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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Polizei warteten. Eine selbst gebrannte Scheibe mit einem Smiley-Aufkleber auf der Oberseite.
    Ich zeigte sie Marla und sagte ihr, dass Patricia sich die offensichtlich angesehen hatte, bevor sie sich umbrachte. Hätte es sich um Dokumente oder einen Vertrag gehandelt, hätte ich sie möglicherweise gestohlen, damit ich sie mir zu Hause in aller Ruhe ansehen konnte. Aber ich brachte es nicht fertig, etwas mitgehen zu lassen, das so eng mit diesem Tag verknüpft war, das Bill offenbar so viel bedeutete, dass er es vor der Polizei verbarg und mit in sein selbst gewähltes Exil in den Bergen nahm. Stattdessen sahen Marla und ich uns die DVD im Fernseher in der Ecke an.
    Die ersten Sekunden sahen wir nur Schnee, dann wurde das Bild unvermittelt klar und zeigte hohes Gras, eine flache Mulde und Bäume im Hintergrund. Neben mir gab Marla ein Stöhnen von sich und schlug die Hand vor den Mund.
    Die Szene blieb unverändert. Ich spulte etwa zwanzig Minuten vor, in denen sich nur das Gras leicht im Wind bewegte. Dann kamen drei Leute ins Bild. Marla, ich und Bill Prentice. Die Kamera musste sich dreißig bis fünfzig Zentimeter über unseren Köpfen auf einem der Bäume befunden haben; die Perspektive war so eingeengt, dass die Mulde fast den gesamten Bildschirm beanspruchte.
    Danach folgten zehn Minuten Action, zehn Minuten, in denen Marla und ich uns auszogen, dann meinen nackten Rücken und Marlas zuckende Beine. Und Bill, der uns zusah.
    Die Kamera hatte auch den Ton aufgenommen, doch der Wind, der im Laub raschelte, übertönte fast alles Übrige. Bills Anweisung, dass wir uns ausziehen sollten, war gerade noch zu verstehen, doch die wenigen Worte, die Marla und ich sprachen, bildeten lediglich ein dumpfes Murmeln vor dem Hintergrund des Raschelns.
    Die Kamera wackelte nicht und wurde nicht bewegt, es wurde nicht gezoomt. Ich vermutete daher, dass sie irgendwo fest installiert worden war. Tatsächlich hätte sich niemand in so unmittelbarer Nähe von uns aufhalten können, ohne dass wir ihn gesehen hätten.
    Es war bestürzend, mich so zu sehen, wie ich aussah, wenn ich keine Ahnung hatte, dass ich gefilmt wurde. Und es war äußerst merkwürdig anzusehen, wie wir einfach aufstanden und aus dem Bild gingen, als der Sex zu Ende war. Zuerst Bill, noch ehe wir uns wieder anzogen. Danach Marla und ich, ein paar Minuten später, bedrückt und schweigend. Ich rechnete damit, dass die Kamera sich drehen und uns folgen würde, um ein filmreifes Ende zu präsentieren, doch sie verweilte auf der Stelle, wo wir gelegen hatten, und dabei blieb es, während ich den Rest der Aufzeichnung im Schnelldurchlauf vorspulte.
    Ich legte die DVD wieder auf das Bücherregal zurück und schaltete den Fernseher aus. Marla und ich verließen die Blockhütte auf der Stelle. Wir fuhren zum Haus und sagten kein Wort, abgesehen von einem gehauchten »Herrgott« oder einem fassungslosen »Scheiße«.
    In der Küche staute sich die Hitze des Nachmittags. Als wir dort anlangten, öffnete ich Fenster und Verandatür, schenkte kalte Limo in Gläser ein, dann setzten wir uns an den Tisch und betrachteten den grün-goldenen Schleier des Gartens.
    Als Marla das Wort ergriff, klang ihre Stimme tonlos und endgültig. »Es ist unsere Schuld, dass sie sich umgebracht hat.«
    »Man bringt sich nicht um, nur weil man ein Video sieht, auf dem der Ehemann anderen Leuten beim Sex zusieht.«
    »Aber das gab offensichtlich den Ausschlag. Wenn ich Nein gesagt hätte, wäre sie noch am Leben.«
    »Vielleicht auch nicht.«
    »Ich hätte es nicht machen sollen.«
    »Wir waren zu zweit, es betrifft nicht nur dich.«
    Marla schüttelte traurig den Kopf. »Doch. Du hättest zu allem Ja gesagt. Und das wusste ich.«
    »Ja, es war eine Dummheit, aber wir konnten nicht ahnen, dass wir dabei gefilmt wurden. Und wir konnten ganz bestimmt nicht ahnen, dass Patricia es je zu sehen bekommen würde. Es gibt keinen Grund, sich einzureden, dass wir sie getötet haben. Wenn jemanden die Schuld trifft, dann Bill.«
    »Glaubst du, dass er es aufgenommen hat?«
    »Wer denn sonst? Er hat die Stelle ausgesucht. Er hätte die Kamera vorher mit Leichtigkeit auf dem Baum verstecken und mittels Fernbedienung einschalten können. Sehr effizient. Er kann uns dabei zusehen und bekommt den Film noch obendrein.«
    »Aber ihn dann Pat geben? So fies ist er nicht.«
    »Vielleicht hat sie ihn zufällig gefunden.«
    »Er wäre ein Vollidiot, wenn er so etwas herumliegen lassen würde.«
    Wir schwiegen eine

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