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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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über uns. Aber das war natürlich unmöglich, und so legte ich einfach den Arm um sie, starrte in die Dunkelheit und erzählte ihr von dem neuen Pflanzenverleih in der Stadt, von Bill Prentice’ Versuch, uns aus der Lagerhalle zu werfen, und wie sehr Stan das alles mitnahm.
    »Daher die Falter?«
    »Er glaubt, sie sind seine Verbindung zu einer anderen Welt, die ihm Kraft senden kann.«
    »Davon könnte ich auch etwas brauchen.«
    »Wer nicht.«
    »Hat Chris Reynolds dir mit Empty Mile weitergeholfen?«
    »Ich weiß nicht. Ich blicke immer noch nicht durch. Aber mein Vater hat anscheinend irgendetwas gewusst, das niemand sonst wusste. Chris sagte, Empty Mile erhielt seinen Namen, weil jemand bereits alles leer geräumt hatte, als das Heer der Goldsucher eintraf. Und offenbar denken das alle, die sich damit beschäftigt haben. Aber mein Vater fand ein altes Tagebuch aus der Zeit des Goldrausches, in dem der Typ schreibt, dass er sich an der Stelle des Flusses befand, die später Empty Mile genannt wurde. Und wie es aussah, hatte dort noch nie jemand nach Gold gesucht. Er war der Erste, verstehst du? Aber er findet kein Gold. Er wäscht die ganze Biegung entlang und findet nichts. Und er hat sein Tagebuch zwei Monate vor dem Brief geschrieben, den Chris uns gezeigt hat.«
    »Und? Empty Mile ist immer noch Empty Mile.«
    »Ja, nur glauben alle, dass es einmal Gold dort gab und es geschürft wurde, aber mein Vater wusste, dass es da von vornherein kein Gold gab. Empty Mile war einfach leer, Ende der Geschichte.«
    »Und warum hat er das Land trotzdem gekauft?«
    Ich hätte ihr gern eine stichhaltige Erklärung gegeben, einen unangreifbaren Grund, weshalb ich das Land nicht verkaufen wollte, aber die Tatsache, dass dort nie Gold gefunden wurde, schien mehr dafür zu sprechen, es abzustoßen, als es zu behalten. Ich seufzte.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Und noch eine Frage quälte mich, während wir im Bett lagen und den Schlaf suchten: die Verbindung zwischen meinem Vater und Gareth. Beide waren in Millicents Haus gewesen und hatten das Tagebuch gelesen. Chris Reynolds von der Elephant Society hatte gesagt, dass sie in irgendeiner Beziehung zueinander gestanden hätten, und Gareth behauptete sogar, sie seien Freunde gewesen.
    Andererseits hatte mich mein Vater in seiner Trunkenheit, als er von Pats Tod erfuhr, ausdrücklich vor ihm gewarnt, und aus der Tatsache, dass Gareth den Sitzungen der Elephant Society vor drei Monaten fernblieb, während mein Vater weiter hinging, deutete für mich auf eine Art Zerwürfnis zwischen den beiden hin. Was mir durchaus logisch vorkam. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mein Vater etwas an Gareth fand, das er bewundern oder respektieren könnte. Allerdings verstand ich auch nicht, wieso er sich überhaupt mit ihm eingelassen hatte.
    Ich lag lange Zeit wach und stellte mir imaginäre Gespräche zwischen den beiden vor. Danach machte ich mir Sorgen wegen Stan. Und dann schlief ich endlich, endlich ein.

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    Kapitel Einundzwanzig
    Als ich am nächsten Morgen erwachte, befiel mich sofort Verzweiflung. Es kam mir wie eine unumstößliche Gewissheit vor, dass ich in sämtlichen Bereichen meines Lebens eine Bruchlandung hinlegen würde. Stan verlor den Verstand, wir würden am Ende irgendwo leben müssen, wo wir nicht leben wollten, Bill Prentice und Jeremy Tripp würden uns aus der Lagerhalle hinauswerfen und Plantasaurus einen allzu frühen Tod sterben.
    Stan saß schon in der Küche, las einen Comic und aß Cornflakes, als ich nach unten kam. Er trug frische Kleidung – dunkelblaue Jeans und ein gelbes Polohemd – und hatte das Haar gewaschen und mit Brylcreem frisiert. Es sah nicht danach aus, als hätte er unter dem Hemd irgendwelche Falter an sich kleben. Er machte einen ernsten, aber entspannten Eindruck, als hätte der Schlaf den Druck unserer momentanen Probleme ein wenig gemildert.
    »Weißt du, warum ich Comics mag, Johnny? Darin geht es um eine andere Lebensweise. Die Comic-Welt ist nicht wie diese hier.«
    »Oakridge ist nicht Gotham City, das steht fest.«
    »Ich tue so, als würde alles in den Comics wirklich passieren, nur in einer anderen Dimension, die wir nicht sehen können.«
    Die Depremiertheit, mit der ich aufgewacht war, schaltete einen Gang hoch. Stan aß seine Cornflakes auf. Draußen hörte ich leise eine Hupe. Stan stand hastig auf und trug die leere Schüssel zur Spüle.
    »Das ist Rosie. Der Saal hat am Wochenende geöffnet, wir

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