Empty Mile
gehen Tanzen üben.«
»Habe ich das irgendwie vergessen?«
»Johnny, du hast Marla hier. Du machst Sachen mit ihr.«
»Schon gut, aber sag mir nächstes Mal Bescheid, ja?«
»Klar, Johnny. Kannst du mich später bei Rosie abholen? Da fahren wir nämlich hin.«
»Ja, geht klar.«
Er blinzelte mir zu und formte eine Pistole mit der Hand. »Dann bis später, Partner.«
Er ging hinaus; einen Augenblick später hörte ich Rosies Datsun wegfahren.
Als Marla zum Frühstück herunterkam, hatte ich beschlossen, es noch einmal bei Bill Prentice in seiner Blockhütte zu versuchen und irgendwie aus ihm herauszukitzeln, was er mit der Lagerhalle vorhatte. Wenn er sie Jeremy Tripp verkaufte, konnte ich mich wenigstens darauf vorbereiten und mich vielleicht nach einem anderen Ort für unser Geschäft umsehen. Und wenn nicht, konnte ich wenigstens einen Punkt von meiner Liste streichen, über den ich mir Sorgen machen musste.
Es war ein wunderschöner Tag, kaum Wölkchen am blauen Himmel und eine leichte Brise, durch die sich die Luft im Becken von Oakridge fast frisch anfühlte. Marla und ich fuhren zu Bill Prentice’ Blockhütte, schwiegen aber fast die ganze Zeit. Nach der Szene vor dem Black Cat wollte sie nicht einmal in seine Nähe kommen; ich musste eine halbe Stunde auf sie einreden, damit sie mitkam, um mich zu unterstützen. Sie hätte sich allerdings keine Sorgen machen müssen, denn als wir zu der Blockhütte kamen, war niemand da.
Wir parkten das Auto und gingen zu dem Haus. Es waren keine anderen Fahrzeuge zu sehen, die Hütte selbst machte den trostlosen Eindruck eines Hauses, das unbewohnt ist. Ich klopfte, aber es öffnete niemand. Ich klopfte erneut und hörte, wie jeder Schlag im Innern verhallte.
Es war nicht schwer, in diese Blockhütten einzubrechen. Türen wackelten in den Zargen, Fenster in den Rahmen, die Schlösser waren vergleichsweise primitiv. Mir wurde klar, was für eine Gelegenheit sich mir hier bot. Ich hatte Jeremy Tripp in der Hütte gesehen. Möglicherweise befand sich etwas darin, das mir einen Hinweis gab, was er und Bill vorhatten. Ich ging zum Pick-up zurück und holte einen Schraubenzieher.
Das Fenster an der Seite der Blockhütte, das mir schon einmal so nützlich gewesen war, ließ sich mit ein wenig Hebelwirkung mühelos öffnen. Ich hob Marla hoch und kletterte hinter ihr hinein. Einen Moment standen wir reglos in dem Raum, warteten ab und horchten. Aber kein Hund kam knurrend unter einem Tisch hervor, kein messerschwingender Hinterwäldler zur Tür reingestürmt, und so entfernten wir uns vom Fenster und durchsuchten die Hütte.
Bei Tageslicht sah es im Inneren unordentlich und schmutzig aus. Es roch nach altem Essen und ungewaschener Kleidung. Die Spüle am Ende des Hauptraumes war übersät mit schmutzigem Geschirr und offenen Dosen, überall standen und lagen Sachen auf den Ablageflächen, die in den Müll oder anderswo hingehört hätten.
Im Schlafzimmer suchten wir zuerst. Wir fanden nur ein zerwühltes Bett, eine Lampe auf einem Nachttisch und stapelweise Kleidung auf einer niedrigen Kommode. Das kleine, angrenzende Badezimmer sah gleichermaßen karg aus – ein Handtuch, ein Stück Seife, eine Zahnbürste und Rasierzeug. Wenn es überhaupt etwas zu finden gab, dann offenbar im Wohnraum.
Als Erstes überprüfte ich ein großes Blatt Papier, das ich bei meinem ersten Besuch bereits gesehen hatte. Es lag noch auf dem Beistelltisch und war tatsächlich ein Bauplan, aber für das Gartenzentrum, wie es stand, nicht für ein geplantes Hotel.
Die nächsten zwanzig Minuten hoben wir hastig alles Mögliche auf und legten es genau so wieder hin, während wir die ganze Zeit horchten, ob ein Auto kam, fanden jedoch keinen Hinweis darauf, woher Bill und Jeremy Tripp sich kannten oder welche Absichten Bill mit der Lagerhalle hatte, wenn er denn welche hatte.
Aber wir fanden etwas anderes.
An der Wand gegenüber dem Fenster, durch das wir eingedrungen waren, stand über ihre gesamte Länge ein hüfthohes Bücherregal. Es war vor allem gefüllt mit Taschenbüchern. Es gab aber auch Bildbände über die Landschaft und die Geschichte der Gegend. Außerdem bewahrte Bill dort einen kleinen Stapel DVD s auf. Ich ging sie durch, obwohl ich nicht damit rechnete, dass ich etwas Interessantes finden würde, aber ziemlich weit oben auf dem Stapel entdeckte ich eine, die ich schon einmal gesehen hatte – im Haus von Patricia Prentice, als Stan und ich bei ihrem Leichnam auf Bill und die
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