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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Monteagudo
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hab’s schon mehrmals versucht, aber ich schaff’s einfach nicht. Mir fehlt die Willenskraft.»
    «Aha», sagt Hugo verlegen. «Versucht hab ich’s auch mal.»
    Sie schweigen. Ginés zieht genüsslich an seiner Zigarette und bläst den Rauch nach oben, zum mattschwarzen Himmel.
    «Ich rege mich nur über diese Heuchelei auf», greift Hugo das Thema wieder auf, «diese pharisäerhafte Haltung, einerseits die Raucher zu verteufeln, als wären sie eine Gefahr für die Gesellschaft, und andererseits …»
    «Du hast ja recht», nimmt Ginés ihm den Wind aus den Segeln und dreht sich abrupt zur Tür um. «Sag mal, warum sind wir hier?»
    «Wie meinst du das?»
    «Na, dieses Abendessen, dieses Treffen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur einer von uns richtig Lust darauf hatte.»
    «Ich bestimmt nicht», bestätigt Hugo, wirft die Kippe weg und drückt sie mit dem Fuß aus. «Als Nieves angerufen hat, habe ich sie erst mal hingehalten. Ich würde sie zurückrufen, hab ich gesagt. Eigentlich wollte ich mir eine Ausrede ausdenken, aber dann hat Cova Gefallen an der Idee gefunden.»
    «Ich hab sofort zugesagt», unterbricht ihn Ginés mit nachdenklicher Stimme, als hätte er Hugo gar nicht zugehört. «Ich weiß auch nicht, warum. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das hier eine Schnapsidee.»
    «Und das Essen?», wendet Hugo ein und wirkt plötzlich hellwach. «Nieves hat sich richtig Mühe gegeben, sie hat alles mit viel Liebe vorbereitet. Du kennst ja Nieves.»
    Hugo hält kurz inne, versucht in der Dunkelheit, Ginés’ Gesicht zu erkennen, aber es ist hinter dem Zigarettenqualm verborgen.
    «Ist ein bisschen schlicht geraten, findest du nicht?», fährt Hugo fort. «Plastikbecher und Aufschnitt, der aneinanderpappt. Und dann dieser Kochschinken. Das einzig Gute war die Tortilla, und die war in null Komma nichts weg.»
    «Das hat alles sie spendiert», sagt Ginés. «Sie wollte partout kein Geld annehmen.»
    «Also ich gebe lieber fünfzig Euro aus und esse vernünftig. In Somontano gibt es ein ziemlich gutes Restaurant, da hätten wir uns treffen sollen. Danach hätten wir hier immer noch Rotwein mit Cola saufen können wie in alten Zeiten.»
    «Nicht jeder kann einfach so fünfzig Euro für ein Essen auf den Tisch legen. Was Nieves mitgebracht hat, war garantiert nicht so teuer.»
    «Hab ich fünfzig gesagt? Ich meinte fünfundzwanzig. Ich rechne immer doppelt, das ergibt sich so, wenn man mit einer Frau zusammenlebt, die nicht berufstätig ist.»
    «Deine Frau scheint mir sehr sensibel zu sein.»
    «Das kannst du laut sagen. Und kultiviert. Sie kultiviert Körper und Geist, und das vierundzwanzig Stunden am Tag. Sonst hat sie ja auch nichts zu tun.»
    «Darf ich das so verstehen, dass sie den Haushalt führt?»
    «Wie sieht’s denn bei dir aus?»
    «María und ich haben uns mit ihr unterhalten. Wir haben sie auch nach ihrer Arbeit gefragt, und sie …»
    «Das nennst du Arbeit?»
    «Na ja, ich hab noch nie meinen Haushalt geführt, also kann ich nicht aus eigener Erfahrung sprechen. Ich kann nur sagen, dass hier Leute sind, die gut verdienen und weniger arbeiten als eine Hausfrau.»
    «Sprichst du von mir?», fragt Hugo verunsichert. «Ich muss mich ganz schön reinhängen, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Es ist kein Spaß, jeden Morgen um sieben Uhr aufzustehen, dreihundert Kilometer runterzureißen und sich mit blöden Kunden rumzuschlagen, die …»
    «Hugo, ich habe nicht von dir gesprochen. Ich glaube dir aufs Wort, dass du einen harten Job hast. Ich wollte nur sagen, dass Hausarbeit viel Zeit kostet und nicht gerade prickelnd ist. Jedenfalls hat man kein aufregendes Sozialleben, wenn man den Boden wischt.»
    «Mach dir um Cova keine Sorgen. Um ihr ‹Sozialleben› kümmert sie sich schon selbst. Es gibt keinen Kurs, kein Seminar, keinen Workshop, den sie nicht schon besucht hätte. Wehe, ihr fällt eine Faltbroschüre in die Hände.»
    Hugos Kommentar entlockt Ginés den Anflug eines Lächelns.
    «Ich will nicht mit dir streiten», sagt er beschwichtigend. «Jeder soll so leben, wie er will. Apropos, wolltest du nicht Schauspieler werden? Und sag nicht, dass eine Bettszene mit Monica Bellucci dich nicht reizen würde.»
    «Hängt davon ab, wie groß die Rettungsringe sind», antwortet Hugo lächelnd. «Meine, wohlgemerkt. Die Kamera kennt kein Erbarmen. Nein, im Ernst. Wenn man etwas gut kann, etwas Schwieriges, Außergewöhnliches, etwas, das nicht jeder kann, das niemand besser

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