »Was ich wirklich gern machen würde? Ich würde gern vergessen, dass diese Sache im Wald je passiert ist.«
    Dann stand sie auf und sagte, sie wäre müde und würde eine Weile nach oben gehen, sich hinlegen. Als sie fort war, saß ich auf der obersten Treppenstufe der Küche, sah in den Garten und dachte darüber nach, wie sehr Marla sich verändert hatte. Als ich sie nach meiner Rückkehr wiedertraf, war sie natürlich älter geworden. Die Einsamkeit und das Leben, das sie hatte führen müssen, hatten ihren Tribut gefordert. Aber sie hatte noch ein Feuer in sich gehabt, sie fühlte sich noch jung und glaubte, es könne jederzeit ein besseres Leben beginnen. Jetzt sah es aus, als wäre das Feuer erloschen, als hätte das Leben sie so mitgenommen, dass ihr nichts mehr an der Wahrheit über den Tod einer Frau lag, die sie ihre Freundin genannt hatte.
     
    Später am Tag fuhren Marla und ich nach Empty Mile, um Stan abzuholen. Der strahlend klare Himmel hatte sich ein wenig verdunkelt, die langen Grashalme sahen aus, als stünden sie in Flammen, dort, wo die letzten Sonnenstrahlen darauf fielen.
    Stan und Rosie lagen mitten auf der Wiese auf dem Rücken, blickten zum Himmel hinauf und hielten Händchen. Rosie hatte einen Kranz aus Gänseblümchen geflochten, den Stan wie eine Krone auf dem Kopf trug. Ich stand mit Marla neben dem Pick-up und beobachtete sie eine Weile. Ich wollte nur ungern ihre Zweisamkeit stören.
    Dieser Landstrich mit seinen Bäumen, dem Vogelgezwitscher und der schützenden Felswand wirkte im Vergleich zu der Hölle, zu der unser Leben in der Stadt geworden war, wie die reinste Idylle. Und während ich das Bild, das sich mir bot, betrachtete und den Frieden genoss, kam mir der Gedanke, dass die Lösung von mindestens einem meiner Probleme direkt hier vor meiner Nase lag.
    Die Blockhütte, die zu dem Grundstück gehörte, hatte drei Schlafzimmer, einen großen Wohnraum mit Küchenzeile, einen Regenwassertank, eine Sickergrube und Elektrizität. Wasser, Energie, vier Wände und ein Dach. Platz genug für uns drei. Und das Beste war, das Geld, das wir für Miete hätten ausgeben müssen, konnten wir in Plantasaurus investieren. Das würde nicht ausreichen, die Firma vor der Konkurrenz durch Jeremy Tripp zu retten, aber wir könnten Stans Traum noch eine Weile am Leben halten. Und für Marla und mich wäre es ebenfalls das Richtige. Unsere Beziehung würde sich erst weiterentwickeln, wenn wir wirklich wieder unter einem Dach lebten.
    Ich sprach das Thema auf der Rückfahrt nach Oakridge an. Fünf Tage später veranstalteten Stan und ich einen Flohmarkt, verkauften alles, was wir nicht mitnehmen wollten, und zogen in die Blockhütte. Marla sollte uns in der Woche darauf folgen.

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    Kapitel Zweiundzwanzig
    Die ersten Tage in der Blockhütte achtete ich darauf,

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